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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Macht der orthodoxen Geistlichen und vor allem der Mönche unterschätzen, die sogar einem Kaiser gefährlich werden konnte.
    »Was erwartet Ihr von mir, Herr Iancu?«, fragte Alexios.
    »Bereitet den Kreuzzug mit vor. Schafft die Voraussetzung. Sammelt die Kräfte der Griechen. Schafft die Bedingung für die Kirchenunion. Eines hübsch nach dem anderen. Und jetzt kniet nieder, Herr Alexios, Euch wird eine große Ehre zuteil.«
    Der Fürst staunte und schaute fragend die Königin an. Barbara schenkte ihm ein Lächeln. Er fiel auf die Knie.
    »Unser Herr Sigismund hat beschlossen, Euch in den Orden der Drachenritter aufzunehmen. Ihre Aufgabe besteht im Schutz des christlichen Glaubens im Kampf gegen Heiden wie die Türken oder Ketzer wie die Hussiten. Seid Ihr, Herr Alexios aus dem ehrwürdigen Geschlecht der Angeloi, dazu bereit?«, fragte die Königin.
    »Ich bin es!«, sagte Alexios so laut, als solle seine Einwilligung über den Saal hinaus in der ganzen Welt widerhallen.
    »Unsere Schutzpatrone sind der heilige Georg, der Drachentöter, und die heilige Margit von Antiochien«, erklärte ihm Hunyadi. »Der Teufel hatte sich in einen Drachen verwandelt und die heilige Margit verschlungen. Doch die Gnade des Herrn hat sie unversehrt aus dem Magen des Untiers befreit. Ihr wisst, was das bedeutet?«
    »Das liegt auf der Hand! Der Teufel hat sich einen großen Teil unseres Reiches, Rumelien und Anatolien, in dem auch Antiochia liegt, einverleibt. Und wie die heilige Margit aus dem Bauch des Ungeheuers befreit wurde, werden wir mit Gottes Hilfe Rumelien und Anatolien befreien!«
    »So sei es. Unser Wahlspruch lautet: O quam misericors est Deus justus et pius .«
    »Oh, wie barmherzig ist der Herr, wie gerecht und fromm«, zitierte Alexios den griechischen Wortlaut des Mottos.
    »Unser Wappen ist ein Drache, der sich in den eigenen Schwanz beißt«, fuhr Hunyadi fort.
    »Auf Griechisch der ouroboros .«
    »Es symbolisiert die Einheit der Welt und in der Alchemie einen vollständigen Wandlungsprozess der Metalle«, warf die Königin ein.
    »Aber Ihr dürft das Symbol im Gegensatz zu uns nicht offen tragen. Niemand soll wissen, dass Ihr ein Drachenritter seid«, sagte Hunyadi.
    »Niemand wird das erfahren.«
    »Dann kommt!«, forderte Hunyadi alle auf.
    Die kleine Gesellschaft verfügte sich in die Burgkapelle und feierte schlicht, aber dafür um so eindrucksvoller die heilige Messe. Leib und Blut Jesu verbanden Alexios nun für immer mit dem Orden der Drachenritter. Nach der Messe umgürtete ihn Hunyadi mit einem Schwert und ermahnte ihn, die Regeln der Ritter, die er einzeln aufzählte, immer treu zu befolgen. Es war übrigens ein schönes und wertvolles Schwert mit einer Damaszener-Klinge.
    »Jetzt seid Ihr ein Ritter des Drachenordens, Bruder!« Hunyadi umarmte Alexios so ungestüm, dass es ihm vor Schmerz schwarz vor Augen wurde.
    »Denkt daran, der Mann trägt Eure Blessuren«, ermahnte ihn die Königin. Der Heerführer lockerte sofort seinen Griff und bat um Verzeihung, die ihm indes Alexios gern gewährte.
    Als sie aus der Kapelle unter das Sternenzelt traten, verabschiedete sich die Königin. Alexios sah ihr sehnsuchtsvoll nach.
    Hunyadi räusperte sich. »Da ist noch etwas, was Ihr unbedingt wissen müsst.«
    »Sprecht, Iancu!«
    »Mehmed ist tot.«
    Alexios glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Der Sultan lebte nicht mehr, und er, der die Wirren des Herscherwechsels nutzen wollte, um die Türken nachhaltig zu schwächen, weilte weitab vom Geschehen! Jetzt drängte es ihn nur noch, so schnell wie möglich nach Konstantinopel zu kommen. Die Stunde, dem Rad der Fortuna Schwung zu verleihen, war angebrochen. Doch er wollte sich nicht von seinen Hoffnungen narren lassen, deshalb fragte er nach, um ganz sicherzugehen.
    »Der Sultan ist wirklich tot? Es besteht kein Zweifel?«
    Hunyadi nickte.
    »Aber er ist doch im besten Mannesalter«, wandte Alexios mit einem Rest von Skepsis ein.
    »Es heißt, er sei vom Pferd gestürzt. Der Veitstanz hätte ihn dann in die Hölle geführt.« Das änderte schlagartig die Situation. Nun durfte er nicht länger zögern, denn nur er allein wusste, was jetzt getan werden musste. Deshalb kam es auf ihn an, auf ihn allein. Er spürte die Last der Verantwortung, die er aber gleichzeitig als Lust empfand. Die Stunde, auf die er so sehnsüchtig gewartet hatte, wetterleuchtete am Horizont. Günstiger jedenfalls konnten die Sterne nicht stehen. Alexios dachte an Dschuneid und an ihre

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