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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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große Aufgabe, denn die Männer sind laut, sie sind vulgär, eitel wie Pfauen und töricht wie Kinder, die stets bockig auf ihrem Spielzeug bestehen. Als der liebe Gott den Mann sah, den er erschaffen hatte, bekam er einen so großen Scheck, dass er ihm rasch die Frau zur Gefährtin schuf, damit der Mann nicht aus der Schöpfung fiel. Wir Frauen sind es, die alles hervorbringen, alles ertragen und wenig Dank dafür ernten. Aber das, mein liebes Kind, werden wir nicht ändern. Wenn ein Mann so schlecht ist wie der andere, dann ist auch ein Mann so gut wie der andere.« Damit, fand Helena, war alles gesagt.
    Eirene kniete wiederum vor ihr nieder, schaute ihr aber von unten geradewegs in die Augen. »Verzeiht, Herrin, aber wenn ein Mann so gut ist wie der andere, dann ist auch eine Frau so gut wie die andere. Dann kann der Fürst auch eine andere Frau heiraten. Warum dann mich?« Sie hielt dem undurchdringlichen Blick der Kaiserin stand und fuhr fort: »Und wenn alle Frauen sich um ihn reißen, dann wäre es geradezu eine Sünde, ihn ausgerechnet an die eine Frau zu verschwenden, die ihn nicht will, mehr noch, die ihn aus tiefster Seele hasst. Ihr könnt mich zwingen, mit ihm vor dem Traualtar zu erscheinen, Ihr könnt mich nicht zwingen, mit ihm zu leben. Bedenkt, gegen diese Ehe würde die Verbindung zwischen Johannes und Sophia geradezu wirken wie die Liebe zwischen Sulamith und König Salomon.«
    Eine Falte grub sich in die Stirn der Kaiserin. »Zieh dich in deine Gemächer zurück und warte dort darauf, was der Kaiser entscheiden wird«, sagte sie kühl, nahm ihren Stickrahmen auf und begann wieder zu sticken, als sei Eirene nicht mehr im Raum.
    Das junge Mädchen stand auf, verneigte sich und strebte dem Ausgang zu. Kurz vor der Tür holte sie eine Frage der Großmutter ein.
    »Ist es der junge Notaras wirklich wert, dass du das Kaiserhaus verlässt und zu einer Kaufmannsfamilie ziehst?«
    Eirene wandte sich mit leuchtenden Augen um. Schon wollten ihr die Worte aus der Tiefe ihres Herzens sprudeln. Doch die Kaiserin kam ihr zuvor und hob abwehrend die Hand.
    »Ich habe genug gehört und gesehen. Geh und harre der Entscheidungen. Du hast Alexios Angelos nicht verdient. Es kann sein, dass der Kaiser dennoch Geduld und Großmut mit dir zeigt.«

19
    Kaiserpalast, Konstantinopel
    Alexios Angelos stank noch animalisch nach Paarung und Wein, als er in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages den Mitkaiser aufsuchte, um sich für seine geheime Mission nach Rumelien zu verabschieden. Johannes, der an Schlaflosigkeit litt, hatte gerade ein Lavendelbad genommen, dessen Duft auch seine Damasttunika verströmte. Ein paar Kerzen brannten noch, ansonsten dösten die Zimmer in der Morgendämmerung. Er beneidete den Fürsten um seine kraftstrotzende Männlichkeit. Kurz ging ihm der Gedanke durch den Kopf, Alexios zu bitten, die ungeliebte Gattin für ihn zu schwängern. Aber dann würde der nächste Kaiser Alexios’ Lenden entsprungen sein – und dieser Gedanke könnte ihn zu einem Komplott mit Sophia von Montferrat verführen, um den Angeloi die Krone zu erobern. Ihn, Johannes, würde jemand töten – Alexios, Sophia, gleich wer. Er traute dem Fürsten den Verrat zwar nicht zu, doch Gelegenheit schaffte Täter. Besser, ihn nicht in Versuchung zu führen, beschloss der Mitkaiser im Stillen.
    »Der gute Gott wird mit dir sein«, sagte er laut und schlug das Kreuz über den Fürsten.
    Beim Abschied bat Alexios, dass Johannes eine andere Braut für ihn aus der Familie der Palaiologen finden sollte, denn Eirenes Interesse an dem Sohn des Kaufmanns Notaras beleidige ihn. Johannes verstand die jähe Wendung nicht und gab zu bedenken, dass sein Meinungsumschwung etwas spät, vielleicht sogar zu spät käme, denn nun habe sich die Kaiserin der Sache angenommen. Er werde jedoch sehen, was sich machen ließe.
    Wenig später preschten dreizehn Reiter durch das Charisius-Tor und folgten der Straße nach Adrianopel, das von den Türken Edirne genannt wurde und zur neuen Hauptstadt der Osmanen aufgestiegen war. Damit dokumentierten sie ihren Willen, nach dem Morgenland nun auch das Abendland zu unterwerfen. Konstantinopel schien in ihren Überlegungen bereits ein Ort der Vergangenheit zu sein, eine unbedeutende Stadt, die sie auf dem Weg nach Europa einfach zu erobern vergessen hatten.
    Die Reiter hinterließen eine feine Staubwolke, mit der die Strahlen der Morgensonne spielten, bis der Staub allmählich zu Boden sank. Der Atem der

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