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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wegen unserer Sünden nur zurückgenommen«, schloss der Maler seine Erzählung.
    So begann Demetrios Notaras, das Handwerk der Ikonenmalerei von dem kunstfertigen und weisen Mönch Dionysios zu erlernen. Er übte sich in der Zubereitung der Farben und dem Abzeichnen, in der Herstellung des Firnisses und verinnerlichte die Lehre des Malermönches, dass während der Arbeit an der Ikone unablässig das Herzensgebet zu sprechen sei, denn ohne die spirituelle Hinwendung zu Gott würde die Ikone misslingen, nur ein Bild ohne Wunderkraft sein.
    Es gab aber noch einen tieferen Grund für die Notwendigkeit des Gebets beim Malen. Die Versenkung in das stille Gebet ermöglichte die Schau Gottes, die Dionysios Theosis nannte – und wer ein Abbild Gottes schaffen wollte, musste das Göttliche sehen.
    Demetrios drang durch die Malerei in die Tiefe des Glaubens ein. Manchmal fühlte er sich bereits wie ein Mönch und empfand die Sehnsucht im Herzen, Gott zu schauen, was ihm freilich nicht gelang, denn der Weg zur Schau war lang. Und nur wenigen war er vergönnt, so wie es auch nur wenige wahre Ikonenmaler gab – Handwerker die Menge, die Bilder verfertigten, die den Menschen dienten und die man zuließ, aber gottbeseelte Künstler, denen wahre Ikonen gelangen, fand man selten. Männer wie Dionysios fand man nur ein oder zwei in einem Menschenalter.
    Dann kam der Tag, an dem die Ikone fertig wurde. Von nun an durfte Demetrios nur noch seine Freizeit bei dem Mönch verbringen, denn er sollte Kaufmann, nicht Mönch oder Maler werden. Es war auch der Tag, an dem Loukas in Begleitung von Nikephoros Eirenes Vater aufsuchte.

22
    Kaiserpalast, Konstantinopel
    Andronikos empfing Nikephoros und Loukas im Beisein seines Bruders Johannes im kaiserlichen Palast. Die beiden Notaras verbeugten sich. Eirenes Vater hieß sie mit einer knappen Geste, auf den ihm gegenüberstehenden Stühlen Platz zu nehmen. Dann hob er kurz und etwas kraftlos die Hände und begann zu sprechen.
    »Es ist nun einmal gekommen, wie es gekommen ist. Ich will dem Wunsch meiner Tochter nicht im Wege stehen. Dein Sohn, Nikephoros, bekommt Eirene zur Frau, wenn du mit den Bedingungen einverstanden bist.«
    Er reichte ihm das Pergament mit dem Vertragstext. Die Nachkommen aus der Verbindung seines Sohnes mit Eirene durften den Namen Palaiologos nicht tragen und waren von der Erbfolge, was Vermögen und Thron betraf, ausgeschlossen. Die Mitgift ging als Entschädigung an den Fürsten Alexios Angelos, der ein ärmeres Mitglied der Palaiologen-Familie ehelichen würde, nämlich Ioanna, die fünfzehnjährige Tochter des Großbefehlshabers Andronikos Palaiologos Kantakuzenos. Loukas bekäme Eirene ohne den Namen der Palaiologen und ohne Besitz.
    Nachdem er es gelesen hatte, reichte Nikephoros das Pergament an seinen Sohn weiter. Der Inhalt überraschte ihn nicht, noch beschäftigte er ihn, denn seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass jeder Vertrag geändert werden konnte, selbst wenn in der Präambel Begriffe wie »unveränderlich, unwiderrufbar, vor Gott und den Menschen und für jetzt und alle Zeit« vorkamen. Loukas überflog das Dokument.
    »Wir sind einverstanden«, brummte Nikephoros.
    »Ist dir deine Braut nicht zu arm, Kapitän?«, erkundigte sich Johannes mit maliziösem Lächeln, der dem Emporkömmling den Triumph nicht gönnte.
    »Ehrwürdiger Herr, wie könnt Ihr von Armut sprechen bei einer Frau, die Gott so reich mit Schönheit, Klugheit und Anmut beschenkt hat?«
    Johannes verstand die Anspielung auf seine Ehe. »Ich sehe, dass du die rechte Liebe für deine künftige Gemahlin empfindest, Kapitän. Bevor ihr aber heiratet, bitte ich dich, dem Reich einen Dienst zu erweisen.« Johannes schaute ihn kalt an.
    »Was immer Ihr verlangt!«, antwortete Loukas.
    »Du bist gesundheitlich wiederhergestellt?« Der Kapitän nickte. »Ich wünsche, dass du nach Bursa gehst, zu den Söhnen von Sultan Mehmed, Murad und Mustafa. Erfinde einen Vorwand. Ich möchte wissen, was für Menschen sie sind. Denn eines Tages könnte ich mit ihnen zu tun bekommen.«
    Loukas meinte, in den Augen des Mitkaisers einen kleinen boshaften Triumph aufleuchten zu sehen.
    Allerdings verschwieg Johannes, dass er sich fragte, wen er in den Thronstreitigkeiten unterstützen sollte, die eines Tages mit Mehmeds Tod unweigerlich ausbrechen würden. Außerdem könnte er ja auch auf Mehmeds Bruder setzen, den er auf Chios gefangen hielt. Von seinen Überlegungen brauchte Loukas Notaras nichts zu wissen.

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