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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Verwaltungsposten.
    Zur Büroarbeit tauge ich aber nicht besonders, als man daher ortsansässige Friedenshüter suchte, habe ich mich gemeldet. Hwoshien hält viel von Kompromissen. Nun, wenn ich überhaupt ein Talent besitze, dann scheint es die Fähigkeit zu sein, andere Leute zu Kompromissen zu veranlassen. Anders ausgedrückt, ich verstehe mich recht gut darauf, Raufereien zu beenden, noch ehe sie richtig anfangen.
    Meine gegenwärtige Position habe ich wahrscheinlich erreicht, weil ich meine Arbeit erledigte, niemandem auf die Zehen trat und nicht viele Fehler beging. Außerdem verstehe ich mich auch noch ganz gut auf das, was es braucht, wenn ein Kompromiß gescheitert ist.«
    »Ich weiß«, sagte Cora. »Das merkte ich daraus, wie Sie auf das Toglut am Pier reagiert haben.«
    »Oh, ein Toglut ist gar nichts.« Er sagte das so beiläufig, daß man merken konnte, er übertrieb damit nicht. »Ich sagte ja schon, sie sind sehr langsam und normalerweise nicht aggressiv. Warten Sie nur, bis wir draußen auf dem offenen Meer sind, abseits von Mou’anui. Die Raubtiere von Cachalot haben sich auf dem größten Ozean im ganzen Commonwealth entwickelt. Ein Mallost könnte ein Toglut zum Frühstück verspeisen.«
    »Ich kann’s kaum erwarten«, sagte sie und meinte das ehrlich.
    Inzwischen hatten sie fast den Schlaftrakt des Verwaltungsgebäudes erreicht. Ein paar Lichter waren zu sehen, wie Mottenaugen in der Nacht. Irgendwo war das schläfrige Summen von Akkumulatoren zu hören, die jetzt an die Stelle der bei Nacht nutzlosen fotovoltaischen Paneele getreten waren. Das Geräusch bildete gleichsam einen Kontrapunkt zum gleichmäßigen Schlag der kleinen Wellen am fernen Strand.
    »Warten Sie«, sagte Sam.
    »Oh, oh…« Cora verdrehte die Augen. Wie würde er es jetzt anpacken? Wahrscheinlich nicht sehr originell. Sam schien ihr gar nicht der Typ zu sein, aber versuchen würde er es. Die Jahre hatten ihr ein beachtliches Arsenal an entwaffnenden Reaktionen geliefert. Sie mochte ihn, würde also eine der netteren Abfuhren wählen.
    Aber anstelle eines Annäherungsversuches – sei es nun mit Worten oder mit den Händen – kniete er nieder. In einer Hand hielt er eine Handvoll Sand, mit der anderen nestelte er an seinem Gürtel herum. »Da, schauen Sie!« Eine kleine ultraviolette Lichtquelle flammte auf. Er legte einen Schalter um, und der Lichtkegel weitete sich aus. Er richtete ihn auf den Sand, den er in der Hand hielt.
    Es war, als hätte er in die Schatzkiste eines Moguls oder Piraten aus der Antike gegriffen. Im ultravioletten Schein fluoreszierten die Hexalatkörner strahlendhell in hundert Farbschattierungen wie Fragmente eines Regenbogens. Und das Glühen hatte nicht die blendende, prismatische Härte, wie sie das Sonnenlicht erzeugt, die Farben waren vielmehr weich und voll, für das Auge angenehm.
    Das Licht erlosch, aber zu ihrem Entzücken blieben die Farben. Die Phosphoreszenz verblaßte nur langsam, widerstrebend. Und während sie verblaßte, drehte er die Hand und ließ die Streifen winziger Sonnen aus der Handfläche rinnen.
    »O wie schön, Sam! Ich habe eine Märchenwelt erwartet, aber keine so vielfältige.«
    »Vergessen Sie die Räuber nicht.« Er lachte glucksend. »Einige von diesen >Märchengestalten< würden Sie mit einem Biß verschlingen.«
    Sie gingen weiter, blieben vor der Tür stehen. Sie drehte sich um, blickte zu ihm auf. »Das war sehr nett, daß Sie mich begleitet haben.«
    »Danke, daß Sie mich mitkommen ließen. Sie hätten sich wirklich nicht verlaufen können. Das geht auf Cachalot gar nicht.«
    Sie wartete darauf, daß er sie küßte, fragte sich, ob sie sich wehren würde, fragte sich, ob sie sich küssen lassen würde und Gefallen daran finden. Aber da verblüffte er sie, indem er ihr mit einem Finger an die Nase tippte.
    »Gute Nacht, Cora Xamantina. Bis ananahi ‘tia po ‘io ‘i. Morgen früh.«
    Mehr verblüfft als enttäuscht sah sie ihm nach, wie er in der Nacht untertauchte. Im Gegensatz zum Sand leuchtete er nicht in der Finsternis, obwohl sie das Gefühl hatte, daß er dazu nur einer leichten Anregung bedurft hätte.
    Ganz in Gedanken geriet sie zweimal in den falschen Korridor, ehe sie ihr Zimmer fand.
    Ihr Raum war spartanisch, aber makellos sauber, obwohl an manchen Stellen ein paar Hexalatsandkörner glitzerten. Wahrscheinlich konnte man sich davon nur auf der offenen See befreien. Der Raum enthielt ein Bett, einen kleinen Kleiderschrank, ein paar Stühle,

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