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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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anderen zu ignorieren. Er setzte sich auf das mittlere Bett an der rechten Seite und hob den Kopf, um dem Jungen direkt in die Augen zu blicken. »Wie heißt du?«
    »Warum sollte ich dir das sagen?«
    »Weil wir beide Günstlinge sind. Und beide erst seit kurzem hier sind.«
    »Ich könnte schon lange hier sein.«
    »Bist du nicht«, sagte Cademar bestimmt. »So wütend, wie du im Tunnel warst, kannst du nur wegen der Enttäuschung sein, die du verspürst, weil du etwas anderes erwartet hast, als Löcher in eine Felswand zu schlagen. Wir machen die gleiche Arbeit, sind im gleichen Raum gelandet, offenbar weitab von allen anderen – wir sind alle vier auf der Flucht. So ist es doch, nicht wahr?« Er atmete zweimal durch und fühlte, wie sein Blut durch die Adern raste. »Also – wie heißt du?«
    »Purko«, sagte der junge Mann schließlich. »Das ist meine Schwester Flana.« Er deutete auf die schlafende junge Frau. »Wir kommen aus Junkerstatt.«
    »Ich bin Cademar aus Klarbach. Das ist Malkom aus Halburg.«
    »Dann seid ihr durch Junkerstatt gekommen?«
    »Ja, dort sind wir uns begegnet. Wann seid ihr beiden hier angekommen?«
    Der junge Mann schien sich etwas zu entspannen. »Vor zwei Tagen … glaube ich. Seit wir die Höhlen betreten haben, habe ich kein Tageslicht mehr gesehen. Wir graben in den Stollen, werden nach endlos langer Zeit wieder abgeholt und hierher gebracht. Viller hat uns nur kurz begutachtet wie Vieh und überlässt es Zahru, uns herumzustoßen.«
    »Hat Zahru auch mit euch die Feuerprobe gemacht?«
    Purko schaute zur Seite. »Wir haben beide versagt. Ich weiß nicht, ob wir deswegen bestraft werden …«
    »Es ist offenbar keine Strafe«, sagte Cademar. »Ich … wir haben bestanden, aber wir mussten trotzdem in den Stollen.«
    »Ich bin nicht gekommen, um als Bergmann zu arbeiten«, stieß Purko aus.
    »Ja, ich auch nicht«, stimmte Malkom ein.
    »Wir sollten Geduld haben«, sagte Cademar. »Ich bin sicher, Viller weiß, was er tut. Schließlich gibt es diese Zuflucht angeblich schon seit Jahrzehnten.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Viller und Zahru wissen, was sie tun.« Purko legte sich flach hin und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    Cademar legte sich ebenso hin und war fast augenblicklich eingeschlafen.
    Die folgenden Tage vergingen für Cademar und Malkom in Monotonie. Entweder arbeiteten sie sich im Tunnel weiter vorwärts oder lagen erschöpft auf ihren Betten und aßen das harte Brot, das Zahru brachte. Sie wechselten sich mit Purko und Flana ab, weswegen sie die beiden kaum zu Gesicht bekamen, doch Cademar hatte den Eindruck, dass besonders Purko sowieso kein Gespräch gesucht hätte. Zahru konnte es nicht lassen, die Fortschritte im Tunnel zu kritisieren und alle Rechtfertigungen abzuschmettern. Auf jede Frage – vor allem Malkom versuchte immer wieder, von dem Mann zu erfahren, wie es mit ihnen in der Zuflucht weitergehen würde – antwortete Zahru nicht. »Viller wird es euch früh genug sagen«, war alles, was ihm zu entlocken war.
    Als sich der vierte Tag des Steineklopfens dem Ende zuneigte, alle Muskeln in Cademars Körper taub vor Erschöpfung waren, er vor Staub die Felswand vor sich nicht mehr sah und als Malkom gerade mit einer Schubkarre den Abraum wegschaffte, stieß er durch.
    Seine Spitzhacke schlug ein handgroßes Loch in die Wand und blieb stecken. Durch die Öffnung strahlte Sonnenlicht herein und blendete Cademar. Als er blinzelte, sah er den Staub vor sich in der Luft tanzen. Unter dem Tuch lächelte er, zog die Spitzhacke heraus und schlug mit neu gefundener Kraft das Loch größer. Schließlich ließ er die Spitzhacke fallen und schob sich durch das Loch nach draußen. Der Berghang war so flach, dass Cademar ungefährdet dort stehen konnte. Es war das erste Mal, dass er auf diese Seite des Schwarzgebirges blicken konnte. Über ihm waren die Bergspitzen schneebedeckt, und tief unter ihm erstreckte sich Wald, dahinter war ein flaches Land, durch das viele kleine Flüsse liefen. Auch auf dieser Seite des Gebirgszugs sah die Landschaft aus wie die Ebene von Karra. Keine Siedlung war im Licht der Abendsonne zu erkennen. Die Luft war eisig, doch für Cademar, der tagelang nur die kalte Stickigkeit der Höhlen und den Staub eingeatmet hatte, war es eine Wohltat. Er sank zu Boden und wischte sich über das Gesicht, genoss diesen Moment, den er für sich hatte.
    »He, wir haben es geschafft!«, rief Malkom hinter ihm und schob sich durch das Loch, setzte

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