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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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ihm klar, dass es nur der Schatten des Torflügels war, der über Cademars Gesicht gelegen hatte. Kolom schritt hinkend, aber flott drein, während Cademar stramm und mit geballten Fäusten lief. Malkom prüfte, ob er Blickkontakt zu ihm aufnehmen konnte, ob sein Freund ihm vielleicht ein verschwörerisches Zwinkern zuwarf, doch Cademars Augen waren ins Leere gerichtet.
    Es war das gleiche Gesicht, doch alles Jungenhafte war aus seinen Zügen verschwunden. Cademars Kinn war kantig geworden, die Wangenknochen unter seinen Augen standen ab, seine blonden Haare waren auf Fingerbreite gestutzt. Eine Härte stand in den hellen Augen des jungen Mannes, die Malkom ängstigte. Dies war nicht mehr der Bauernjunge, den er in Junkerstatt vor den Banditen gerettet hatte.
    Die schwarze Robe mit der Goldverzierung, die er trug, sprach beredt davon. Cademar war längst ein Famulus – vielleicht schon ein Magier. Malkom suchte weiter Blickkontakt mit ihm, doch dieser wurde nicht erwidert, und Malkom konzentrierte sich auf den Bewahrer, als dieser mit Cademar bis auf wenige Meter an die Günstlinge herangekommen war und beide stehenblieben.
    Der Bewahrer lächelte. »Gleich werdet ihr keine Günstlinge mehr sein, sondern Famuli«, intonierte er mit einer Stimme, die den Innenhof ausfüllte. »Einige von euch werden Famulus eines Generals der Garden. Andere werden Famulus eines Gesandten. Wieder andere werden hier auf der Lichtfeste bleiben.« Seine Augen glitten über Malkom, doch verharrten dort nicht. Abermals suchte der bei Cademar nach einem Zeichen des Wiedererkennens, doch der junge Mann war wie zu Stein geworden.
    Ägom kam heran. Der alte Magier trug schwarze Roben über seinem rechten Unterarm und hielt sie dem Bewahrer hin, der die oberste davon entgegennahm. Er begann am anderen Ende der Reihe mit einer jungen Frau. Malkom beugte sich ein wenig vor und drehte den Kopf, um zu sehen, was Kolom mit ihr machte. In einer fließenden Bewegung hing Kolom ihr die Robe über und legte beide Handflächen auf ihre Schultern. »Merila«, sagte er, »dein Schicksal liegt nahe der Dämmerschlucht. Du wirst Famula des Generals der dritten Kompanie in Fuhrberg.«
    Entsetzen zeichnete sich im Gesicht der jungen Frau ab. Sie schien mit sich zu ringen, ob sie etwas sagen sollte oder nicht, und schließlich flüsterte sie: »Ich wollte hier bleiben und unterrichten …«
    Der Bewahrer verharrte. In seinem Gesicht zeigte sich keine Regung, und Malkom sah widerstreitende Gefühle in ihrer Miene – Angst, es könne bei dieser Entscheidung bleiben; Hoffnung, es könne sich ändern. Dann wich die Anspannung aus ihren Zügen und sie senkte den Blick. Der Bewahrer nahm diese demütige Geste kaum zur Kenntnis, sondern als selbstverständlich hin, schritt sofort zum nächsten Günstling.
    Der Nächste sollte als Famulus eines Generals direkt an der Dämmerschlucht stationiert werden, und es schien, als sei damit sein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen.
    Die übrigen drei sollten zunächst Dienst auf der Lichtfeste verrichten. Die ältere Frau war sichtlich erleichtert, die beiden jüngeren Günstlinge nahmen es reglos hin, was ihnen angetragen wurde.
    Schließlich stand der Bewahrer vor Malkom. »Du bist der zweite Flüchtige, der aus dem Dunkel der Zuflucht ans Licht getreten kommt.«
    Malkom konnte nicht verhindern, seine Augen auf Cademar zu lenken, der neben und einen halben Schritt hinter dem Bewahrer stand. Zum ersten Mal erwiderte Cademar den Blick, doch keine Freundschaft stand darin, kein Wohlwollen, nur kaltes Abschätzen und Leere. Was hatten sie mit ihm gemacht? Malkom fürchtete, dass der Bewahrer sein Gedächtnis getilgt hatte – dann würde Cademar sich nicht mehr an ihre gemeinsame Zeit erinnern, und auch jeder Gedanke an die Zuflucht wäre aus seiner Erinnerung gelöscht.
    Und wenn es so war – erwartete Malkom nun das gleiche Schicksal?
    Der Bewahrer nahm die letzte Robe von Ägoms Arm, und der alte Mann warf Malkom noch einen herablassenden Blick zu, bevor er sich entfernte. »Ich werde dir eine besondere Ehre gewähren, Malkom«, sagte Kolom. »Du darfst einen Wunsch äußern, was deine Pflicht als Famulus sein soll.«
    Malkoms Gedanken rasten. Wollte ihn der Bewahrer in Sicherheit wiegen und hatte in Wirklichkeit längst über sein Schicksal entschieden? Sein Mund war schneller als seine Gedanken, und Malkom sagte: »Ich möchte gern der Famulus von Magier Holbrach werden.«
    Der Bewahrer zog überrascht die Augenbraue hoch

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