Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
Vom Netzwerk:
Vereinbarung.
    »Ich muss so schnell wie möglich zurück«, sagte er. »Habt Ihr ein paar Männer für mich?«
    »Ja, fünf meiner Leute unter Führung meines Waffenmeisters kann ich entbehren«, entgegnete Hunyadi. »Aber zu dieser Stunde aufzubrechen ist nicht ratsam. Außerdem verlierst du mehr Zeit, als du gewinnst, wenn du dich jetzt mühsam durch die Nacht kämpfst und am Tage schläfst. Verbringe die Nacht mit mir, mein Freund, lass uns Wein trinken, und erzähl mir, was du vorhast. Aber vor allem, bei des Teufels haariger Großmutter, sage du zu mir, denn wir sind Drachenritter, Brüder in Christo. Ich werde morgen früh aufbrechen und ein Heer versammeln, um meinem Herrn zu Hilfe zu eilen. Er hat einen schweren Stand in Böhmen. Und dann sehen wir uns hoffentlich in Rumelien, um die Glaubensfeinde zu verjagen. Heißa, wird das eine gottgefällige Jagd!« Die Vorfreude auf den Kreuzzug gegen die Osmanen blitzte Hunyadi aus den feurigen Augen und trieb ihm ein wildes Lächeln ins Gesicht.
    In dieser Nacht erkannte Alexios in dem Ungarn und der Ungar im Byzantiner den Gleichgesinnten, den Bruder im Geist und in der Tat. Als der Morgen dämmerte, rief Hunyadi seinen Hund herbei. Vor den Augen des Tieres umarmte er Alexios und ging vor dem Fürsten auf die Knie. Dann sprach er zu dem Kuvasz wie zu einem Menschen.
    »Înger, du bleibst bei Alexios Angelos. Du wirst ihm ein guter Freund und Gefährte sein, wie du mir es warst, ihn beschützen und bewachen. Leb wohl, mein Freund.«
    Dann eilte er zum Ausgang. Der Hund wollte ihm folgen, doch Hunyadi befahl mit scharfer Stimme: »Du bleibst bei Alexios, vergiss niemals, was ich dir sagte.« Der Hund jaulte herzzerreißend, dann kniete er sich auf seine Vorderläufe.
    »Komm, Înger, komm«, rief Alexios dem Tier zu. Der Kuvasz zögerte, dann näherte er sich seinem neuen Herrn. Alexios streichelte den Kopf des Tieres. Mit einer blitzschnellen Bewegung warf er den Hund auf den Rücken. Alexios erhob sich. Der Kuvasz drehte sich, sprang auf die Pfoten und legte sich anschließend vor dem Fürsten flach auf den Bauch.
    »Gut gemacht, Înger! Jetzt musst du nur noch Griechisch lernen«, rief Alexios lachend auf Latein.
    Vor dem Saal erwartete ihn bereits die Zofe. »Kommt bitte mit.« Er folgte ihr, wundert sich jedoch nicht, als er vor dem Damastvorhang stand. Er schob den Stoff beiseite und trat in die Kemenate. Er stand im Schlafzimmer der Königin. Sie trug bereits Reisekleidung. »Schade, mein Ritter, wir hätten mehr daraus machen können.«
    »Ich komme so schnell es geht zurück, hohe Frau.«
    »Ja? Tut Ihr das? Aber dann bin ich nicht mehr hier.« Er sah sie fragend an. »Es gibt doch immer Ohrenbläser, die meinem Mann einreden, dass ich ihn ständig betrüge. Ausgerechnet er, der alle Frauen zwischen fünfzehn und dreißig, die bei drei nicht auf dem Baum sind, mit seiner erlauchten Rute beglückt, wirft mir das vor. Ausgerechnet er! Ihr habt die Kuriere gesehen?«
    »Ja.«
    »Sie werden mich in ein armseliges, halb zerfallenes Schloss in die Nähe von Buda bringen. Dort darf ich dann in Kargheit aus Strafe für meine Untreue leben und hoffen, dass der König sich irgendwann einmal blicken lässt. Anderen Besuch darf ich nicht empfangen.«
    »Dann lasst uns fliehen«, platzte es aus ihm heraus. Alexios senkte die Lider, denn er wusste selbst zu gut, wie töricht die Idee war. Sie reichte ihm die geöffnete Hand. Er küsste die Wölbung. Sie schloss die Augen.
    »Werden wir uns je wiedersehen, Herr Ritter?«
    »Ja, aber ja! Wie erfahre ich, wo Ihr seid?«
    »Clara, Ihr kennt sie gut, wird Euch Nachricht zu geben wissen.«
    Der Anführer der Kuriere trat ins Zimmer. »Majestät, es ist Zeit aufzubrechen.«
    »Gewiss«, sagte die Königin leise, lächelte und wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augen. Dann folgte sie dem Kurier.
    In Alexios aber brüllte jede Faser seines Herzens: Verdammte Macht! Wegen der Macht konnten sie nicht zusammen sein, wegen der Macht ritt er nun nach Süden, fort von ihr! Er schüttelte den Kopf über die absurde Situation. Weit von Konstantinopel entfernt stand er in einem Jagdschloss in den Karpaten und sah hilflos mit an, wie die Frau, die er liebte, von Bewaffneten weggeführt wurde, allein mit einem Hund, den er vor wenigen Stunden noch gar nicht kannte und der jetzt sein Eigen war. Er pfiff. Der Kuvasz stürmte ins Zimmer.
    »Komm, mein Freund, wir haben Arbeit zu erledigen. Es geht nach Hause«, sagte er auf Griechisch

Weitere Kostenlose Bücher