Cademar-Günstling der Magie
jeden Augenblick wieder erscheinen.
Cademars Blick wanderte wieder zu Zahru. »Begrüßt Ihr alle Günstlinge auf diese Weise?«
»Ja. So kann ich sofort einen Magiebegabten einschätzen«, sagte der hoch gewachsene Mann, dessen Arme ein wenig zu lang wirkten. Er war sonnengebräunt und viele Jahre jünger als Viller, trug eng anliegende Kleidung, die schnörkellos aus einem weichen, dunkelgrünen Stoff genäht war. Seine Augen waren von einem harten Glanz. »Die meisten reagieren wie er« – ein verächtlicher Blick streifte Malkom – »einige schaffen es, den Schmerz zu unterdrücken, doch bislang hat noch niemand die Täuschung sofort als solche erkannt. Sag – wie ist dein Name.«
»Ich heiße Cademar.«
»Cademar … wie hast du es durchschaut?«
Er überlegte, ob es besser war, zu lügen, doch entschied sich für die Wahrheit: »Ich wusste es sofort – aber ich kann nicht sagen, warum. Als die Flammen herankamen, wirkten sie auf mich wie ein Bild von Flammen, aber nicht wie Flammen selbst.«
Zahru nickte. »Gut. Sehr gut! Ich glaube, wir werden viel voneinander lernen.« Er lächelte.
»Viller hat uns zu Euch geschickt«, sagte Cademar distanziert, der sich mit dem Gedanken nicht ganz anfreunden konnte, von diesem Mann zu lernen, der ihm mit einem Betrug gegenüber getreten war. »Was ist das für ein Raum – die Kathedrale?«
»Hier führen wir alle magischen Riten aus, die zum Schutz der Zuflucht nötig sind. Die Kraft der Magiebegabten wird gebündelt und durch den Berg geleitet. So bleiben wir und die Höhleneingänge vor den Blicken der Gesandten verborgen und senden den flüchtigen Günstlingen von Asugol gleichzeitig ein Signal.«
Cademar nickte. »Ich habe es gefühlt.«
»Diese magische Kraft muss nach einigen Wochen erneuert werden, und zu diesem Zweck finden wir uns dann alle hier ein.« Zahru deutete auf die Bänke. »Die gemeinsame magische Macht aller Magiebegabten erfüllt dann die Tunnel und den Berg.«
»Aber ich verstehe nicht, dass das gegen die Macht der Magier genügt. Sie müssen doch ungleich stärker sein.«
Zahru warf ihm einen Seitenblick zu, der fast schelmisch wirkte. »Du hast gerade bewiesen, dass du magisches Potenzial besitzt. Doch nichts ist stärker als Gemeinschaft. Du wirst es sehen.«
Zahru führte Cademar und Malkom, der noch blass war, aber sich wieder unter Kontrolle hatte, durch die Tunnel. Der hagere Magier bewegte sich mit großer Geschwindigkeit und Ausdauer durch die Tunnel. Über eine raue Treppe stiegen sie hinab. Die Luft wurde kälter, Staub hing in ihr. Ein Klopfen erfüllte den Tunnel und nach einigen Schritten waren die drei auch schon an der Quelle des Geräuschs: Eine Frau und ein Mann schlugen mit Spitzhacken gegen die Felswand, die sich am Ende dieses Tunnels befand. »Das genügt für heute«, rief Zahru aus. Die Spitzhacken fielen zu Boden und die beiden wendeten sich um. Sie waren völlig in den Staub gehüllt, den sie mit ihrer Arbeit aufgewirbelt hatten. Ihre Münder und Nasen waren mit Tüchern verdeckt und in den geröteten Augen darüber konnte Cademar trotz des Staubs die Erschöpfung erkennen. Mit einer raschen Bewegung zogen sie die Tücher von ihren Gesichtern, und nun erkannte Cademar, dass sie ungefähr in seinem und Malkoms Alter waren. Der junge Mann warf sein Tuch zu Boden, funkelte Zahru wütend an und ging davon. Die junge Frau ließ ihr Tuch ebenso fallen, folgte ihrem Gefährten schlurfend und mit gesenktem Blick.
»Wir schätzen, dass uns noch drei Meter bis zum Durchbruch fehlen«, sagte Zahru. »Dahinter befindet sich ein Felsgrat mit einem Abstieg nach Osten. Die natürliche Öffnung an dieser Seite des Schwarzgebirges liegt so ungünstig, dass der Abstieg nach Ukka lange dauert und gefährlich ist. Dieser Ausgang würde den Abstieg verkürzen … und uns eine bessere Fluchtmöglichkeit geben.« Zahru schaute die beiden jungen Männer herausfordernd an und deutete den Weg entlang, den sie gekommen waren. »Dort befindet sich rechterhand ein Loch in der Wand. Seid vorsichtig – dies ist die Öffnung eines Schachts, der weit in die Tiefe reicht. Werft dort den Abraum hinein. Ich erwarte, dass ihr am Abend den Abstand auf zweieinhalb Meter verkürzt habt. Und eins noch … der Einsatz von Magie ist dabei verboten.«
Er wendete sich ab und schritt davon.
Malkom starrte ihm mit offenem Mund hinterher. »Wir sollen als Bergleute arbeiten? Ist das sein Ernst?«
»Ich fürchte ja«, sagte Cademar. Er bückte sich,
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