Byzanz
heute wirst du in meinen Armen liegen, schwor sich Alexios mit Blick auf die Königin.
Der Wappenkönig rief: »Ihr Herren, macht euch bereit«, und hob sein Schwert, einen mannshohen Zweihänder mit gezackter Klinge.
Die Gegner gaben ihren Pferden die Sporen und rasten mit besorgniserregender Geschwindigkeit aufeinander zu, die Spitze auf den anderen gerichtet. Alexios trieb sein Pferd an, dann krachten die Lanzen gegeneinander und splitterten. Nicht schlecht, dieser ungarische Feldherr, dachte Alexios. Aber etwas anderes hatte er auch nicht erwartet.
Beide Männer ritten zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Wieder übergaben ihnen die Diener die Lanzen. Wieder forderte der Wappenkönig sie auf, sich bereit zu machen, wieder hob er das Schwert, wieder gaben Hunyadi und Alexios ihren Pferden die Sporen, und wieder krachten die Lanzen gegeneinander und splitterten.
Schließlich reichten ihnen die Diener die letzten Lanzen zu. Alexios schaute kurz zur Königin hinüber. Sie winkte Hunyadi zu. Sein Blut brodelte. Jetzt würde er es seinem Gegner, vor allem aber der Königin zeigen! In Wahrheit sollte sie der Stoß treffen – und zwar mitten ins Herz. Er schob kurz das Visier nach oben, um auszuspucken.
»Ist Euch nicht gut, Herr Ritter? Wollt Ihr aufgeben?«, rief sie ihm höhnisch zu. Zorn hielt ihn nun ganz gefangen. Er riss sich dennoch mühsam zusammen. »Es geht mir bestens, hohe Frau!« Sprachs und klappte das Visier nach unten. Der Wappenkönig hob erneut das Schwert. Alexios zog die Lanze sehr fest ein und zielte nun auf dem Kopf des Gegners, dabei trieb er sein Pferd ungleich heftiger an als in den ersten beiden Waffengängen. Er fasste sein Ziel genau ins Auge – der Stoß musste sitzen. Gleich würden sie aufeinandertreffen!
Dann erscholl ein großes Getöse, das ihm fast das Trommelfell platzen ließ. Er schlug auf dem Boden auf, rollte rückwärts und lag, unfähig, sich zu bewegen, auf dem Rücken.
Das Ganze war so rasch geschehen, dass die Zuschauer es kaum verfolgen konnten. Hunyadi hatte seine Lanze kurz vor dem Aufeinandertreffen blitzschnell nach unten genommen und sich geduckt, sodass der Stoß des Fürsten ins Leere ging, während Hunyadis Lanze mit voller Wucht gegen den Brustpanzer des Rhomäers stieß.
Durch die Wucht des Aufpralls fühlte sich Alexios nicht nur benommen, er bekam auch keine Luft mehr. Ihm wurde schwarz vor Augen. Instinktiv begriff er, dass die Lanze das Eisenblech so eingebeult hatte, dass es auf seinen Brustkorb drückte und ihm so den Atem nahm. Ihm blieb nur eine Rettung, so schnell wie möglich die Rüstung abzulegen. Mit letzter Energie wälzte er sich auf den Bauch, stieß das Schwert in den weichen Wiesenboden und zog sich hoch, sodass er auf die Knie kam. Er winkte nach seinem Diener und machte ihm durch Zeichen verständlich, dass er ihm aus dem Harnisch helfen sollte. Während sich Alexios erbrach, löste der Diener die Lederriemen am Rücken und entfernte den Harnisch. Es sah nicht gut aus, denn nicht nur die Rüstung war eingedellt und in der Mitte durchschlagen, auch das Kettenhemd war an einer Stelle zerfetzt und griff mit eisernen Krallen in sein Fleisch.
»Das Hemd auch«, brüllte der Fürst. Ein zweiter Diener kam gelaufen und half dem ersten. Als sie ihm das Hemd über den Kopf zogen, rissen ihm die scharfen Kettenglieder, die teils aus ihrer Verbindung gebrochen waren, wie Widerhaken das Fleisch und die Haut auf der Brust und auf der Wange, der Nase und sogar der Stirn auf. Er blutete scheinbar aus tausend Wunden wie ein gegeißelter Christus, nur nicht am Rücken, sondern am Brustkorb und im Gesicht. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, sodass sein Antlitz rot vor Blut und dunkel vor Schmutz in der Sonne leuchtete. So rot wie sein Rubin, der aus Blut gepresst zu sein schien.
»Beenden wir das Turnier, Herr Fürst, mir ist Genüge getan«, rief die Königin. Der Fürst ergriff den Ring, führte ihn zu seinen Lippen und küsste ihn. »Aber mir nicht«, sagte Alexios und zog sein Schwert aus dem Boden.
»Ihr seid ein Fall für den Wundarzt, nicht für einen Ritter«, rief ihm Iancu Hunyadi freundlich zu. »Ihr seid ein tapferer Mann ohne Fehl und Tadel, lasst also Eure Wunden versorgen. Ich bestehe auch nicht auf der Wette«, schlug der Heerführer großzügig vor.
»Aber ich«, entgegnete Alexios. Dabei lächelte er, und dieses kühle Lächeln in seinem blutverschmierten Gesicht verwirrte sowohl Hunyadi als auch die Königin.
»Habt Ihr etwa
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