Cademar-Günstling der Magie
gespannt. »Ich fühle ihn. Wer auch immer es ist – er ist nah.«
»Das bin ich«, ertönte eine hallende Stimme aus der Schwärze der Höhle, vor der Cademar und Malkom instinktiv zurückschreckten.
»Zeig dich uns«, rief Cademar und richtete sich auf. »Tritt uns als Freund oder Feind gegenüber, aber komme zuerst aus dem Dunkel.« Cademar staunte innerlich darüber, mit welch fester Stimme er sich an den Unbekannten richtete und erwartete fast, als Antwort einen Pfeil in seine Brust zu erhalten … oder mit Zaubermacht vernichtet zu werden, denn all dies konnte eine Falle der Magier sein.
Da bildete sich ein menschlicher Umriss aus der Schwärze.
Der Mann, der aus der Höhle kam, war nur wenige Jahre älter als Cademar und Malkom. Doch trotz seiner Jugend hatte er eine vollständige Glatze – und wie Cademar bemerkte, hatte er auch keine Augenbrauen. Seine graue Kleidung war staubig und an vielen Stellen eingerissen, als trug er sie schon seit langer Zeit. Mit vorstehenden Zähnen grinste er die beiden an. Ein voll ausgebildeter Manuskristall strahlte in seiner linken Handfläche, der etwa so groß wie sein Daumen war. »Ich bin ein Freund«, sagte der Mann.
Als er schließlich vor den beiden stand, musste Cademar unwillkürlich das offene Lächeln erwidern, denn der Mann war einen Kopf kleiner als die beiden. »Ich bin Cademar«, sagte er.
Der Glatzköpfige nickte. »Und das ist Malkom. Ich weiß, ich kenne euer beider Geist. Mein Name ist Senro. Ihr werdet erwartet.« Er drehte sich wieder um und machte einen Schritt in Richtung der Höhle. »Folgt mir.«
»Wie finden wir im Dunkeln den Weg?«, fragte Cademar.
»Ich zeige ihn euch.«
Es war, als wurde in Cademars Wahrnehmung eine Fackel entzündet. In der undurchdringlichen Schwärze vor sich erkannte er nun die Umrisse der Höhle und die Felsen, die im Boden des Tunnels verstreut waren. »Siehst du das auch?«, fragte er flüsternd.
»Ja«, gab Malkom atemlos zurück. Dann tauchten sie in die Höhle ein.
Offenbar war Senro in der Lage, ein Abbild des Tunnels in ihren Geist zu schicken. Ohne Probleme konnten Cademar und Malkom so den Felsen aus dem Weg gehen und ihren Weg durch die Windungen des Tunnels suchen. Oftmals mussten sie den Kopf senken, um nicht an die Decke zu stoßen.
Nach einer kurzen Wegstrecke öffnete sich der Tunnel zu einem Raum, der von Fackeln erhellt wurde. Das Abbild der Umgebung, das Senro ihnen eingegeben hatte, verblasste, und beide blinzelten, um sich an dieses Licht zu gewöhnen.
Senro war vorausgegangen und erwartete die beiden mit ausgebreiteten Armen. »Seid willkommen in der Zuflucht der Magiebegabten!«, sagte er.
Cademar und Malkom schauten sich in dem runden Raum um. Er war so hoch, dass sie hier bequem stehen konnten. An den grob behauenen Wänden waren Fackeln aufgehangen und bis auf einige Säcke und Fässer war der Raum leer. Es roch stickig – sie mussten so tief im Berg sein, dass kein Lufthauch bis hierher vordrang. Außer dem Durchgang, durch den sie gekommen waren, führten von hier zwei weitere Tunnel in den Berg hinein. »Das ist die Zuflucht?«, fragte Malkom.
»Natürlich nicht die ganze. Wir bewohnen ein ganzes Höhlensystem. Dieses ist der westlichste Raum und der Weg zur einzigen Öffnung auf der Seite des Berges, die ihr bestiegen habt. Die meisten Günstlinge Asugols kommen durch diesen Eingang. Auf der anderen Seite gibt es eine Öffnung, durch die man nach Ukka hinabsteigen kann.«
»Wir hörten von einem alten Magier, der die Zuflucht begründet hat«, meinte Cademar.
»Richtig. Viller erwartet euch. Kommt.« Senro ging zielstrebig in den linken der beiden anderen Tunnel, und Cademar und Malkom beeilten sich, ihm zu folgen.
Ab hier waren Fackeln in regelmäßigen Abständen an den Wänden angebracht, die die Tunnel in ein flackerndes Licht tauchten. Die Luft roch feucht und ein beständiger Wind glitt durch die Tunnel, der an einigen Kreuzungen zu einer Brise wurde. Und Kreuzungen gab es viele – es war ein Labyrinth im Inneren des Gebirges. Mehr noch, es gab Treppen hinauf und hinab; die Zuflucht breitete sich wie ein Spinnennetz nach oben und unten im Berg aus.
Unterwegs begegneten ihnen eine Handvoll anderer Leute. Einige waren nur wenig älter als Cademar oder Malkom, andere hatten viele Lebensjahre hinter sich. Die Kleidung aller war zerschlissen, und die meisten von ihnen machten einen müden, ausgezehrten Eindruck. Keiner von ihnen schenkte den beiden Neuankömmlingen auch
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