Byzanz
stärkste Waffe ein, den Angriff auf Sigismunds Eitelkeit. »Ihr möchtet in Rom zum Kaiser gekrönt werden? Wahrlich, kein schlechter Ort. Aber bescheidet Euch nicht! Warum denn Rom? Einem so großen Herrn wie Euch steht ein besserer Krönungsort an: die Grabeskapelle in Jerusalem.«
Sigismund lächelte feinsinnig. »Wünscht das auch der Kaiser der Rhomäer? Ihr wisst doch, wer in Jerusalem gekrönt wird, ist Kaiser der Kaiser.«
»Papst und Kaiser in einem, Schutzvogt Christi, hoher Herr!«, sagte Alexios mit einer Selbstverleugnung, die ans Übermenschliche grenzte.
Cesarini zuckte zusammen. Entweder war der Grieche dumm, oder er verhöhnte den König. »Papst und Kaiser in einem ist nur unser Herr Jesus Christus, der zu seinem Vikar den Papst bestellt hat. Und aus den Händen des Stellvertreters Christi empfängt der Kaiser als Schutzvogt der Kirche das Schwert, um das weltliche Regiment zu führen.«
»Da hört Ihr’s. So schön Eure Vorstellung auch ist, die Kirche ist dagegen«, sagte der König mit undurchdringlicher Miene. Alexios kam nicht mehr dazu, sich zu fragen, ob das ironisch oder ernst gemeint war, denn schon antwortete Cesarini: »Die Kirche ist nicht gegen einen Kreuzzug!«
»Dann gebt Geld!«, forderte Sigismund, der aus irgendeinem Grund den kleinen Kardinal verachtete, vielleicht weil er im Gegensatz zu ihm von kleinem Wuchs war. Hochaufgeschossen, wie er war, verwechselte er Länge mit Größe.
»Wir werden für den Heiligen Krieg gegen die Heiden sammeln«, versprach Cesarini.
»Werdet Ihr?«, höhnte Sigismund.
»Ja. Ich werde mit Seiner Heiligkeit sprechen.«
»Und die Ketzer in Böhmen?«
»Kommen auch noch an die Reihe. Aber zuvor sagt mir, Fürst Angelos, ist die Kirche des Ostens bereit zu einer Union mit der Kirche des Westens? Denn das wäre die Bedingung dafür, dass wir Euch und natürlich auch uns die Türken vom Hals halten. Antwortet nicht vorschnell. Ihr kennt unsere Bedingungen?«
»Ich kenne sie. Kaiser Johannes VIII. ist bereit zu einem Unionskonzil. Lasst uns zu einer Einigung kommen, denn bisher ziehen die Heiden Nutzen aus unserer Zwietracht.«
»Wie stehen Eure Majestät dazu?«, fragte der Kardinal den König mit einer Strenge, als examiniere er einen lernunwilligen Schüler.
»Ich würde mich, wenn die Bedingungen stimmen, einem Kreuzzug gegen die verruchten Muhammad-Anbeter nicht entziehen.«
»Oh, sie beten Allah an, nicht Muhammad, das ist nur ihr Prophet, der lediglich Freund Gottes ist, aber keinen göttlichen Rang einnimmt«, belehrte ihn Cesarini, und Alexios freute es.
»Gelehrtenkram. Und wenn sie des Teufels Großmutter verehren oder Allahs großen Arsch, sie sind Heiden, und sie bedrohen unsere guten christlichen Reiche. Hinweg mit ihnen!«, rief Sigismund. Jubel brach plötzlich im Audienzsaal aus. Die Höflinge echoten begeistert: »Hinweg mit ihnen! Hinweg mit ihnen!« Cesarini sah sich zufrieden um.
»Was denkst du?«, wandte sich der König, ungerührt von dem kleinen Tumult, den er ausgelöst hatte, an seine Frau.
»Ich antworte mit Euren Worten, geliebter Gemahl: Hinweg mit ihnen.« Ihr Lächeln gehörte jedoch Alexios.
Wieder spürte er mit einem Verlangen, dass es ihm körperlich wehtat, wie sehr er sich nach Barbara sehnte, die allein ihm Trost und Linderung verschaffen konnte.
Zum Abschied gelang es ihm während der Verbeugung, dass sich für den Bruchteil einer Sekunde ihre Blicke umfingen.
Als der Fürst den Audienzsaal verließ, folgte ihm Giuliano Cesarini. »Auf ein Wort, Fürst Angelos.«
Alexios neigte leicht den Kopf.
»Esst mit mir zu Abend, wir haben zu reden.«
»Heute Abend?«, fragte der Fürst ein wenig verwundert über die Eile.
»Ja, ich reise morgen früh ab. Bringt den Reichsverweser mit«, erwiderte der kleine Kardinal energisch.
Am frühen Abend betraten Alexios und Johann Hunyadi das Kloster des Predigerordens, in dem der Kardinal Quartier genommen hatte. Cesarini schätzte den Luxus nicht, zumindest hatte er in einem kleinen Raum nur eine karge Tafel richten lassen mit Wasser, Wein, Brot, etwas Käse und ein paar Fleischgerichten. Ein siebenarmiger Leuchter aus Eisen stand mitten auf dem Tisch. Sie nahmen auf reichlich abgesessenen Schemeln Platz. Cesarini goss sich nur so viel Wein ein, dass gerade der Boden des Bechers bedeckt war, und füllte ihn mit Wasser auf. Ohne Umschweife kam er sofort zur Sache. »Es freut mich, dass Ihr von so großer Liebe zu unserem Glauben erfüllt seid, dass Ihr Euch
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