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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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lächelte bübisch. »Jedes Jahr zu Christi Himmelfahrt oder Ascensione, wie die Italiener sagen, findet die Hochzeit des Dogen mit dem Meer statt. Der Doge geht mit den Angehörigen der noblen Familien an Bord des Bucintoro, eines doppelstöckigen Ruderschiffes, das vergoldet wurde. Dieses Schiff führt die Prozession an, die am Dogenpalast beginnt und an der sich wohl alle Boote der Republik von San Marco beteiligen. Sobald sie die Durchfahrt in die Adria bei San Nicoló erreichen, erhebt sich die Fürbitte für die Seeleute, dass sie auch immer trotz aller Gefahren der Naturgewalten ihr Ziel erreichen sollen. Hat die ansehnliche Flotte schließlich die tiefblauen Wasser der Adria erreicht, wirft der Doge einen goldenen Ring in das Meer und sagt: Desponsamus te, mare, in signum veri perpetuique dominii. «
    »Was sagt er?«, fragte sie ihn.
    »Entschuldige. Er sagt: ›Wir heiraten dich, Meer, zum Zeichen unserer wahren und beständigen Herrschaft.‹«
    Eirene lachte hell auf. »Vielleicht«, brachte sie unter Prusten und Glückstränen hervor, »vielleicht heirate ich dich. Und wenn ich das tue, werde ich dich auch lieben, das schwöre ich dir, aber deine Herrschaft, und das verspreche ich dir mit gleichem Ernst, werde ich nicht dulden, weil niemand Herrschaft über mich erlangen wird!«
    »Der Ritter herrscht nicht in der Liebe, das tun nur Schwächlinge. Der Ritter dient in der Liebe. Allein den Feind zwingt er nieder und herrscht über ihn. Nicht aber, weil er herrschen will, sondern weil er es für die gerechte Sache muss.«
    »Warum muss er das für die gerechte Sache?«
    »Weil der Mensch nicht ist, wie er sein sollte.«
    »Wie sollte er denn sein?«
    »Gottesfürchtig und gerecht.«
    »Und wie ist er?«
    »Gottlos, habgierig, neidisch, grausam und gemein. Er ist schlimmer als ein Tier, weil er Denkvermögen besitzt, aber keine Moral«, erklärte Loukas.
    Eirene schmiegte sich an ihn. »Ach, dann wäre es doch das Beste, nicht zu heiraten, keine Kinder zu zeugen. Und in ein Kloster zu gehen. In welch grausame Welt schicken wir die Kinder unserer Liebe? Und wenn sie uns am meisten brauchen, dann werden wir so alt sein, dass wir nicht mehr die Kraft haben, die wir brauchen, um ihnen den nötigen Schutz zu gewähren.«
    Unwillkürlich dachte sie an ihren Vater, an ihren lieben, schwachen Vater, der zwar der älteste Sohn des Kaisers war, aber dennoch nicht die Kraft besaß, der Nachfolger seines Vaters zu werden. Manuel hatte ihm das Despotat von Thessaloniki übertragen, aber selbst diese Aufgabe war zu groß für ihn. Er war einfach nur ein herzensguter Mensch, ohne Kraft.
    »Stell es dir nur einmal vor, wenn unser jüngster Sohn vierzehn Jahre alt sein würde und es zu dieser Zeit den Türken gefiele, gegen die Stadtmauern von Konstantinopel zu rennen, wärest du inzwischen sechzig Jahre alt, und deine Kraft würde kaum mehr reichen, das Schwert für deinen Sohn zu führen. Was dann? Sehen wir seinem Tod zu?« Die grauenvolle Vorstellung verwüstete ihre schönen, gleichmäßigen Züge. Das rührte ihn so sehr, dass er sie eng in die Arme schloss.
    »Hab keine Angst, meine Liebste, ich werde immer stark genug sein!«
    »Schwöre, dass du immer genügend Stärke haben wirst, um die Familie zu schützen!«, bat Eirene ihn aus einer plötzlichen Unruhe heraus, die sie überfallen hatte. Sie wusste nicht, woher die Furcht rührte, noch kannte sie ihren Grund. War sie am Ende nur die Angst vor so viel Glück?
    »Ich werde immer stark genug sein!«, schwor Loukas ruhig und bestimmt.
    Sie glaubte ihm. »Verzeih, es ist meine eigene Schwäche, die ich fürchte. Aber was machen wir, wenn der Kaiser unsere Verbindung verbietet?«
    Loukas hob den Arm und zeigte auf den Bosporus. »Du kannst es von hier nicht sehen, aber irgendwo da draußen auf dem Meer kreuzt die ›Nike‹. Sie würde uns in dem Fall in alle Länder dieser Welt tragen, denn wichtig ist nicht, wo wir sind, sondern einzig und allein, dass wir zusammen sind. Wo auch immer, in Konstantinopel, in Genua, in Venedig, in Rom oder Paris, in Brandenburg oder in Atlantis, in Arkadien oder im Paradies – keinen Tag will ich von dir getrennt sein. Die Sehnsucht nach dir ist wie eine Wunde, die nie verheilt.«
    »Ich bitte dich, lass die Sehnsucht keine Wunde, sondern einzig die Erwartung meiner Liebe sein. Nie würde ich es ertragen, dich zu verletzen oder zur Ursache deines Schmerzes zu werden! Was aber, wenn mich meine Familie verstößt, wenn ich ohne Geld,

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