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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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seinem Banat saß und seine Zeit damit zubrachte, Stephan Lazarewitsch zu hassen und unablässig Intrigen zu spinnen. Der Ban würde sich gegen seinen türkischen Herrn nicht erheben, aber der Kaiser sollte ihm lieber gegen den serbischen Landräuber beistehen, der ihm die Silbergruben von Srebrenica gestohlen hatte. Dass Tvrtko damals Stephan angegriffen und dieser nur zurückgeschlagen hatte, erwähnte der Bosnier allerdings nicht. Wahrscheinlich hatte er es selbst schon vergessen, denn er verfügte über ein ausgesprochen selektives Gedächtnis.
    Alexios konnte den Verrat förmlich riechen und wollte sich deshalb bereits nach zwei Tagen fruchtloser Gespräche aus der im Gebirge gelegenen Feste und Stadt Jaice, in der Tvrtko residierte, verabschieden. Doch der Ban, wie die Herrscher hier genannt wurden, hielt ihn davon ab und gab vor, noch einmal über alles reden zu wollen. Der junge Fürst solle ihm beim Nachdenken helfen. So brach Alexios schließlich erst nach sechs ergebnislosen und damit vertanen Tagen mit seinen Begleitern auf.
    Kaum hatten sie Jaice hinter sich gelassen und auf ihrem Weg nach Osten einen Hohlweg erreicht, als vor ihnen ein türkischer Reitertrupp auftauchte. Alexios schätzte ihn auf fünfzig Kämpfer. Er wandte sich um – den Rückweg versperrten ebenso viele Reiter, während auf den Hängen rechts und links Bogenschützen in Anschlag gingen. Sie saßen in der Falle. Der Türke mit dem größten Turban, den Alexios für einen Sandschakbey, den Chef eines Militärbezirks, hielt, ließ sich sehen und schickte ihm einen Unterhändler entgegen. Dieser zügelte das galoppierende Pferd erst kurz vor dem Fürsten, ließ es aber tänzeln und zeigte auch sonst dem Rhomäer gegenüber keinerlei Achtung.
    »Mein Herr, der Sandschakbey, lässt Euch ausrichten, dass er Euch und Eure Leute zum Sultan nach Edirne bringen wird. Steigt also von euren Pferden, legt die Waffen ab und lasst euch fesseln. Dann wird euch nichts geschehen, andernfalls seid ihr des Todes.«
    Dieser Drohung hätte es nicht bedurft, Alexios erkannte auch so, dass er nicht die geringste Chance hatte, und schwor Tvrtko für den dreisten Verrat Rache. Ihn beunruhigte, dass ein so hoher Würdenträger der Osmanen sich für seine Mission interessierte. Er sprang aus dem Sattel und befahl seinen Leuten, die Waffen abzulegen. Durch den Hohlweg fuhren zwei Leiterwagen auf sie zu. Türkische Reiter begleiteten die Gefährte, sammelten die Waffen auf und warfen sie auf eines der beiden Fuhrwerke. Dann durchsuchten sie Alexios und dessen Leute, fesselten die Männer und verfrachteten sie auf das zweite Gefährt. Die Pferde banden sie an ihre Sättel.
    Sie waren vielleicht eine Stunde gefahren, als der Sandschakbey erschien.
    »Ihr seid ein so großer Fürst, weshalb genießt Ihr nicht Euer Leben, anstatt durch unsere Lande zu reiten und die Fürsten aufzuwiegeln, die meinem Herrn Tribut schulden?«
    »Ihr habt uns überfallen, gefesselt wie Strauchdiebe, ohne uns die Ehre zu erweisen, die uns gebührt, und jetzt zwingt Ihr uns sogar noch, mit Euch zu kommen. Das werdet Ihr noch bereuen, glaubt mir, so wahr ich Fürst Alexios Angelos bin!«
    Der Türke schaute den Fürsten erst ungläubig an, dann lachte er höhnisch. Und dazu hatte er auch allen Grund, musste Alexios im Stillen einräumen. Nur zu gut wusste er, wie kraftlos seine Drohung in Wirklichkeit war, denn er befand sich in der Gewalt seiner ärgsten Feinde. Er würde nichts zugeben und alles abstreiten. Allerdings musste ihm auf dem Weg ein guter Grund für seine Reise einfallen. Zumal man ihn mit Tvrtkos Aussage konfrontieren würde. Dann aber lächelte er so breit über seine Wangen, dass seine Ohren Besuch bekamen und die Bewacher schon befürchteten, ihr hoher Gefangener könnte dem Wahnsinn erliegen. War er nicht jung und gut aussehend? Lag es da nicht nahe zu behaupten, auf Brautschau zu sein? Es spielte keine Rolle für ihn, ob sie ihm das abnehmen würden, mit Sicherheit nicht, er aber hatte nun eine Erklärung, an die er sich halten konnte.

25
    Bursa, Anatolien
    Loukas Notaras hingegen hatte nach drei Tagen bereits Bursa erreicht, unterwegs kaum geschlafen und vier Pferde fast zuschanden geritten. Mit großer Härte gegen sich selbst biss er die Zähne zusammen, wenn die frisch verheilte Wunde verursacht durch die körperliche Anstrengung schmerzte. Für die Schönheiten des Olympos-Gebirges und für die Pracht der in der Ebene liegenden Stadt besaß er kein Auge. Er

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