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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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Lösung war vielleicht, dort zu suchen, wo man ihn gefunden hatte: in Midian. Vielleicht würde sie dort die Aufklä -
    rung des Geheimnisses finden.
    Die Polizei hatte sie angewiesen, Calgary vor Beendi-gung der Ermittlungen nicht zu verlassen, aber sie war, wie ihre Mutter, ein impulsives Geschöpf. Sie war um drei Uhr morgens mit dem Einfall aufgewacht, nach Midian zu gehen. Um fünf Uhr packte sie, eine Stunde nach der Dämmerung war sie auf dem Highway Nr. 2 nach Norden unterwegs.
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    Anfangs ging alles gut. Es war gut, weg vom Büro – wo man sie vermissen würde, aber zum Teufel damit – und dem Apartment zu sein, wo alles sie an ihre Zeit mit Boone erinnerte. Sie fuhr nicht gerade blind, aber verdammt noch mal beinahe; keine Karte, die sie in die Finger 67

    bekommen hatte, hatte eine Stadt namens Midian er-wähnt. Doch bei Unterhaltungen der Polizisten hatte sie andere Städtenamen gehört. Shere Neck war einer, an den sie sich erinnerte – und das war auf den Karten ver-zeichnet. Das machte sie zu ihrem Ziel.
    Sie wußte wenig oder gar nichts über die Gegend, durch die sie fuhr. Ihre Familie stammte aus Toronto –
    dem zivilisierten Osten, wie ihre Mutter es bis zu ihrem Todestag genannt hatte; sie haßte ihren Mann wegen des Umzugs, der sie ins Hinterland geführt hatte. Das Vorur-teil hatte abgefärbt. Der Anblick der Weizenfelder, die sich soweit das Auge reichte erstreckten, hatte Loris Fantasie nie besonders beflügelt, und während sie dahinfuhr, konnte nichts von dem, was sie sah, sie umstimmen. Der Weizen war seinem Wachstum überlassen, die Pflanzer und Säer gingen anderen Geschäften nach. Die schiere Monotonie ermüdete sie mehr als sie sich vorgestellt hatte. Sie unterbrach ihre Reise in McLennan, eine Auto-stunde von Peace River entfernt, und schlief die ganze Nacht ungestört in einem Motelbett, und am nächsten Morgen stand sie erfrischt und früh auf und fuhr weiter.
    Sie schätzte, daß sie Shere Neck bis Mittag erreicht haben würde.
    Aber es kam nicht ganz so. Irgendwo östlich von Peace River kam sie vom Weg ab und mußte vierzig Meilen in die, wie sie vermutete, falsche Richtung gefahren sein, bis sie eine Tankstelle und jemanden fand, der ihr den Weg zeigen konnte.
    Zwillinge, zwei Jungen, spielten im Sand vor der Treppenstufe zum Büro der Tankstelle mit Plastiksoldaten. Ihr Vater, dessen blondes Haar sie hatten, trat zwischen den Armeen eine Zigarette aus und kam zum Auto herüber.
    »Was kann ich Ihnen geben?«
    »Benzin bitte. Und eine Information?«

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    »Das kostet was«, sagte er ohne zu lächeln.
    »Ich suche eine Stadt namens Shere Neck. Kennen Sie sie?«
    Das Kriegsspiel hinter ihm war eskaliert. Er drehte sich zu den Kindern um.
    »Würdet ihr bitte still sein?« sagte er.
    Die Jungen warfen einander von der Seite Blicke zu und verstummten, bis er sich wieder zu Lori gewendet hatte.
    Zu viele Jahre Arbeit im Freien, in der Sommersonne, hatten ihn vorzeitig altern lassen.
    »Was wollen Sie denn in Shere Neck?« sagte er.
    »Ich versuche... jemanden zu finden.«
    »Tatsächlich?« antwortete er eindeutig interessiert. Er zeigte ihr ein Grinsen, das für bessere Zähne gedacht gewesen war. »Jemand, den ich kenne? Wir sehen hier nicht allzu viele Fremde.«
    Sie schätzte, daß es nicht schaden konnte zu fragen. Sie beugte sich ins Auto und holte ein Foto aus der Handtasche.
    »Ich vermute, Sie haben diesen Mann nicht gesehen?«
    Vor der Stufe drohte ein weiterer Weltkrieg auszubre-chen. Bevor er das Foto von Boone sah, wandte er sich an die Kinder.
    »Verdammt, habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt still sein?« sagte er, dann betrachtete er das Bild. Seine Antwort erfolgte auf der Stelle. »Wissen Sie, wer das ist?«
    Lori zögerte. Das rohe Gesicht vor ihr war finster. Aber jetzt war es zu spät, Unkenntnis vorzuschützen.
    »Ja«, sagte sie, »ich weiß, wer er ist.«
    »Und wissen Sie, was er getan hat?« Der Mann schürzte beim Sprechen die Lippen. »Das war ein Bild von Ihnen.
    Ich habe Sie gesehen.« Er drehte sich wieder zu den Kindern um. »Seid ihr jetzt endlich still?«
    »Das war ich nicht«, protestierte einer der beiden.

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    »Ist mir scheißegal, wer es war!« lautete die Antwort.
    Er schritt mit erhobenen Armen auf sie zu. Sie flohen binnen Sekunden vor seinem Schatten und ließen die Armeen aus Angst vor ihn im Stich. Seine Wut über die Kinder und sein Abscheu angesichts des Bildes waren jetzt zu einem Ekel verschmolzen.
    »Ein verdammtes Tier«,

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