Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
Vom Netzwerk:
wollte nur so schnell wie möglich zu Eirene zurückkehren. Die Vorstellung, mit ihr eine große Familie zu gründen, beherrschte seine Gedanken und Träume.
    Kurz vor Bursa kamen ihm berittene Soldaten entgegen. Der Kommandeur der Abteilung befahl Loukas und seinen Begleitern, die Straße freizumachen, um die Nachfolgenden vorbeizulassen. Auf die Frage, wer ihnen denn entgegenkäme, erhielten sie keine Antwort. Kurz darauf folgte eine größere Reiterschar, schwer bewaffnet und eilig. Loukas fragte sich, ob etwas Wichtiges geschehen sei, von dem er Kenntnis haben sollte, weil es Auswirkungen auf seine Mission hatte. Nachdenklich sah er dem Staub, den die Kolonne aufwirbelte, eine Weile hinterher, bevor er Anweisung gab, den Weg fortzusetzen.
    Am Tor gab er sich als Kaufmann aus und erkundigte sich nach einer Herberge.
    »Und die Leute da, Kaufmann? Sind das deine Geldsackträger?«, fragte der Chef der Wache, ein pausbäckiger Türke, über dessen rundem Bauch sich erstaunlich feines Tuch spannte.
    »Geldsackträger!«, echote ein langer Stadtsoldat, der so laut zu wiehern begann, als habe er den besten Witz seines Lebens gehört. »Geldsackträger, das ist zu komisch, effendi .«
    Loukas blickte auf den Soldaten wie auf ein Insekt, dann wandte er sich, ohne eine Miene zu verziehen, dem Kommandeur zu.
    »Nein, die wackeren Männer beschützen mich auf meinen weiten Reisen. Ihr wisst doch, wie viel Diebsgesindel sich im Gebirge herumtreibt«, sagte er in vertraulichem Ton und drückte dem Dicken dabei drei Goldmünzen in die fleischige Hand. Der schloss zufrieden seine Pranke und schnurrte wie ein fetter Kater: »Mmh, daran tut Ihr recht. Es ist noch kein halbes Jahr her, da wurden acht Männer auf dem Weg von Bursa zum Olympos abgeschlachtet. Man hat die Mörder niemals erwischt. Passt also auf Euch auf!«
    »Hätte man nur Euch geschickt, effendi , Ihr hättet das Gesindel im Nu dingfest gemacht«, flötete die uniformierte Bohnenstange.
    Wider Erwarten jagte die Lobhudelei dem Chef der Wache einen eisigen Schauer über den Rücken. Der hatte nämlich dieses einträgliche Amt keineswegs in der Absicht erworben, um sich in Gefahr zu begeben und kampferprobte Männer zu jagen. Die mächtigen Brauen des Dicken zogen sich wie zu einem Donnerwetter zusammen. Schließlich konnte so ein leichtfertiges Gerede bestimmte Vorgesetzte auf unangenehme Ideen bringen. Der Schmeichler errötete und beeilte sich zu versichern: »Aber die Sicherheit der Stadt erfordert zwingend, dass Ihr hierbleibt.« Das heraufziehende Gewitter löste sich in Wohlgefallen auf und machte einem breiten Grinsen Platz.
    »Ja«, seufzte der Dicke bewegt, »ich kann eben nicht überall sein. Auch wenn sich das viele wünschen.« Loukas verkniff sich ein spöttisches Lächeln, nickte zustimmend und erkundigte sich danach, wem er gerade auf der Straße Platz gemacht habe.
    »Dem Sultan!«, brüllte der Offizier, und dabei traten ihm aus Unverständnis über die Unwissenheit des Kaufmanns die Augen aus den Höhlen.
    »Mehmed?«
    »Ja, wer denn sonst, du Gimpel? Unser gnädiger Herrscher ist auf dem Weg nach Edirne.«
    Loukas bedankte sich für die freundliche Auskunft, erkundigte sich nach dem Weg zum jüdischen Viertel und ritt mit seinen Begleitern los.
    Zweistöckige Häuser, in deren hochgelegenen Fenstern die Sonne im farbigen Glas badete und verschwenderisch mit Strahlen spritzte, begrenzten die enge Gasse. Die oberen Etagen ragten balkonartig in die kleine Straße hinein, so als wollten sie die gegenüberliegenden Häuser umarmen, und sorgten dadurch für Schatten. Die Gasse wand sich in Kurven, die den Blick auf die gelben oder blauen Mauern der Häuser treffen ließ, bis sie schließlich auf einen Platz mündete. Dort erhob sich die Etz Ahayim Synagoge, wo Loukas nach Jakub Alhambra fragen sollte. Das Gebäude aus grauen und roten Ziegeln, das von einer goldenen Kuppel bekrönt wurde, schien in seiner massiven Kraft den Platz zu sprengen wie Herkules, wenn man ihn in Kinderkleider gepresst hätte. Drei Türen führten von der Vorderfront ins Innere. Er bat seine Begleiter zu warten und betrat das Gebetshaus. Vor ihm lag ein Widerspiel der Rosette aus Licht. Die Verbindung von Licht und Staub wirkte wie der Tanz der Mücken in den Strahlen der Sonne. Ein Geruch von Mandeln und merkwürdigerweise von Safran drang in seine Nase. Aus dem Schatten löste sich ein alter Mann. Loukas erkundigte sich nach Jakub Alhambra. Über das Gesicht des Alten kroch

Weitere Kostenlose Bücher