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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Pferde stieg in die kühle Morgenluft. An der Spitze der Bewaffneten ritt Alexios, der einen dicken schwarzen Mantel über dem Harnisch trug. In den weiten Mantel gehüllt, den Kopf in einen Helm mit einem breiten Nasenschutz gepackt, hätte man ihn nicht ohne Weiteres erkannt. Ihm behagte die Mission, fühlte er sich doch wie der junge Alexander, der aufgebrochen war, die Welt zu erobern. Noch, ihr Herren Türken, habt ihr nicht gesiegt!, dachte er mit wildem Ingrimm. Er würde sich sein Reich schon erkämpfen!
    Sein erstes Ziel galt dem Despoten von Serbien, Stephan Lazarewitsch, danach ging es weiter zum Herrscher von Bosnien, Tvrtko II., von dem er sich allerdings nicht viel erhoffte, denn Tvrtko konnte sich nur durch die Unterstützung der Osmanen auf dem bosnischen Thron halten. Sodann wollte sich Alexios gen Buda wenden, um mit dem mächtigen ungarischen König Sigismund zu verhandeln, der auch die deutschen Lande regierte. Schließlich plante er, Radu II. Prasnaglava in der Walachei aufzusuchen. Wo er allerdings Johann Hunyadi, den trotz seiner Jugend bereits legendären Heerführer und umtriebigen Verwalter des Ungarnkönigs, finden sollte, wusste er noch nicht. Gefährliche Monate auf Europas Straßen lagen vor ihm.
    Einen Tag später verließ in entgegengesetzter Richtung Georgios Sphrantzes, nachdem er bei einem unverhofften Zusammentreffen mit Eirene bei Hofe die Verachtung der Prinzessin zu spüren bekommen hatte, Konstantinopel in Richtung Trapezunt.
    »Du bist ein Schuft, Sphrantzes, die niederste aller Kreaturen!«, hatte sie ihm ins Gesicht geschleudert, und Georgios Sphrantzes beglückwünschte sich, einige Zeit nicht in der Stadt zu sein, bis sich die Gemüter beruhigt hätten. Die Liebe aber hatte er für immer verloren. Zu spät begriff er, dass er für seine Feigheit, niemals um sie gekämpft zu haben, bestraft wurde.

20
    Notaras-Palast, Konstantinopel
    Natürlich durfte Eirene Loukas nicht besuchen, und natürlich vermochte es niemand, die Besuche am Krankenbett zu unterbinden. Also fuhr täglich eine geschlossene Kutsche mit der vermummten Prinzessin in den Hof des Notaras-Palastes ein. Die unausgesprochene Verabredung schien zu lauten, dass Eirene die Besuche diskret vornahm, während ihr Vater nicht so genau hinsah. Unter ihren Augen genas Loukas – und unter ihren Händen, denn sie ließ es sich nicht nehmen, seine Wunde zu säubern. Schon bei ihrem zweiten Besuch hatte sie sich die erforderlichen Handgriffe von Martina Laskarina zeigen lassen und von da an diese Aufgabe an niemand anderen mehr abgetreten. Thekla kapitulierte vor der Liebe der jungen Frau zu ihrem Sohn. Und Loukas? Er fühlte sich nicht nur wie im siebten Himmel, sondern bedauerte es, dass seine Blessur so schnell verheilte.
    Eines Tages fuhr Eirene zärtlich über die Wunde, die zu vernarben begann. Dann, von einem plötzlichen Verlangen verführt, tasteten ihre Finger weiter über die Brust des Kapitäns, verharrten bei seiner linken Brustwarze, mit der sie gedankenverloren spielte. Ein Schleier trat vor ihre Augen, doch ehe sie entscheiden konnte, ob sie sich zurückziehen oder ihn liebkosen sollte, hin und her gerissen zwischen Verlangen und Furcht, griff Loukas mit seiner rechten Hand in ihren Nacken, zog sie zu sich herunter und küsste sie, lange. Und wenn er aufhörte, begann sie, und wenn sie zu erlahmen schien, trieb er mit seiner Zunge erneut das Verlangen an. Sie duftete nach Flieder und Zitronenmelisse und auch ein wenig nach Apfel. Seine Hände fanden sich auf ihrem Rücken, das Kleid zu öffnen, doch sie umfasste mit ihren Fingern seine Arme und drückte sie aufs Bett.
    »Du bekommst, was du willst, aber jetzt noch nicht«, flüsterte Eirene.
    »Keine Angst, ich bin bereits wieder bei Kräften …«
    »Daran zweifele ich nicht …«, antwortete sie mit leichtem Erröten. Die kleinen rosafarbenen Flecken um die Nase standen ihr gut, fand er.
    »Komm, hilf mir auf.«
    Eirene beugte sich zu ihm, er legte seinen Unterarm auf ihre Schulter und zog sich hoch. Dann, auf sie gestützt, ging er langsam zum Fenster. In der Ferne, hinter dem Viertel der Genuesen, lag träg und faul der Bosporus.
    »So gewiss, wie der Doge in Venedig jedes Jahr das Meer heiratet, so werde ich dich in diesem Jahr heiraten«, sagte er leise.
    Eirene ging über das Versprechen hinweg, das sie doch eigentlich am liebsten zu hören wünschte, weil der fremde Brauch sofort ihre Neugier weckte. »Der Doge heiratet das Meer?«
    Loukas

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