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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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geteilt hatten sie jede Menge Heimlichkeiten. Und nun erreichte sie ihren Vater nicht mehr. Er warf ihr den schlimmsten Verrat vor. Das Traurigste daran war jedoch, dass sie nicht wusste, was er ihr eigentlich zum Vorwurf machte. Nichts war geschehen, außer dass sie mit Nikolaus von Kues über Philosophie gesprochen hatte, mit dem Verstand und mit dem Herzen. Vielleicht half es ihr, das, was die Wachmänner berichtet hatten, von außen zu sehen, kühl, um den Eindruck zu verstehen, den diese Schilderungen auf ihre Eltern machten. Wie schmutzig das Reine aussehen konnte. Davor schreckte sie zurück, denn sie argwöhnte, dass ihre Philosophiestunden und ihre Bücherjagden Außenstehenden lediglich als Tarnung erschienen. Und so wollte sie das, was Nikolaus und sie erlebt hatten, nicht erniedrigt sehen. Wenn ihre Eltern, vor allem ihr Vater, so darauf reagierten, dann konnte es nur Gift sein, und sie wollte sich das Schöne in ihrem Leben nicht vergiften lassen.
    »Dein Vater und ich haben beschlossen, dass wir deine Erziehung verändern. Du bist aufgewachsen wie ein Junge. Das war wohl falsch. Singen und Tanzen statt Philosophie, Haushaltskunde statt Kaufmannslehre werden künftig deine Beschäftigungen sein. Schließlich wirst du eines Tages nicht die Firma deines Vaters führen, sondern wirst als Herrin des Hauses einem großen Haushalt vorstehen!«
    Dicke Tränen kullerten aus Annas Augen. Hilflos schaute sie zu ihrem Vater hinüber. »Da brauchst du gar nicht zu deinem Vater zu gucken. Geh jetzt ins Bett und bitte Gott um Vergebung für deine Sünden«, sagte Eirene ruhig und frostig. Bevor Anna noch einen Ton außer Wimmern herausbekam, sagte ihr Vater leise: »Geh schon!«
    Wie sie in ihr Zimmer gekommen war, hätte sie nicht sagen können. Ihre Welt war zusammengebrochen. Und sie wusste immer noch nicht, warum.
    Auch Loukas fand nur schwer in den Schlaf. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere. Plötzlich spürte er, dass Eirene seine Hand in die ihre nahm, sie zu ihrem Mund führte und küsste. Das tat ihm gut, sehr gut sogar.
    »Es war kein Fehler, ihr das zu nehmen, was wir ihr hätten niemals geben dürfen. All das, womit sie sich beschäftigt hatte, sind keine Gegenstände für Mädchen.« Er nickte, was sie in der Dunkelheit eher ahnte als sah. »Wer weiß, wo das noch hingeführt hätte. Ich liebe unsere Tochter nicht weniger als du, deshalb sage ich: lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.«
    »Du hast sicher recht, ich stelle morgen trotzdem Bessarion und diesen Lateiner zur Rede.«
    »Versprich mir, dass du nett zu Bessarion bist, er ist unser Freund und außerdem ein großes Kind.«
    Das große Kind saß im Speisesaal des Klosters unter einer Kuppel, die das mystische Mahl darstellte, und kaute an einer überhaupt nicht mystischen Wildschweinkeule. Die heiligen Patriarchen schauten auf Bessarion herab, besonders Basilius der Große mit grauer Mähne, langem Bart, aus gewölbten Augen, so als missbillige er den Genuss seines Abtes. Auf einem Spruchband verkündete er: »Keiner von denen ist würdig, die gebunden sind mit fleischlichen Banden.« Bessarion saß inmitten der Mönche und neben ihm sein Gast, Nikolaus von Kues.
    Loukas Notaras strebte zum Tisch das Abtes an der Stirnseite. Schön, dass ich euch beide antreffe, dachte er grimmig. Als Bessarion den Freund entdeckte, strahlte er übers ganze Gesicht.
    »Entschuldigt, wenn ich beim Essen störe, aber ich muss dringend mit dir und dem Herrn Nikolaus von Kues sprechen. Die Sache duldet keinen Aufschub!« Bessarion schaute überrascht und legte die Keule auf den Zinnteller. Dann lotste er die beiden Männer in ein kleines Nebengelass. Loukas’ Geduld reichte noch genauso lange, wie Bessarion benötigte, um die Holztür zu schließen. »Ich habe dir meine Tochter anvertraut, damit du sie in Philosophie unterweist, nicht er! Ich habe ihr weder erlaubt, mit ihm in der Bibliothek zu stöbern, Gespräche zu führen noch am Meer im Mondschein herumzuspazieren.« Nikolaus holte tief Luft, während das Lächeln im Gesicht des Abtes erstarb.
    »Es war nicht rechtens, dich nicht um Erlaubnis zu bitten, Loukas«, räumte Bessarion zerknirscht ein. »Andererseits hege ich die tiefsten väterlichen Gefühle für Anna. Das weißt du. Ich war sogar bei ihrer Geburt dabei. Aber außer, dass ich nicht mit dir darüber gesprochen habe, ist nichts Unrechtes geschehen, mein Wort.«
    »Gebt Ihr auch Euer Wort darauf, mein Herr?«, fragte

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