Cademar-Günstling der Magie
und hinterließ keine Spuren an dem schimmernden Umriss. »Ich, als der Stempelzauber mich berührte.« Er blickte zu Cademar hinab. »Und da vorne ist deiner.«
Cademar schaute auf seine Beine und entdeckte dort ein weiteres Paar, das aus seiner Hüfte ragte und so rot schimmerte wie die Silhouette neben Malkom. Mit einem Schreckensschrei rollte sich Cademar zur Seite und fuhr in die Höhe.
Vor ihm auf dem Boden sah er seinen eigenen Umriss. Dieser lag wie er selbst vor einigen Augenblicken noch auf dem Boden, hielt mit seinen Unterarmen die Augen bedeckt. Es war der Moment eingefangen, als der Stempelzauber Cademar berührt hatte, und an seiner starren Haltung konnte er noch seine Angst und Anspannung ablesen.
»Mein Vater hat vom Stempelzauber erzählt«, sagte Malkom. »Er wurde oft an der Front angewendet, um die Position feindlicher Armeen festzustellen oder um herauszufinden, wohin der Feind geflohen ist. Normalerweise ist das Gebiet, das er bedeckt, sehr klein, und ein Zauberer muss dennoch viel Kraft aufwenden. Einen derart großen Stempelzauber hat es sicher niemals zuvor gegeben.« Er blickte hinter sich zum Horizont, dann Cademar in die Augen. »Wir müssen weg von hier. Schnell. Je weiter weg wir von unseren Silhouetten sind, wenn die Magier sie finden, desto besser.«
»Du glaubst, sie haben diesen Zauber wegen uns ausgesprochen?«
»Natürlich, wegen … wegen uns. Beeilen wir uns.«
Cademar schaute Malkom hinterher, der sich schon schnellen Schrittes aufgemacht hatte. Wegen mir, hatte Malkom gedacht und zuerst sagen wollen, dessen war sich Cademar sicher.
Fast rannten sie.
Die ersten Stunden führte Malkom den Weg, doch gegen Nachmittag zeigte sich, dass Cademar den längeren Atem hatte. Das Gebiet wurde hügeliger, mehr Baumgruppen wuchsen hier und die Karra verlief in weiten Bögen. Weil der Boden weniger matschig war und das Schilfgras nicht einmal kniehoch, kamen die beiden gut voran.
Als es dunkel wurde, war es Malkom, der um eine Pause bat. »Nur eine Weile«, stieß er zwischen keuchenden Atemzügen hervor. Am Horizont wuchs die dunkle Silhouette des Schwarzgebirges. Es war sicher noch eine weitere Tagesreise, bis sie am Fuß des Gebirges ankamen.
Cademar strich sich über die Stirn. Ein leichter, rhythmischer Kopfschmerz hatte sich im Laufe des Tages gebildet. Wenn Cademar in Richtung einer bestimmten Spitze im Schwarzgebirge schaute, schien sich dieser Schmerz seltsamerweise zu verstärken. »Nun gut«, sagte er. »Aber lass uns zu dem kleinen Wald dort gehen, damit wir nicht völlig ungeschützt sind.«
Malkom nickte und sie trotteten zu den Bäumen. Mit einem Ächzen sank er zu Boden und wortlos reichte ihm Cademar den Wasserbeutel, aus dem er hastig trank.
Cademar setzte sich neben ihn. »Es heißt, die Magier könnten des Nachts sehen wie am Tag. Glaubst du, es stimmt?«
»Meine Sicht hat sich nicht verändert, seit ich die Magie fühle.«
»Ich meinte auch nicht dich, sondern die Gesandten, die uns suchen.« Es gelang Cademar, keinen Groll in seine Stimme zu legen.
»Sie sind mächtig«, sagte Malkom. »Es wird ihnen nicht schwerfallen, die Dunkelheit der Nacht zu durchdringen.«
»Du bist von den Magiern doch fasziniert, nicht wahr?«
Malkom warf Cademar einen Seitenblick zu. »Sie haben Macht. Sie können tun, was ihnen gefällt.«
»Aber in der Zuflucht werden wir keine Magie erlernen? Ist sie dort vielleicht sogar verboten?«
»Nein. Es heißt, dass dort auch die Günstlinge in den magischen Künsten unterwiesen werden – nur eben nicht zum Nutzen der Lichtfeste. Ein alter Magier namens Viller soll dort leben, der den geflohenen Magiebegabten nicht nur Unterschlupf, sondern auch seine Weisheit bietet. Er wird uns beibringen, wie wir die Magie in uns beherrschen, denn … du weißt, was mit uns geschieht, wenn wir es nicht tun.«
»Ich hörte, sie zehrt uns auf …«
»Ja. Die Magie reißt uns in den Wahnsinn und verändert unsere Körper, wenn wir sie nicht beherrschen lernen.« Er beugte sich zu Cademar und senkte seine Stimme. »Wir werden zu Verdunkelten.«
Cademar runzelte die Stirn. »Die Verdunkelten sind Magiebegabte?«
»Sie sind Verstoßene der Magie. Sie haben sich von der Magie abgewendet, doch die Magie hat sich gerächt und sie verändert. Sie sind grässliche, unmenschliche Wesen, die die Magie und alles Leben hassen.« Er machte eine Pause, bevor er schloss: »Sie sind unsere Todfeinde.«
»Dein Vater hat dir all dies erzählt?«
Malkom
Weitere Kostenlose Bücher