Byzanz
besänftigen könnt? Habt ihr nichts im Kopf außer eurer Schwafelei? Erheb dich, Iancu, du kniest wie ein Stallbursche!«
Der Siebenbürger setzte sich wieder hin. Die beiden Männer schauten sich etwas ratlos an in der Hoffnung, der andere hätte den rettenden Einfall. Barbara sandte einen schicksalsergebenen Blick zum Himmel.
»Männer! Hätte euch der liebe Gott nicht etwas zwischen die Beine gepflanzt, würdet ihr wohl zu gar nichts taugen! Aber gut. Ich will Gnade vor Recht ergehen lassen und euch verraten, wie ihr eure Grobheit aus der Welt schaffen könnt.« Sie machte eine kleine Pause, um die Spannung zu steigern, dann verkündete sie ihren Wunsch. »Durch ein Turnier!«
Augenblicklich wich die Ratlosigkeit aus dem Blick der beiden Fürsten, und sie musterten sich, wie sich Gegner vor dem Kampf beäugen, um Aufschluss über die Stärken und Schwächen des Kontrahenten zu erhalten.
»Kämpft gegeneinander um meine Huld. Heute Nachmittag.« Damit stand sie auf und verließ den Saal.
»Wir werden uns nicht schonen«, sagte Alexios trocken.
»Aber uns nach Möglichkeit auch nicht töten«, sagte Hunyadi nüchtern.
»Aber nur, weil wir einander noch im Kampf gegen die Türken benötigen«, stellte Alexios fest.
»Dabei würde ich Euch liebend gern im Kampf erschlagen«, sagte Hunyadi. Ein Blick in die kalten blauen Augen des Siebenbürgers verriet Alexios, dass er es ernst meinte.
»Warum?«, fragte der Fürst erstaunt. Mit dieser Wendung hatte er nicht gerechnet.
Statt zu antworten, lächelte Hunyadi nur in sich hinein und brach auf, rief Alexios aber noch vor Verlassen des Saales zu: »Wir werden sehen, wer die Gunst der Königin erringt!«
Er war sich also Barbaras nicht sicher, frohlockte es im Herzen des Fürsten. Eine wilde Lust auf den Zweikampf durchfuhr Alexios. Er wollte gewinnen, er wollte sie endlich gewinnen.
Am frühen Nachmittag suchte der Waffenmeister des Heerführers Johann Hunyadi Alexios Angelos auf, um den Fürsten ins kleine Arsenal der Burg zu führen, damit er sich die Waffen und die Rüstung für das Turnier zusammenstellte.
»Es werden drei Lanzen gebrochen, anschließend geht der Kampf ohne Pferd zu Fuß weiter. Das Gefecht endet, wenn einer der beiden Herrn tot oder verletzt ist, er aufgibt oder die Königin das Turnier beendet. Es wird vereinbart – und Ihr werdet wie Herr Iancu bei Eurer Ehre schwören –, dass derjenige, der aufgibt, geachtet bleibt, weder Geringschätzung noch Spott noch üble Nachrede vom anderen zu befürchten hat. Ihr schwört vor dem Kampf, niemals über das Turnier zu reden«, erläuterte der Waffenmeister die von der Königin eigens für diesen Waffengang festgelegten Regeln.
»Ich bin mit den Bedingungen einverstanden«, sagte Alexios. Dann wählte er eine passende Rüstung samt Kettenhemd, dazu einen Helm, Eisenhandschuhe, zwei verschieden lange Dolche und ein Schwert aus. Er wollte noch zu einer Streitaxt greifen, doch da schüttelte der Waffenmeister den Kopf. »Ohne Äxte und Morgensterne!«
»Keine Axt und kein Morgenstern – gut!«, akzeptierte er zufrieden, denn offensichtlich wollte die Königin einen Zweikampf, aber kein Gemetzel sehen.
Fürst Alexios Angelos zog mit der Hilfe des Waffenmeisters das Kettenhemd über, ließ es hinten binden, legte die Rüstung an. Dann setzte er einen Helm auf, nahm den Ring der Macht vom Finger und fädelte ihn durch eine Kette, die er um den Hals trug. Schließlich fuhr er in die Handschuhe und nahm den Schild.
Das Pferd des Fürsten hatte man ebenfalls durch Harnische geschützt. Auf dem Kopf des Tieres wehte ein blauer Federbusch. Ein paar Schönwetterwolken bauschten sich am Himmel. Der leichte Luftzug würde die Kämpfenden erfrischen. Ideales Wetter für einen kleinen Waffengang am Nachmittag, dachte Alexios, obwohl sie im Hundsmonat waren, der aber im Gebirge erträglich ausfiel.
Gemeinsam mit dem Waffenmeister verließ er die Burg, da der Hof zu klein war für ein Turnier. Im Schritt ritten sie ein Stück den Weg entlang und bogen dann rechts in einen Waldpfad ein. In der Luft hing wie ein Schleier der berauschende Duft der Waldkräuter. Der Waffenmeister gab seinem Pferd die Sporen. Sie fielen in einen leichten Trab, achteten dabei aber auf tief hängende Äste.
»Ist es Euch recht?«, rief er Alexios zu.
»Es ist ausgezeichnet so. Schlafen will ich im Bett, aber nicht im Sattel!«
Der Waffenmeister erhöhte das Tempo. Ein fetter Hase, der auf dem Weg döste, suchte beleidigt das
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