Cademar-Günstling der Magie
seinen Fähigkeiten in der Materialmagie hinter sich gelassen. Holbrach schien große Stücke auf ihn zu halten, und sicher war diese Ehre auch auf seine Fürsprache zurückzuführen.
Doch war es wirklich eine Ehre? Ein anderer Teil in Malkom schämte sich. Er war in die Zuflucht gegangen, um sich dem Zugriff der Lichtfeste zu entziehen, nun sollte er einer ihrer Diener werden.
In der Nacht, nachdem er es von Holbrach erfahren hatte, fand er kaum Schlaf. Welche Alternativen hatte er? Wenn er die schwarze Robe ablehnte, würde er sicher ein Geächteter werden. Konnte er von der Lichtfeste fliehen? Nein, von der Insel gab es kein Entkommen.
Malkom hatte keine Wahl. Er musste die Robe annehmen, er musste stolz darauf sein, und er musste in nächster Zeit tun, was die Magier von ihm verlangten.
All die Zeit während seiner Ausbildung hatte Malkom vermieden, nach Cademar oder Zahru zu fragen, um nicht den Eindruck zu erwecken, er würde der Zuflucht nachtrauern. Vielmehr sollten die Magier der Lichtfeste glauben, dass er sich bemühte, einer der ihren zu werden.
Doch nur Holbrach gegenüber fasste Malkom ehrliches Vertrauen. Die anderen Frauen und Männer, die ihn ausbildeten, richteten kein freundliches Wort an die Flüchtigen, sondern machten aus ihrer Abneigung keinen Hehl. Wäre es ihre Entscheidung gewesen, hätten sie die ehemaligen Flüchtigen wohl sofort zu den Geächteten geschickt oder hingerichtet.
Auch untereinander redeten die einstigen Flüchtigen kaum. Sie fürchteten, bespitzelt zu werden, und die gemeinsamen Mahlzeiten nahmen sie schweigend ein. Begegneten sie sich im Gang, nickten sie sich nur kurz zu, und Malkom sah immerzu in den Augen der anderen, denen er begegnete, den Drang, über alles zu reden, was ihnen widerfuhr – ein Drang, dem er wenigstens bei Holbrach ansatzweise nachgeben konnte. So auch an diesem Morgen, als kein Unterricht stattfand und Malkom als einziger der ehemaligen Flüchtigen im Ausbildungsturm von Holbrach abgeholt wurde, um über die heruntergelassene Zugbrücke ins Hauptgebäude der Lichtfeste gebracht zu werden. Das erste Stück gingen sie schweigend nebeneinander, bis Malkom endlich wagte, eine Frage zu stellen: »Was genau wird jetzt passieren?«
»Sorge dich nicht. Es ist ein einfaches Ritual, und du bist nicht der Einzige, der heute zum Famulus ernannt wird.«
»Wer sind die anderen?«
»Günstlinge, die bereitwillig hier sind, die sich als würdig erwiesen und die ihre Magie beherrschen gelernt haben. Es dauert bei jedem unterschiedlich lang, bei einigen ist es nach einem Jahr so weit, bei anderen erst nach zehn Jahren. Bei dir waren es nur wenige Monate, dieses Niveau zu erreichen – das ist sehr schnell. Und das Lernen hört für dich ja nicht auf …«
Malkom nickte nachdenklich. »Was geschieht mit mir als Famulus?«
»Das liegt im Ermessen des Bewahrers. Ob du zu den Garden geschickt wirst, um dich zum General ausbilden zu lassen, aber das würde mich erstaunen, wo du doch einer der Flüchtigen warst … Aus diesem Grund wirst du auch kein Gesandter in Asugol. Vielleicht lässt der Bewahrer dich in den Bibliotheken forschen, macht dich zum Famulus eines Dozenten. Vielleicht schickt er dich auch in den Ausbildungsturm zurück, um den anderen zu zeigen, was sie erreichen können … ich weiß es nicht.«
Abrupt blieb Malkom stehen. Holbrach ging noch zwei Schritte weiter, dann drehte er sich zu dem jungen Mann um.
»Ich glaube nicht an die Sache der Lichtfeste«, sagte Malkom, und er fühlte, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufstellten. »Ich vertraue Bewahrer Kolom nicht. Ich wünschte, ich wäre nie hierher gekommen.«
Besorgt schaute sich Holbrach um, ob jemand mitgehört hatte, doch das schien nicht der Fall gewesen zu sein, denn sie standen allein in einem breiten Wandelgang, durch den die Meeresluft pfiff. Der Magier trat nah an Malkom heran und senkte seine Stimme. »Meinst du, du bist damit alleine? Und der Einzige, der auf der Lichtfeste Zweifel ausspricht – Zweifel an dem Bewahrer, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten? Schau in ihre Gesichter, Malkom, schau in die Gesichter der Magier und lass dich nicht von dem Gold auf ihren Roben täuschen. Auch sie zweifeln, haben Angst, machen Fehler, intrigieren, lügen und täuschen. Wir lassen die Bewohner von Asugol glauben, die Magier der Lichtfeste seien unbesiegbar, mit ihrer Macht den Göttern ebenbürtig, und deswegen haben sie ihnen den fünften Teil ihrer Erträge zu geben und immer zu
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