BZRK Reloaded (German Edition)
hast mich verstanden, oder?«
»Mmm. Ja, hab ich.«
»Also, dann halt die Klappe.«
Und das tat sie.
Doch als sie ihre Lippen schloss, fiel ihr ein Traum ein. Fast hätte sie ihm davon erzählt, aber er hatte ihr ja befohlen, die Klappe zu halten.
In dem Traum war sie bis zum Hals eingegraben gewesen. Nur ihr Kopf hatte aus dem Boden herausgeschaut. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie hatte sich mit den Händen an den Kopf fassen und die Handflächen seitlich gegen den Kopf drücken wollen, kräftig drücken. Sie wusste nicht, warum.
In ihrem Traum war Jessica sehr wütend gewesen. Daran erinnerte sie sich vor allem. Dass sie sehr, sehr wütend gewesen war, weil sie nicht vergraben sein wollte, und weil ihr das jemand angetan hatte.
Manchmal konnte sie fast erkennen, wer es war. Aber sie konnte den Kopf nicht weit genug drehen, um ihn zu identifizieren. Sie rollte die Augen vor und zurück, aber sie konnte ihn nicht sehen, weil er immer wieder außer Sichtweite huschte.
Selbst jetzt, als ihr der Traum wieder einfiel, war sie wütend. Die Wut stieg in ihr auf, als würde siedendes Öl durch ihre Venen rauschen.
Aber Anthony mochte es nicht, wenn sie wütend war. Also war sie es nicht. Und das siedende Öl wurde zähflüssig und träge, während es abkühlte. Es dickte ein wie Gelatine.
Zum ersten Mal, seit ihr der Traum eingefallen war, holte Jessica Luft. Gerade knetete sie ihm den Nacken. Aus ihrer Perspektive sah es fast so aus, als würde sie ihn würgen.
Bug Man machte die Augen auf und starrte das Laken unter seinem Gesicht an. Er hatte ihr nicht sagen wollen, dass sie die Klappe halten sollte. So kam sie ihm wie ein Roboter vor. Wie eine Maschine. Jedes andere Mädchen hätte gestritten, aber kein anderes Mädchen hatte so viel »Draht« im Gehirn wie Jessica.
In vielerlei Hinsicht war sie seine größte Errungenschaft, einzig getoppt von der Tatsache, dass er Vincent und Kerouac ausgeschaltet hatte. Sie war so schön, eine große, elegante afrikanische Schönheit mit wundervollen Augen und einem perfekten Körper, und einem Mund, der … Oh Gott, und selbst jetzt noch schmerzte es ihn, daran zu denken, wie sehr er sich nach ihr verzehrt hatte. Sie war so schön, sie konnte ein ganzes Restaurant zum Schweigen bringen, nur indem sie es betrat. Und sie gehörte ihm, ganz allein, hundertprozentig ihm.
Sie war unglaublich. Wenn sie an seiner Seite ging, machte sie ihn zum König. Männer betrachteten ihn mit Erstaunen und Hochachtung. Und Frauen betrachteten ihn und fragten sich, was er nur hatte, dass ihm ein Mädchen wie Jessica verfallen war.
Doch Jessica hatte nicht wirklich viel zu sagen. Wenn sie zusammen einen Film ansahen, wartete sie, bis er seine Meinung geäußert hatte, um sie wie ein Papagei nachzuplappern. Er hatte deutlich gesehen, dass sie »Tron 2« nicht gemocht hatte, bis er im Abspann fast beiläufig gemeint hatte, dass er begeistert war. Dann war auch sie es gewesen.
Als er eine Minute später sagte, dass er den Streifen in Wahrheit scheiße gefunden hatte, pflichtete sie ihm bei.
Und sie pflichtete ihm wieder bei, als er seine Meinung erneut änderte und den Film lobte.
So hätte es stundenlang weitergehen können.
Das war gruselig. Es war langweilig. Sie sagte, was er hören wollte. Sie tat, was er sich wünschte. Sie war, wie er traurigerweise feststellen musste, wie ein Spiel, das man bereits gemeistert hatte. Sie war Portal 2 in einer Portal-3-Welt.
Er schüttelte sie von sich ab, stand auf und ging zum Fenster. »Es ist sowieso ein langweiliges Kaff«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass man hier viel unternehmen kann.«
Sie wollte ihm beipflichten, und die Aussicht ließ ihn erschaudern. »Andrerseits, vielleicht könnten wir auf einen kleinen Abstecher ausbüxen, stimmt’s? Vielleicht nur bis zu dem Büro, in dem ich arbeite. Oder so.«
Sie war einverstanden. Sie schien es ernst zu meinen.
Halt dich bedeckt, hatte Burnofsky gesagt. Tu eine Zeit lang gar nichts. Also tat er nichts. Aber nebenbei konnte er doch immer noch zugucken, oder?
ARTEFAKT
Vorläufige Untersuchung der Selbstmorde und psychotischen Zusammenbrüche
Notizen von Dr. Nigel Blankenthorpe, Erster Schiffsarzt, Puppenschiff
Ich habe ausreichend Daten, die bestätigen, was ich befürchtete: Die Selbstmordrate bei verdrahteten Probanden ist im Schnitt um fast sechsmal so hoch, wie in den Standardmodellen vorausgesagt wird. Die Rate plötzlicher psychischer Zusammenbrüche ist beinahe ebenso
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