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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Falko Löffler
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sollte. Aber oft waren es auch Kleinigkeiten, die zum Streit führten, wie die Sitzordnung im Speisesaal. Solche Kämpfe tobten immerzu – gute Famuli wurden abgeworben, Unterrichtsräume in Beschlag genommen. Alle schienen nur das Ziel zu verfolgen, in der Gunst des Bewahrers zu steigen … alle, außer Holbrach.
    Zu Malkoms Erleichterung hielt sich Holbrach aus den Streitereien heraus, so weit es ging. Er strebte danach herauszufinden, wie mentale und materielle Magie zusammenhingen. Zu diesem Zweck suchte er in den ältesten Büchern und Pergamenten der Burg nach dem Ursprung der Magie, nach ihrem Wesen. Damit war er nicht allein, doch als einziger Magier suchte er auf eine Art und Weise, die kein anderer Dozent wagte.
    Warum einige Magier Holbrach herablassend »Metzger« nannten, fand Malkom heraus, als er ihn in seinem Arbeitsraum im Keller aufsuchen musste, der ihm bislang verschlossen geblieben war.
    Der Famulus eines anderen Magiers hatte gegen die Tür von Holbrachs Studierzimmer geklopft und atemlos geschildert, sein Herr wäre krank geworden, und Holbrach müsse sofort seinen Unterricht übernehmen. Holbrach hatte strikte Anweisung gegeben, dass Malkom ihn nicht in seinem Kellerraum aufsuchen durfte, doch Malkom setzte sich nun darüber hinweg. Er eilte die Treppen hinab in den Keller.
    Die Arbeitsräume dort unten waren namentlich ausgewiesen, und es dauerte nicht lange, bis er vor einer Tür mit Holbrachs Namen stand, hinter der sägende Geräusche zu vernehmen waren.
    Malkom klopfte an, die Geräusche erstarben, und die Tür wurde geöffnet. Er schaute in Holbrachs überraschtes Gesicht, warf einen Blick in den Raum hinter dem Magier – und wendete sich ab, übergab sich heftig auf den Steinboden.
    Als Holbrach später von der Unterrichtsstunde zurückkam, saß Malkom auf dem Bett in seiner Kammer. Die Übelkeit war immer noch in seinem Magen, und vergebens versuchte er, die Bilder abzuschütteln, die er gesehen hatte. Holbrach winkte ihn zu sich. Er goss ihm einen Tee auf und erklärte, der werde die Übelkeit vertreiben.
    »Ich tue nichts Unrechtes«, begann Holbrach. »Um herauszufinden, was Magie wirklich ist, muss ich in die Körper blicken.«
    »Das war also … ein Magier?« Die Bilder wurden ihm wieder präsent, und Malkom trank schnell einen Schluck Tee.
    »Er ist vergangene Woche verstorben. Und er hatte eingewilligt, sich von mir öffnen zu lassen. Oh, ich weiß, wie abfällig die anderen Magier über mich reden. Sie halten es für die Dummheit eines Mannes, dessen Ambitionen nicht so groß wie ihre sind. Aber ich sage, lass sie tun, was sie wollen. Sie mögen alles mögliche mit den Manuskristallen anstellen, um ihnen das Geheimnis der Magie zu entreißen, und sollen sie darüber doch vor dem Bewahrer ihre großspurigen Reden schwingen. Ich aber bin überzeugt, die Magie finden wir nur an einer Stelle …« Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Brust. »… hier.«
    Durch die Botengänge, die Malkom für den Magier erledigte, sah er immer mehr von der Lichtfeste, und auf den Gängen begegnete er vielen anderen Magiern. Die meisten würdigten ihn keines Blickes – es war offenbar schnell vergessen worden, dass er der erste Günstling aus der Zuflucht gewesen war, der aus dem Ausbildungsturm kommend in den Stand der Famuli und Magier erhoben wurde. Immerzu hielt er Ausschau nach anderen Flüchtigen, doch niemals sah er einen. Auch von Cademar gab es kein Zeichen, und Holbrach wusste von keinen Neuigkeiten aus dem Turm des Bewahrers zu berichten, außer dass Cademar immerzu schweigend an der Seite von Kolom stand, wenn sich dieser mit den Magiern beriet.
    Auf einem dieser Botengänge traf er Flana. Sie erkannten sich beide schon von weitem, als sie sich in einem Wandelgang einander annäherten. Flana senkte den Kopf und beschleunigte ihre Schritte, doch kurzentschlossen stellte er sich ihr in den Weg.
    »Lass mich«, sagte sie wütend, doch in der Stimme schwang Unruhe mit.
    »Ich will nur mit dir reden«, beschwichtigte Malkom, was ihm einen kurzen Blick einbrachte, aber sie wartete ab, wirkte dabei bereit, jeden Augenblick davonzurennen.
    »Weißt du etwas über die anderen aus der Zuflucht? Sind sie immer noch im Ausbildungsturm?«
    »Einige sind zu den Geächteten geworfen worden. Aber die anderen sind alle noch dort. Ägom drängt den Bewahrer, sie alle zu ächten, hörte ich.«
    Malkom dachte, dass vielleicht Cademar derjenige war, der Kolom davon abhielt, genau dies zu tun.

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