Cademar-Günstling der Magie
hob die beiden Tücher auf und reichte Malkom eines. Dann schüttelte er seins aus, doch er hatte das Gefühl, dass er mit seiner Bewegung nur den Staub verwirbelte, der schon in der Luft hing, statt das Tuch zu reinigen. »Wir sind jetzt hier und müssen uns ihren Regeln fügen. Oder meinst du, wir sollten schon wieder von hier weggehen?«
»Zahru sagte, dass es einen Weg nach draußen gibt – auf der anderen Seite des Schwarzgebirges. Vielleicht sollten wir diesen Weg gehen. In Ukka dürfte es keine Magier geben. Alles ist besser, als hier Sklavenarbeit zu verrichten.«
Cademar legte das Tuch vor seinen Mund und verknotete es hinter dem Kopf. Der staubige Stoff schien augenblicklich jede Feuchtigkeit von seinen Lippen zu saugen. »Ich werde tun, was sie sagen.« Er hob die Spitzhacke auf. »Für den Augenblick jedenfalls.«
Obwohl reichlich Fackeln an den Wänden hingen, durchdrang nur wenig Licht den Staubschleier und die Wand war kaum auszumachen. Cademar musste erst nach ihr tasten, bevor er mit der Spitzhacke ausholte und zuschlug.
Nach einigen Sekunden trat Malkom neben Cademar und rammte seine Spitzhacke in das Gestein.
Als Zahru wieder zu ihnen kam, hatte Cademar jedes Zeitgefühl verloren. Es hätten wenige Minuten vergangen sein können oder viele Stunden – letzteres war wahrscheinlich der Fall.
Der Staub hatte die beiden jungen Männer verschluckt. Ihre Kleidung und Haut war damit völlig bedeckt. Cademars Kehle fühlte sich rau an, er hatte die Augen zusammengekniffen. Seine Arme waren taub und als er die Spitzhacke zu Boden gleiten ließ, wurde er sich erst seiner Erschöpfung bewusst. Harte Feldarbeit war er gewohnt, aber das Steineschlagen im Dunkeln war eine Arbeit, die die Kräfte auf ganz andere Weise aufzehrte. Die beiden starrten Zahru an, der zu den Fackeln an den Wänden schaute, dann lange Zeit die Wand begutachtete. »Ihr solltet einen halben Meter schlagen. Das ist euch nicht gelungen.«
Cademar schwieg und hoffte, dass Malkom zu erschöpft war, darüber wütend zu werden.
»Aber für heute soll es genug sein«, fuhr Zahru fort.
Er führte Cademar und Malkom durch die Dunkelheit der Tunnel. Cademar konnte nicht sagen, ob er diese Strecke schon einmal gegangen war oder nicht, er konzentrierte sich darauf, Zahrus Rücken nicht aus den Augen zu verlieren.
Der Mann führte sie zu einem Tunnel, den ein unterirdischer Fluss kreuzte. Einige Stufen waren in den Stein geschlagen worden und eine Holzbrücke führte darüber. »Wascht euch«, wies er an. Cademar zog seine Jacke aus und schlug den Staub ab. Als er seine Hände in das Wasser tauchte, schienen sich ganze Felsbrocken von seiner Haut zu lösen. Ausführlich wusch er sein Gesicht und seine Haare und hatte danach trotzdem noch das Gefühl, völlig verstaubt zu sein. Auch Malkom säuberte sich, so gut es ging.
Dann nahm Zahru die beiden wieder mit und führte sie tiefer in die Zuflucht.
Schließlich öffnete Zahru eine Tür und wies die beiden hinein. »Schlaft. Ich hole euch morgen früh zur Arbeit ab.« Cademar und Malkom betraten den Raum und die Tür wurde hinter ihnen geschlossen.
»Wascht euch, bevor ihr den Staub überall verteilt!«, rief eine Stimme. Cademar wischte über seine Augen und versuchte, in dem düsteren Raum zu erkennen, wer gesprochen hatte. Ein junger Mann trat vor ihn. Es war derjenige, den Cademar und Malkom an den Spitzhacken abgelöst hatten. Sein Gang war der eines sprungbereiten Tieres. Seine dunkelbraunen Haare waren kurz, und er wirkte größer und muskulöser als Cademar und Malkom.
»Wir haben uns schon gewaschen«, sagte Malkom matt.
Prüfend betrachtete der junge Mann die beiden. »Gut.« Er wendete sich ab und ging zum hinteren Ende des Raums.
Cademars Augen hatten sich inzwischen an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Er sah nun, dass an der linken und rechten Wand je drei einfache Betten aufgebaut waren – Heuballen und Decken darüber. Der junge Mann ging zum ersten Bett auf der linken Seite und setzte sich darauf, ohne die beiden Neuankömmlinge aus den Augen zu lassen. Auf dem Bett daneben sah Cademar die junge Frau liegen, die auch im Tunnel gearbeitet hatte – sie schien zu schlafen. Ihr schulterlanges, blondes Haar verteilte sich auf dem Kopfkissen, und ihre feinen Gesichtszüge schienen nicht an einen solchen Ort zu gehören. Malkom schleppte sich zur ersten Pritsche ganz rechts und ließ sich geräuschvoll darauf fallen.
Cademar folgte ihm langsam und bemühte sich, den Blick des
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