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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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asketischer Mann, der Alexios allenfalls bis an die Brust reichte, befand sich im Alter des Fürsten.
    »Kämpfer?« Sigismund lachte dröhnend auf. »Auch wenn Euer Vorname an Julius Cäsar erinnert, seid Ihr es dennoch nicht. Ihr seid ein Kardinal! Wollen wir uns einen kleinen Kampf gönnen, um zu zeigen, wer ein Kämpfer ist, Herr Pfaffe?«
    »Der Zorn ist eine Todsünde, mein Sohn. Lasst ihn fahren dahin«, erwiderte der Kirchenfürst mit großer Ruhe. Sigismund schüttelte resigniert und etwas ratlos den Kopf. Sein Blick fiel auf den Fürsten. »Und Ihr, mein Herr aus Konstantinopel? Was wollt Ihr von mir? Geld? Ich habe keins. Beistand? Wenn mein Arm genügt? Männer? Ich habe keine. Weiber? Die könnt Ihr haben, die sind im Überfluss da! Mit und ohne etwas zwischen den Beinen!«, brüllte der König weiter.
    Nur eine einzige, ganz bestimmte Frau will ich, dachte Alexios, und unwillkürlich erschien ein vorwitziges Lächeln auf seinen Lippen, das Sigismund nicht entging. Der König warf einen prüfenden Blick auf seine Gemahlin, die zog aber nur die Augenbraue hoch.
    »Was also?«, steigerte er sogar noch seine Lautstärke, weil er sich von dem Griechen, von dem halben Ketzer verhöhnt fühlte. Alexios ließ sich jedoch nicht ins Bockshorn jagen. Barbara hatte ihm einmal verraten, dass der König die Wutanfälle stets kalten Blutes produzierte, wenn es ihm hilfreich erschien, Bestürzung und Schrecken zu verbreiten. Sigismund kalkulierte immer zu seinem Nutzen und agierte durchaus mit diplomatischem Geschick.
    Die Niederlage des Kreuzfahrerheeres im böhmischen Taus gegen die Hussiten Prokops des Kahlen hatte den König nicht nur gedemütigt, sondern auch seine Herrschaft über Böhmen und seine Autorität im Reich infrage gestellt. Das konnte er sich nicht leisten, das forderte nur die Frechheiten seiner Konkurrenten in seiner eigenen Familie und im Reich heraus. Die Ketzer tanzten ihm auf der Nase herum, und es war kein christliches Kraut gegen sie gewachsen. Nun, sie hassten ihn dafür, dass er ihren Prediger, Jan Hus, auf den Scheiterhaufen hatte zerren und verbrennen lassen, obwohl er ihm freies Geleit zugesichert hatte. Nie würden sie Frieden mit ihm schließen, er musste sie vernichten.
    Es konnte nicht schaden, beschloss Alexios, der seine Abneigung gegen den baumlangen Kerl auf dem Thron durch eiserne Selbstbeherrschung unterdrückte, den nur scheinbar erregten König noch etwas zu reizen, um ihn vielleicht aus der Reserve zu locken. Barbara hatte ihm nämlich auch erzählt, dass Sigismund ein Ziel mit besonderem Nachdruck verfolgte: Er wollte endlich Kaiser des Römischen Reiches werden.
    »Der Kaiser der Rhomäer, mein Herr Johannes VIII. Palaiologos, entbietet Euch, Herr König, den allerchristlichsten Gruß.« Den Titel Kaiser hatte er besonders betont. Aus den Augenwinkeln entdeckte er, dass Barbara nur mühsam ein Lächeln unterdrückte. Sigismund lief violett an, dass man schon fürchtete, ihn treffe der Schlagfluss. »Der Kaiser der Rhomäer?«, knurrte der König, doch gelang es ihm, sich zu beherrschen. »Sagt dem Kaiser der Griechen, dass der Römische König ihn ebenfalls grüßt. Gut katholisch!«, dabei grinste er plötzlich.
    Nicht übel, dachte Alexios. »Majestät, Ihr leistet Großes im Kampf gegen die böhmischen Ketzer, doch überseht nicht die weitaus größere Gefahr, die im Süden Eures Reiches heraufzieht.«
    »Meint Ihr die Türken?«
    »Sehr wohl. Die muslimischen Teufel meine ich. Wenn wir nicht wollen, dass eines Tages der Antichrist über die Welt herrscht, unsere Kirchen zu Pferdeställen, unsere Kinder zu Teufelsanbetern macht, unsere Frauen in Bordelle verschleppt, die der Antichrist Harem nennt, dann ist jetzt hohe Zeit zu handeln.« Alexios sah, dass der Kardinal Cesarini sich ihm zuwandte.
    »Ich weiß, sie verheeren meine Lande, sie plündern und brennen und morden. Sie sind eine Plage«, entgegnete Sigismund stöhnend.
    »Herr, sie sind viel mehr, mehr als alle biblischen Plagen zusammen! Setzt Euch an die Spitze eines Kreuzfahrerheers. Und alle werden Euch folgen. Alle, die an Christus, unseren Herrn, glauben. In schimmernder Wehr werden die Verteidiger des Glaubens über die Ungläubigen herfallen, sie aus dem Abendland, aus Anatolien und schließlich aus dem Heiligen Land vertreiben.«
    Sigismund lehnte sich zurück. Die Zornesfalten auf der Stirn glätteten sich. Jetzt hatte er, Alexios, wirklich die Aufmerksamkeit des Königs. Deshalb setzte er nun seine

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