Cademar-Günstling der Magie
durch sich fließen und sie bändigen, und als er sie nun bewusst kontrollieren wollte, verschwand sie, als habe er sie niemals gewirkt. Ungläubig starrte Cademar auf seine ausgestreckte Hand, doch so sehr er sich auch bemühte, die Magie kam nicht zurück.
Zahru stand vom Boden auf. Er lächelte. Selbst in der Abenddämmerung konnte Cademar sehen, dass keine Angst in seinem Blick war, obwohl er gerade fast in den Tod gestürzt wäre. Ein kurzes Nicken schien Zahru des Dankes genug zu sein, dann sagte er: »Komm. Es ist nicht mehr weit.« Er wendete sich auf dem Absatz um und machte sich wieder an den Aufstieg.
Schon eine knappe Stunde später, als die Nacht gerade hereingebrochen war, erreichten sie den Eingang. »Wir reden morgen«, sagte Zahru und verschwand in der Dunkelheit der Gänge.
Cademar suchte den Schlafraum, in dem keiner der anderen mehr wach war, schlüpfte lautlos auf sein Lager. Er wollte noch in sich horchen, ob die Magie sich regte, doch der Schlaf übermannte ihn.
Lernen
Kolom weckte den Wachmagier, der in der höchsten Zinne des Hauptturms der Lichtfeste während seines Dienstes eingeschlafen war, indem er an dessen Schulter rüttelte. Der Magier schlug die Augen auf, erstarrte und blickte angsterfüllt zum Bewahrer auf. Bedeutungsvoll schaute Kolom in den Himmel.
Er hing voller Wolken. Und die Lichtfeste lag im Schatten.
Schnell wirkte der Wachmagier einen Windzauber, der den Zug der Wolken veränderte und die dünnen Schlieren auflöste. Gleich darauf war die Lichtfeste wieder mit Sonnenstrahlen geflutet.
»Es war kein Wölkchen am Himmel«, sagte der Wachmagier hastig. »Ich bin nur kurz eingenickt. Ich wäre sowieso jeden Augenblick aufgewacht und hätte die Wolken sofort vertrieben.«
Kolom blickte nur auf den sitzenden Mann. Seine Miene war undurchschaubar.
»Es kann nur ganz kurz gewesen sein. Und die Wolkendecke war nicht dicht. Die Sonnenstrahlen müssen immer noch stark gewesen sein. Niemand hat Kraft verschlissen, ich bin mir sicher!«
Koloms unergründlicher Blick blieb auf den Wachmagier geheftet, auch nachdem dieser seine schwache Verteidigung beendet hatte. Dann wandte sich der Bewahrer ab und stieg die Steintreppe des Turms hinab – ohne ein Wort mit dem Wachmagier gewechselt zu haben.
Kolom entschied, von einer Bestrafung abzusehen. Der Wachmagier wusste nun, dass er sich keinen weiteren Fehler erlauben durfte.
In der runden Haupthalle der Lichtfeste traf er auf Ägom. Dieser wich dem Blick des Bewahrers aus, wodurch Kolom wusste, dass es schlechte Neuigkeiten gab.
»Die Spur der beiden flüchtigen Günstlinge hat sich verloren«, sagte er. »Sie müssen im Schwarzgebirge verschwunden sein. Auch auf der anderen Seite des Gebirgszugs, in Ukka, wurden sie nicht gefunden.«
Kolom lächelte.
»Was amüsiert Euch?«, fragte Ägom.
Jovial legte Kolom den unversehrten Arm um Ägoms Schulter. »Mein Freund, ich habe dir etwas verschwiegen. Zwar hätte ich nichts dagegen gehabt, dass unsere Gesandten die Flüchtigen gefasst hätten, bevor sie das Schwarzgebirge erreichen, aber wir haben noch jemanden in der Hinterhand. Und er ist schon in der Zuflucht. Wir müssen nur noch mit ihm Kontakt aufnehmen. Schicke alle Gesandten aus Junkerstatt zum Fuß des Schwarzgebirges. Dort sollen sie auf unser Zeichen warten.«
Ägom nickte überrumpelt.
Cademar war allein.
Die anderen Nachtlager waren leer, die Decken beiseite geschlagen. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Es musste eine lange Zeit gewesen sein, denn er fühlte sich ausgeruht und tatendurstig. Wahrscheinlich war draußen längst wieder Tag.
Auf dem Weg zum unterirdischen Bach, an dem er sich wusch und seinen Durst stillte, traf er keinen anderen Menschen. Während das kalte Wasser von seinem Kinn tropfte, lauschte er, doch aus den Tiefen der Tunnel drang kein Laut an seine Ohren.
Cademar kannte nur wenige Abschnitte der Zuflucht. Langsam schritt er durch die Gänge, die ihm bekannt waren, suchte die Kathedrale auf, doch auch dort traf er niemanden an. Also ging er nach oben, doch die Tür zu Villers Zimmer war verschlossen. Wieder unten im zentralen Stollen angekommen, drehte er sich im Kreis und sah in den abzweigenden Gängen nur das flackernde Licht der Fackeln. »Ist da jemand?«, rief er. Doch er bekam keine Antwort, die Stille hielt an.
Wahllos betrat er einen der Gänge, die vom Zentralstollen wegführten. Ein ums andere Mal erreichte er Abzweigungen, hielt kurz inne und lauschte, doch hörte
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