BZRK Reloaded (German Edition)
wirkte grimmig. »Zu dem Zeitpunkt, als wir etwas erfuhren, war das Schiff schon gesunken. Da waren die Messen schon gesungen.«
»Die Messen gesungen?« Sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Du hast zu viel Zeit in Offiziersmessen verbracht.«
Er musste lachen. »Oh, keine Frage. Ich würde meine Freizeit viel lieber mit liebreizenden, alterslosen Schwedinnen verbringen.«
»Eddie, es gibt noch einen anderen.«
»Einen anderen Mann? Ich bin schockiert.«
»Einen anderen Fall, ein anderes Puppenschiff. So hat sie es genannt: Puppenschiff. Es ist eine mit Menschen gefüllte Puppenstube für die Armstrong-Zwillinge. Und davon gibt es ein zweites. Der Ersatz für das gesunkene Schiff. Sie sind noch immer dabei.«
Eddies Miene verfinsterte sich. Sein interessierter Blick gewann etwas Raubtierhaftes. »Ach, tatsächlich? Hast du dafür irgendeinen Beweis?«
»Ich habe Hinweise. Indizien. Ich brauche dich, um es zu beweisen.« Pia beugte sich vor und verschüttete dabei etwas Tee. »Eddie, vor gerade einmal einer Woche haben sie ein junges japanisches Mädchen aus Okinawa entführt. Ihr Vater ist Amerikaner. Ein vierzehnjähriges Mädchen. Das Puppenschiff ist hier in der Nähe.«
Sie ließ diese Information erst einmal stehen, während es im Kopf ihres Freundes ratterte.
»Die Albion hat die Manöver des Five Power Defense Arrangements abgeschlossen und steuert jetzt auf Hongkong zu, um eine Parade …«
Der Admiral zeigte ein Haifischlächeln, das er von den Generationen ambitionierter Kapitäne der Royal Navy und einigen Freibeutern geerbt haben musste. Sein Blick wurde nachdenklich. Er sagte: »Mir ist gerade die Idee gekommen, dass die Albion einen Überraschungsbesuch eines hochrangigen Offiziers vertragen könnte. Wissen die Amis von dieser Sache?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin direkt zu dir gekommen.«
»Das wird ja immer besser«, sagte er. »Hast du eine Beschreibung, wie dein Puppenschiff aussieht?«
Pia nickte. »Ich glaube, es ist ein Flüssigerdgasfrachter.«
Der Admiral öffnete seine Aktentasche, einen antiken Lederkoffer mit viel zu vielen Schnallen. Er zog einen Tablet-PC hervor und tippte darauf herum. »Ja«, murmelte er.
»Ja, was?«
Er hob den Finger, um sie zum Schweigen zu bringen. Tippte weiter. Fuhr über den Bildschirm. Runzelte die Stirn. »Interessant. Wie es der Zufall will, gibt es einen Flüssigerdgasfrachter, dessen Kurs ihn zur fraglichen Zeit ungefähr an Okinawa vorbeigeführt haben müsste.«
Pias Herz machte einen Sprung. »Wohin fährt er?«
»Im Grunde direkt zu uns an den Tisch.«
Er richtete den Blick wieder auf den Bildschirm. »Aber es besteht keine Chance, dass die Albion ihn abfangen könnte … Es ist die SS Gemini, auf den Namen ist er registriert.«
Ihre Blicke trafen sich. »Gemini«, sagte Pia. »Die Zwillinge.«
»Wir wollen aber keinen Kampf mit einem gefährlichen Flüssigerdgasfrachter im Hafen von Hongkong anzetteln. Wirklich, das sind schwimmende Bomben, wenn man nicht aufpasst.«
»Aber du meintest doch, dass dein Schiff ihn nicht abfangen kann.«
»Nein, aber die Hubschrauber der Albion könnten es. Ich fliege raus, sobald ich mich hier um ein paar Sachen gekümmert habe.« Dann setzte er unschuldig hinzu: »Ich nehme an, dass du lieber nicht mitkommst?«
»Es wäre mehr als ein alternder Admiral nötig, um mich davon abzuhalten«, gab sie zurück.
SECHZEHN
Es war ihr zu intim.
Plath war in Vincents Gehirn. Sie berührte seine Erinnerungen. Sie sah Dinge, die er ihr niemals gezeigt hätte. Dinge, die er niemals irgendjemand anderem gezeigt hätte.
Sie hatte sich auf einem Poäng-Stuhl von IKEA zurückgelehnt. Sie trug einen Pulli und Jeans. Keine Schuhe, aber zwei Paar Socken, damit sie nicht an den Füßen fror. Es war frisch hier unten im Keller.
Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück, schlief aber nicht. Manchmal keuchte sie oder schnappte hastig nach Luft, wie jemand, der nach einem langen Tauchgang Luft holte. Manchmal krampften sich ihre Finger um die Armlehnen aus hellem Holz, die ein paar Farbspritzer abbekommen hatten. Nur mit bewusster Willensanstrengung konnte sie sich wieder entspannen.
Ihr war klar, dass Nijinsky, der seitlich an dem Biotbrutkasten lehnte, nicht wollte, dass sie davon erzählte. Er wollte die Einzelheiten aus dem Kopf seines Freundes nicht erfahren.
Der neue Biot – der allererste der Viererversion – wurde von einem ihrer alten Bioten begleitet. Der Unterschied in den
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