Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Niemand sah, wie auf einem Leuchtschirm plötzlich elektronischer Blütenstaub über die Bildfläche schwärmte. Sekunden später wurden die akustischen Alarme ausgelöst. Der Mann im Korridor: war so beschäftigt und außer Atem, daß er gar nicht sofort reagieren konnte. Sein Kollege in der Toilette ignorierte seine Hosen und das Peinliche der Situation und rannte zur Alarmanlage. Auch er kam Sekunden zu spät, nämlich erst, als sich das Alarmsystem, die Menschen, das Gebäude und die ganze Gemeinschaft von Vai’oire sich bereits aufzulösen begannen.
    Cora hing im Wasser, verwirrt von dem plötzlichen, unerklärlichen Seegang. Hastige Fragen flogen zwischen den fünf Schwimmern hin und her, doch ehe sie zu irgendeinem Schluß kommen konnten, löste sich das Wasser rings um sie in ein Dutzend widerstreitender Wirbel auf, begleitet von ständigem, irgendwie moduliert wirkendem Grollen.
    Cora wurde wie eine Ameise in einem Sturm herumgeworfen. Sie schlug wild aus, um ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen, ehe die Turbulenz sie gegen eine scharfe Zacke des Riffs warf. In der Dunkelheit und dem Chaos klammerte sich etwas an ihrem rechten Arm fest. Das Wasser zog sie in die entgegengesetzte Richtung. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr der Arm aus dem Gelenk gerissen, und sie schrie hinter ihrer Gesichtsmaske auf.
    Aber das, was sie gepackt hatte, ließ sie nicht los. Sie sah sich um und entdeckte das verzerrte, angestrengte Gesicht von Sam Mataroreva hinter seiner Gesichtsplatte. Den anderen Arm hatte er um einen Hexalatauswuchs geschlungen. Eine weitere Gestalt klammerte sich an der Formation fest: Rachael.
    Dann hatte Sam es endlich geschafft, sie auf die geschützte Seite des Hexalatriffs zu ziehen. Das Wasser dort war immer noch aufgewühlt und von starken Strömungen bewegt, aber die Gewalt, die Cora herumgeschleudert hatte, war dort schwächer. Während das Grollen anhielt, sich hob und wieder senkte, ohne daß irgendein Muster zu erkennen gewesen wäre, mußte Cora an ein Seebeben denken. Sie machte Sam gegenüber eine entsprechende Andeutung.
    »Kann nicht sein«, erwiderte er, und seine Stimme klang müde und irgendwie enttäuscht. »Nicht daß diese alten Berge nicht gelegentlich seismischen Störungen unterworfen sind – das sind sie durchaus. Aber das hier ist zu eng lokalisiert. Wir würden die Auswirkungen hier viel deutlicher spüren, schließlich sind wir dicht am Zentrum des Berges und des Riffs. Die Störung führte aber vom Ufer weg und auf die Tiefen zu.«
    Weitere Gestalten arbeiteten sich auf die drei Gestalten am Riff zu. Zuerst trieb Merced vorbei, dann Dawn. Wie ein zögernder Fisch schwamm Sam hinaus, um zuerst dem einen und dann der anderen zu helfen. Bald drängten sich alle Schwimmer verängstigt hinter die schützende Masse des Hexalatriffs.
    »Es kommt ganz entschieden aus der Richtung der Stadt«, murmelte Mataroreva. »Ich gehe jetzt hinauf. Vielleicht kann ich etwas sehen.«
    »Ich auch.«
    Er sah zu Coras gelb leuchtender, winziger Gestalt hinüber und sagte nichts. Dann schwamm er nach oben, immer noch von dem Hexalatriff geschützt. Cora folgte ihm.
    Als sie sich der Oberfläche näherten, nahm die Turbulenz erheblich zu. Cora mußte nach oben klettern, wobei sie sich die ganze Zeit an den Hexalatvorsprüngen festhielt, damit der Seegang sie nicht fortriß. Aber die Störung deutete nicht auf einen Sturm hin.
    Jetzt hatten sie die Meeresoberfläche erreicht. Diesmal hätte Cora beinahe das Hexalatriff losgelassen, als eine mächtige Dünung sie niederschmetterte. Die Welle schlug ihr die Gesichtsmaske zur Seite, und sie hatte Mühe, sie sich wieder zurechtzuschieben. Jetzt erhellte ein neuer Blitz das aufgewühlte Wasser, und hallender Donner schlug über ihr zusammen. Es regnete gleichmäßig, aber der Wind war nur schwach. Die Wildheit der Wellen gab ihnen gerade eine halbe Minute Zeit über dem Wasser, aber das reichte schon aus, um die phantastischen Bilder, die sie umgaben, für alle Ewigkeit ihrem Gedächtnis einzuprägen.
    Rings um sie schwammen Bruchstücke und Teile der Stadt Vai’oire. Wildes Krachen mischte sich in ein paar schwache, entfernt klingende Schreie und die Wut von Wind und Wellen. Alle Lichter der Stadt waren ausgegangen.
    Vier kolossale monolithische Gestalten ragten hoch aus dem Wasser, wie ein Stück der Planetenkruste. Im Gleichtakt Wassersäulen ausstoßend, fiel das Quartett von Blauwalen gleichzeitig über das her, was von der jetzt freigelegten

Weitere Kostenlose Bücher