Cademar-Günstling der Magie
atmen.
Er hörte, wie eine Gruppe von Leuten hereinkam. Es mussten die Gesandten der Magier sein. Sie sprachen mit jemandem, und obwohl Cademar die Worte nicht verstand, glaubte er am Tonfall zu erkennen, dass es Ilgar war, der jovial mit ihnen redete.
Cademar schaute zu seinem Manuskristall, der in der Dunkelheit des Kellers einen verschwindend schwachen Schimmer von sich gab. Er versuchte, gar nicht an seine Magie zu denken, damit sie nicht plötzlich aus ihm herausbrach, so wie es ihm in der Höhle mit der Kristallkugel passiert war.
Immer wieder hallten die Schritte schwerer Stiefel über ihm durch den Keller. Und Cademar rechnete damit, dass jeden Augenblick die Kellertür aufgestoßen wurde.
Schließlich entfernten sich die Schritte. Eine Tür wurde geschlossen. Endlos erscheinende Augenblicke der Stille zogen vorüber, bis die Tür geöffnet wurde und der Wirt Ilgar in der Tür erschien. »Du kannst herauskommen«, sagte er, »sie sind weg.«
Es war schon später Nachmittag, die Sonne näherte sich dem Horizont und Kälte begann, über den Boden zu kriechen. Cademar und Zahru traten mit Ilgar vor die Tür. Von den Gesandten der Magier war nichts mehr zu sehen.
Zahru wandte sich an den Wirt. »Wir werden länger nicht von uns hören lassen.«
Der rundliche Mann nickte. »Dazu hätte ich dir schweren Herzens geraten.«
»Lassen wir den Sommer ins Land ziehen. Und warten wir ab, ob die Magier wirklich bei der Dämmerschlucht in die Offensive gehen.«
»Vielleicht werden sie wieder das Gebirge durchsuchen, wenn sie so wenige Günstlinge bei sich haben.«
»Ich fürchte es«, gab Zahru zurück. »Ich hoffe, Senros Kräfte lassen nicht nach. Allerdings … die Mentalmagie der Zuflucht wird bald eine Verstärkung erfahren.«
Ilgar warf Cademar einen flüchtigen Blick zu, dann wandte er sich wieder an Zahru, umarmte diesen. »Richte Viller meine Grüße aus. Ich hoffe, er …«
»… er hält durch, mein Freund. Viller ist stark.«
Ilgar löste sich von Zahru, und als er Cademar die linke Hand hinhielt, sah dieser, dass dem Mann Tränen in den Augen standen.
Überrascht griff Cademar die Hand – ebenso mit seiner Linken –, und Ilgar drückte fest zu, nickte einmal kurz und ging wieder in seine Gaststätte.
»Verlieren wir keine Zeit«, sagte Zahru und schritt wieder in Richtung des Berges.
Stunde um Stunde arbeiteten sich die beiden zügig den Berg hoch. So bekamen beide noch die Strahlen der Abendsonne ab, und Cademar hatte das Gefühl, dass sie ihm Kraft gab. Zahru verhielt sich, als gäbe es Cademar hinter ihm überhaupt nicht, und der junge Mann versuchte gar nicht erst, ein Gespräch zu beginnen. Dies war wieder der verschlossene Zahru, wie Cademar ihn fast immer erlebt hatte. Je länger der Aufstieg dauerte, desto schwerer schnaufte Zahru, und auch Cademar wurde kurzatmig. Eines war klar: Sie konnten nicht die Nacht auf dem Berghang verbringen, sie mussten vorher die Zuflucht erreichen, aber wenn Cademar den Kopf hob, konnte er nur vermuten, wo sich der Eingang befand. Und sie schienen diesem kaum näher zu kommen.
Die Sonne war im Rücken der beiden gerade hinter dem Horizont verschwunden und strahlte noch die Gipfel über ihnen an, als Zahru plötzlich den Halt verlor und in die Tiefe zu stürzen drohte.
Sie befanden sich an einer steilen, windigen Stelle, und Zahru musste sich auf einem schmalen Grat entlang schieben, als sein rechter Fuß abrutschte. Ein kurzer Schrei entfuhr ihm, als er sich herumzuwerfen versuchte und seine Finger den blanken Fels entlangfuhren, auf der Suche nach Halt, den er nicht fand. Er würde sich nicht retten können, der Sturz in die Tiefe war unvermeidlich.
Cademar war zu weit weg, um einzugreifen, als es geschah. Doch bevor er von Entsetzen gepackt wurde, tat er unbewusst etwas, zu dem er willentlich wohl nicht in der Lage gewesen wäre. Ruckartig streckte er die rechte Hand nach vorn, als wollte er den fallenden Zahru packen, obwohl dieser einige Meter von ihm entfernt war.
Und er hielt ihn fest.
Er packte Zahru am Mantelkragen und verhinderte damit, dass der Mann in den Tod stürzte. Doch es war nicht seine Hand, die an Zahrus Mantel zerrte und ihn zurück auf den Felsgrat zog, sondern Magie. Sie materialisierte sich unsichtbar zwischen Cademars Hand und dem Kragen. Und als Zahru auf sicherem Boden zusammensank, wurde Cademar erst bewusst, was er gerade tat – nämlich genau das, was Malkom damals bei den Banditen geschafft hatte. Er fühlte die Magie
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