Cache! Wir Finden Ihn!
der Brücke herumgeturnt. Es war ganz einfach gewesen, den Verschluss der blauen Wassertonne zu öffnen. In der Tonne hatte eine Thermoskanne gelegen. Und in der Thermoskanne hatten die drei viele identische schmale Streifen aus Papier gefunden. Einen hatten sie behalten. Den Rest hatten sie wieder in die Thermoskanne getan und die Kanne in der Wassertonne verstaut.
„Also, wer erklärt mir jetzt, was das auf dem Zettel zu bedeuten hat?“, nörgelte Clara. „Und wohin wir jetzt überhaupt gehen. Denn soweit ich gesehen habe, sind auf dem Zettel keine Koordinaten zu lesen gewesen.“
„Richtig“, antwortete Sven, „die Koordinaten müssen wir uns erst entschlüsseln lassen.“
„Genau“, ergänzte Victor und zwinkerte Sven verschwörerisch zu, „wir lassen diese rätselhaften Zeichen von einer Wahrsagerin entschlüsseln.“
„Ihr seid gemein“, schimpfte Clara, blieb mit verschränkten Armen am Straßenrand stehen und blickte schmollend ins Nirgendwo.
„Jetzt komm schon, Clara“, erklärte Victor. „Also: Auf dem Zettel ist ein so genannter Barcode abgebildet, auch Strichcode genannt. Den kannst du auf jeder Milchtüte, Nudelpackung und Zeitschrift finden. Du weißt doch, dass die Verkäuferin jeden Artikel nimmt und über so ein Glas-Fenster ihrer Kasse zieht. Dann piept es und der Preis des Artikels ist gebongt.“
„Und die Wahrsagerin“, fügte Sven hinzu, „ist Frau Vostel in unserem kleinen Supermarkt im Dorf Jünkelheim. Die kann ein ganz schöner Drachen sein. Hoffen wir mal, dass sie heute ausnahmsweise gute Laune hat.“
Als die drei in Jünkelheim ankamen, hatten sie noch eine halbe Stunde Zeit, bis der Supermarkt öffnete. Also stromerten sie ziellos durch die Gassen des kleinen Ortes. Plötzlich blieben sie zeitgleich wie angewurzelt stehen. Keiner hatte etwas sagen müssen. Dieses riesige Gerät vor dem Gasthaus „Zum grünen Baum“ kannten sie nur zu gut: das schwarze Motorrad der außerirdischen Cache-Diebe!
Sven hatte eine Idee. „Ich weiß, wie der Gasthof von innen aussieht. Meine Eltern treffen sich dort manchmal mit Freunden auf ein Bier. Die Gästezimmer gehen hinten zum Hof hinaus.“
Die drei schlichen vorsichtig um die Häuserecke und standen im Hof des Gasthauses – Auge in Auge mit einem Schäferhund.
„Hallo Friedrich“, grüßte ihn Sven leise und legte den Finger auf die Lippen. Friedrich neigte den Kopf und schaute die drei verträumt an. „Das ist wahrscheinlich der harmloseste Hofhund der Welt“, erzählte Sven im Flüsterton. „Kein Mensch hat ihn jemals bellen gehört. Wenn hier einmal ein Einbrecher vorbeikäme, dürfte der Räuber ihn wahrscheinlich noch kraulen.“
Aus einem geöffneten Zimmer im Erdgeschoss des Gasthofs erklangen Stimmen. Eine brummige und eine schrille. Die drei hörten Gesprächsfetzen: „Raus aus diesem Kaff – In der nächsten Kreisstadt haben die Supermärkte schon ab 7.00 Uhr geöffnet. – Du nervst – Los, beeil dich – Mach schon, die anderen sind uns auf den Fersen!“
Clara, Sven und Victor flitzten zurück auf die Straße, versteckten sich hinter einem Autoanhänger, der an der Straße abgestellt war, und warteten darauf, dass die Motorradfahrer das Gasthaus verließen. Kurze Zeit später sahen sie die Außerirdischen erstmals ohne ihre Motorradhelme. Jetzt konnten sie deutlich erkennen, was sie schon beim Hören vermutet hatten. Ein Mann und eine Frau in schwarzer Ledermontur traten aus der Tür. Beide waren sehr hager. Und beide auch sehr blond. Der Mann hatte einen Zopf, war etwas kleiner als die Frau und blickte mit stechend graublauen Augen misstrauisch über seine gekrümmte Hakennase. Clara, Victor und Sven duckten sich tiefer hinter den Anhänger. Als sie wieder vorsichtig ihre Köpfe hoben, konnten sie kurz das Gesicht der Frau sehen, die ihren blonden Lockenkopf schüttelte und den Motorradhelm aufsetzte.
Victor wurde kreidebleich, während die beiden Motorradfahrer ihre Maschine starteten und in Richtung Kreisstadt davonbrausten.
„Was ist los, Victor?“, fragte Sven.
„Ich glaube es nicht“, antwortete der, „das war Frau Grützke!“
„Wer ist Frau Grütze?“, hakte Clara nach.
„Clara, hast du dir heute Morgen nicht deine Ohren gewaschen? Frau Grützke, nicht Grütze.“ Matt erklärte Victor, woher er diese Frau kannte. „Seit drei Monaten haben wir Frau Grützke in Erdkunde. Sie ist die schlimmste Lehrerin, die ihr euch vorstellen könnt. Gute Noten bekommen nur die Schüler,
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