C001 - Truckers Tod
Mr. High meiner Auffassung an.
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Wenn ich heute gefragt werde, warum ich damals um keinen Preis Sturdy verhaften wollte, so kann ich nur darauf antworten, das Leben Barkers schien mir in Gefahr. Vielleicht brächte ich noch eine Reihe weiterer schöner, stichhaltiger Gründe zusammen, der Hauptgrund aber war zweifellos, dass ich immer mehr das Gefühl hatte, noch weit vom eigentlichen Ziel unserer Nachforschungen entfernt zu sein.
Was war zum Beispiel mit diesem Pat Conella? Seit heute Mittag tauchte sein Name immer wieder in Gesprächen auf, die wir mit verschiedenen Leuten führten. War dieser Mann in New York? Stand er im Hintergrund und hielt die Fäden der Ereignisse in der Hand, deren grausamen Ablauf wir beobachteten? Ich muss gestehen, mein Wissen über Pat Conella war nicht sehr umfangreich. Ich hatte seinen Namen in den Prozessberichten gelesen, ich hatte über seine Untaten, seine Verteidigung, seine Führung im Zuchthaus einige Seiten durchgewälzt. Wir hatten vorsorglich an seinem Wohnsitz in Kalifornien angefragt und erfahren, dass Mr. Conella seit einigen Tagen mit unbestimmtem Reiseziel verschwunden sei.
War Conella in New York? Diese Frage musste unbedingt geklärt werden. Wie stehen Sturdy und Conella zueinander? Gewiss hat Sturdy Conella in dem großen Prozess im Jahre 1949 schwer belastet. Aber geschah so etwas nicht sehr oft auf eine geheime Abmachung hin? War es für ein Gangsterpaar nicht günstiger, dass einer von beiden ein paar Jahre mehr sitzt, der andere in der Zwischenzeit aber beider Interessen wahrnehmen kann? Und Sturdy und Conella waren ein fast unzertrennliches Paar gewesen. Konnte es nicht sein, dass Sturdy vor ein paar Jahren hier angefangen hatte, von klein an etwas aufzubauen, was Conella nun vollenden wollte? Je mehr ich darüber nachdachte, desto einfacher und überzeugender fand ich diese Deutung. Auch die Überfälle fanden ihren Platz in diesem Bild, denn ohne Terror und Gewalt würde es niemand gelingen, auch nicht Conella und Sturdy, die Transportarbeiter und damit Firmen in ihre Gewalt zu bekommen.
Mit diesen Gedanken jagte ich durch das grelle, nächtliche New York. Brown hatten wir im FBI-Gebäude gelassen. Phil saß neben mir und sicher beschäftigten ihn ähnliche Gedanken. Wir fuhren kurz bei der TWA Baracke vorbei, in der Hoffnung irgendein Zeichen von Barker zu finden. Außer den verstörten und sichtlich niedergeschlagenen Gesichtern der Arbeiter, die dort vorsichtig und ängstlich herumstanden und es lange bedachten, bevor sie sich mit jemand in ein Gespräch einließen, fanden wir nichts, was uns anging. Wir fuhren weiter zur TWU.
Wir kamen ins Hafenviertel und hielten genau vor dem Hochhaus, in dem die TWU ihre Räume hatte. Der Lift brachte uns in den 16. Stock. Wir drückten uns nebeneinander durch die Tür. Zwei Gorillas kamen auf uns zu, traten aber auf den Wink eines gut gekleideten jüngeren Mannes zur Seite. Er kam auf uns zu.
»Wer sind Sie«, fragte ich ihn ohne Umstände und hielt ihm meine Marke vor die Nase. Er versuchte seinen Schrecken hinter einem Lächeln zu verbergen. Scheu sah er auf meine FBI-Marke, die ich wieder in die Tasche gleiten ließ. Ich sah mich um. »Ist Buck Sturdy hier?«
»Gewiss«, beeilte er sich zu versichern. »Ich heiße übrigens Pattson und bin Sozialfunktionär der TWU«
Ich sah mir ihn etwas näher an, weil es mir seltsam vorkam, einen derart höflichen Burschen in diesem Laden zu finden. Pattson machte die Figur eines nicht recht hochgekommenen Intelligenzlers. Er war lang und dürr und hatte einen schmalen Kopf mit den kleinen Augen hinter dicken Brillengläsern. Pattson deutete uns an zu warten, ging voraus und verschwand hinter einer dicken Tür. Es mochte eine Minute oder mehr gewesen sein, die er uns alleine ließ. Ich glaubte laute Stimmen hinter der Türe zu vernehmen, aber der Schall wurde zu sehr gedämpft und verwischt, als dass ich etwas verstehen konnte. Dann kam Pattson zurück und führte uns zu Sturdy hinein.
Sturdy hatte einen roten Kopf. Es war leicht zu erraten, dass er uns abweisen wollte und erst von Pattson überredet wurde, uns zu empfangen. Was mochte in dem bulligen Kerl Vorgehen, als er so, den hellen Zorn ins Gesicht geschrieben, vor uns stand und uns anbrüllte: »Was wollen Sie hier, Polizeispitzel? Machen Sie, dass Sie rauskommen, oder ich lasse Sie rauswerfen, und wenn ich mir Bluthunde herholen lasse!« Klug war es nicht von ihm, so mit uns zu reden. Ich achtete nicht darauf.
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