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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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abnagte, in der Hand, rief sie ihm mit vollem Mund zu: »Von den Toten erwacht?«
    »Von den Träumenden, Eure Majestät«, antwortete er bitter.
    Sie krauste kurz die Stirn. »Ach, Unfug, setzt Euch zu uns. Seid mir lieber dankbar, ich erspare Euch nämlich viel Zeit.«
    Alexios hatte keine Ahnung, was sie meinte.
    »Darf ich vorstellen: Herr Johann Hunyadi. Ihr wolltet doch mit ihm sprechen. Jetzt müsst Ihr ihn zumindest nicht in der ganzen Walachei suchen.«
    Alexios brach unwillkürlich in ein lautes Gelächter aus. Diese Frau war unmöglich, um genauer zu sein, sie war ihm über – noch war sie ihm über. Das Spiel gewann immer mehr an Reiz.
    »Der berühmte Johann Hunyadi!«, sagte der Fürst spöttisch.
    »Schön, dass Euch meine Anwesenheit erheitert«, sagte Hunyadi mit einem strengen Unterton in der ansonsten gelassen klingenden Stimme.
    »Wir haben offensichtlich etwas gemeinsam«, brachte Alexios unter Lachen hervor.
    »Hofft Ihr«, rüffelte ihn die Königin freundlich.
    »Ich meine natürlich den Hass auf die Türken!«, parierte Alexios ihren Seitenhieb.
    »Hasst Ihr die Türken, Iancu?« fragte sie den Verwalter und Heerführer vertraulich, wobei sie ihre linke Hand über den Tisch hinweg auf seinen Unterarm legte, während sie die rechte mit der Keule wieder zum Mund führte.
    »Ich bekämpfe sie, ja, aber nein, ich hasse sie nicht.«
    »Aber es heißt doch, dass Ihr keinen Kampf mit ihnen auslasst?«
    Hunyadi forderte den Fürsten auf, an seiner Seite Platz zu nehmen. Nachdem Alexios endlich saß, schob der Heerführer ihm eine halbe Entenbrust zu.
    »Esst, Ihr braucht Kraft.«
    Für sich schlug er ein rohes Ei auf und trank es. Dann bot er dem Fürsten eines an, das dieser aber dankend ablehnte. Hunyadi zuckte gleichgültig mit den Achseln.
    »Schaut, die Türken sind so, wie sie sind, und weil ich so bin, wie ich bin, bin ich ihr Feind, aber deshalb hasse ich sie doch nicht. Es gibt ehrenhafte Leute unter ihnen und Lumpen, wie bei uns auch. Aber wir können eben nicht miteinander leben. Sie wollen herrschen, und wir wollen frei bleiben. Das ist wie Feuer und Wasser, ein Gegensatz, der nicht aufzuheben ist. Entweder löscht das Wasser das Feuer, oder das Feuer bringt das Wasser zum Verdampfen. Aber hasst deshalb das Feuer das Wasser oder das Wasser das Feuer? Hass, mein Freund, ist ein Gefühl für Schwächlinge.«
    »Hass ist eine Energie, eine gute Hilfe im Kampf!«
    »Und wenn der Hass erlahmt, lässt die Energie nach, und Ihr seid ohne Hilfe in der Schlacht. Wer im Hass tötet, tötet ungenau. Hass verbraucht nur unnötige Kraft und benebelt wie billiger Fusel den Verstand.«
    »Das Gegenteil von Hass ist Liebe. Ist Liebe auch ein unnötiges Gefühl?«, fragte Alexios.
    Der Siebenbürger zwirbelte das Ende seines Schnauzbartes und schob genießerisch die Unterlippe kurz vor, um sie anschließend zurückzuziehen und sie mit der Oberlippe zu befeuchten. »Liebe bringt Kinder hervor, der Hass nicht. Der Hass vernichtet, die Liebe erzeugt. Ich kämpfe, weil ich meine Freiheit liebe, nicht aber, weil ich die Türken hasse. Ohne Liebe braucht Ihr nicht in den Kampf zu ziehen. Wer liebt, kämpft für die Seinen, wer hasst, tötet nur sich selbst im anderen.«
    »Ihr hättet Philosoph werden sollen!«, entgegnete Alexios.
    »Vielleicht bin ich das, aber meine Feder ist das Schwert, nicht der Gänsekiel. Ihr solltet mal sehen, wie hübsch und elegant ich im Feld Schlussfolgerungen aus den Bewegungen meiner Feinde ziehe.«
    »Das ist unser Thema, Herr Hunyadi. Wärt ihr bereit …«, wollte Alexios endlich auf den Grund seiner Reise zu sprechen kommen. Doch Barbara hieb ihre Faust auf den Tisch und rief ein energisches »Schluss!« in die Runde. »Bah, habt ihr denn gar keine Manieren?« Ihre Augen funkelten vor Zorn. »Fangt ein Gespräch an, spreizt euch wie eitle Gecken in der vermeintlichen Eleganz eurer Sätze, ohne euch um mich zu kümmern! Seid ihr Edelleute oder Bauern? Ritter oder Jahrmarktsschreier? Was, Herr Hunyadi, ist Eure Liebe schon wert, wenn Ihr Euch nicht um Eure Dame kümmert. Und Ihr, Fürst Alexios, wie wollt Ihr eine Dame erringen, wenn Euch nicht einmal die geringsten Tugenden des Ritters vertraut sind?«
    »Verzeihung, Herrin, wie können wir unseren Fehler wiedergutmachen?« Iancu Hunyadi hatte sich erhoben und kniete vor der Königin nieder. Sein Gesicht färbte sich rot, während seine Ohren violett glühten.
    »Muss ich euch jetzt auch noch sagen, wie ihr meinen Zorn

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