Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
Vom Netzwerk:
schien, als Pfand einzusetzen. Er mochte das Gefühl haben, das treue Tier, das ihn selbst in die Schlacht begleitete, zu verraten. Es kam ihm wie ein Frevel, ja eine Versündigung vor. Denn den Kuvasz liebte er wirklich.
    »Nun, was ist, Herr Iancu? Habt Ihr vorhin nur geprahlt?«
    Hunyadis Gesichtszüge verfinsterten sich. »Meinetwegen, ich setze Înger zum Preis dagegen.«
    »Was bedeutet der Name?«
    »Das ist rumänisch und heißt Engel.«
    Alexios stürzte in einen wahren Lachrausch, aus dem er sich lange nicht zu befreien vermochte. Als er sich endlich halbwegs beruhigt hatte, sagte er mit Tränen in den Augen: »Dann habt Ihr den Hund schon verloren, denn er heißt wie ich! Angelos auf Griechisch ist rumänisch Înger, und beides bedeutet Engel.«
    Hunyadi ließ sich nichts anmerken, aber die Freude war aus seinem Mienenspiel gewichen, er wirkte eine Spur düsterer. Das nahende Stakkato vieler Pferdehufe, die auf den Waldweg trommelten, riss die beiden Männer aus ihrem Wortgeplänkel. Der Lärm überfiel sie in seiner plumpen Geschäftigkeit wie ein Schwarm Händler. Das Klima änderte sich schlagartig. Die Wiese mit ihren tausend verschiedenen Pflanzen existierte nicht mehr, sie wich plötzlich ihrer Bestimmung als Turnierplatz. Wie hatte Alexios jemals etwas anderes denken können?
    An der Spitze der kleinen Gesellschaft, die aus ihren Zofen, dem Hofmeister, ihrem Beichtvater, dem Marschall und dem Wundscher bestand, brach nun die Königin auf einem feurigen Araber aus dem Wald. In geringem, aber deutlichem Abstand folgte ihre Leibwache, die aus sechzig Männern bestand. Der Vogt war mit seinen Leuten in der Burg geblieben.

33
    Jagdschloss der ungarischen Königin, Karpaten
    Barbara trug das schwarze Kleid aus Leder, das Alexios bereits kannte. Nachdem sie den beiden Kontrahenten kühl zugenickt und in ihrem Sessel Platz genommen hatte, ließ sich auch ihr kleiner Hofstaat auf der Bank nieder. Die Leibwache nahm hinter der Königin Aufstellung. Klein, aber fein, dachte Alexios. Die beiden Ritter schritten zur Königin, wobei zahllose Grashüpfer vor ihnen die Flucht ergriffen und mit artistischer Leichtigkeit durch die Luft sprangen. Die Ritter knieten vor der Königin nieder.
    »Tragt Ihr Euren Ring heute nicht am Finger?«, fragte die Königin, die den Ring, der an der Kette baumelte, entdeckte.
    Alexios steckte ihn unter den Harnisch. »Im Turnier und in der Schlacht, wenn ich die Eisenhandschuhe anhabe, trage ich ihn immer an einem Eisenband um den Hals. Ich will nicht provozieren, dass mir jemand aus Habgier den Finger abschlägt oder gar die ganze Hand, weil er den Ring besitzen will.«
    »Sieh an, David kann auch weise sein!«, rief Barbara lachend. »Nein, grämt Euch nicht, Herr Ritter, Ihr habt recht.« Sie reichte dem Fürsten ein blaues Tuch, das sie zuvor küsste, und Hunyadi ein rotes, das sie ebenfalls zuvor mit ihren vollen Lippen berührt hatte. »Meine Herren, die Dinge liegen nun einmal so, dass ich euer beider Dame bin. Kämpft also ehrenvoll und bereitet mir und euch keine Schande. Darum bitte ich euch.«
    Die Ritter banden zum Zeichen, dass sie sich ehrenvoll für ihre Dame schlagen wollten, die Tücher um den Hals.
    »Ist Euch etwas auf den Magen geschlagen, Iancu?«, fragte sie.
    »Nein, Herrin.«
    »Ihr wirkt so verdrossen. Oder hat Furcht Euer kühnes Herz überfallen?«
    »Ich kann es kaum erwarten! Was die Furcht vermag, werdet Ihr gleich sehen.«
    Die Königin nickte ihm zufrieden und ein wenig vertraulich zu, dann nahm ihr Gesicht wieder einen offiziellen Ausdruck an. Um vor aller Ohren der Form Genüge zu tun, fragte sie laut und deutlich: »Seid ihr einverstanden, dass wir den Waffenmeister des Herrn Iancu zum Wappenkönig, der über den Kampf richtet, ernennen?«
    »Was sagt Ihr, Alexios?«, fragte Hunyadi.
    »Da ich keine Veranlassung habe, an der Ehre des Herrn Iancu zu zweifeln, habe ich auch keinen Grund, der Rechtschaffenheit seines Waffenmeisters zu misstrauen«, verkündete der Fürst mit fester Stimme.
    »Wohl gesprochen«, lobte die Königin. Obwohl sie ausdruckslos wie ein Orakel wirkte, spürte Alexios doch ihre Freude auf die unerwartete Abwechslung, die jetzt ihren Lauf nahm.
    Die Ritter erhoben sich und gingen zu ihren Pferden. Nachdem sie aufgesessen waren, reichten Diener, die als Knappen fungierten, ihnen die Lanzen zu. Die beiden Kämpfer legten die Lanzen in die rechte Armbeuge ein und klappten mit der linken Hand das Visier ihrer Helme herunter.
    Noch

Weitere Kostenlose Bücher