Cademar-Günstling der Magie
den Bewahrer auszuführen. Ich weiß nicht, was es ist.«
Ein Anlegesteg wurde ausgefahren, und Cademar erschien auf Deck. Malkom fiel auf, wie die anderen Platz machten, wenn er sich näherte. Sie hatten trotz seiner Jugend großen Respekt vor ihm – vielleicht sogar Angst.
Zwei der Magier führten Zahru auf Deck. Sein Armstumpf war in ein weißes Laken gehüllt. Er wirkte kraftlos, sein Gang war schleppend, aber schien keine Schmerzen zu leiden. Sein wacher Blick wanderte anklagend von einem zum nächsten und verharrte weder auf Malkom oder Flana lange. Er wurde an Cademar vorbeigeführt, auf den Zahru überhaupt nicht reagierte und dann auf den Steg gestoßen. Zahru tolperte auf den Anleger hinab und konnte knapp verhindern, in den Staub zu stürzen.
Die Halburger schauten ihn misstrauisch an. Sie wussten, was es zu bedeuten hatte, wenn jemand eine Hand abgehackt bekam – es handelte sich um einen Geächteten der schlimmsten Sorte. Niemand würde ihm Hilfe zuteil werden lassen. Zahru war vogelfrei und würde in der Stadt nicht lange überleben.
Malkom schaute ihm hinterher, doch der ehemalige Magier aus der Zuflucht warf keinen Blick mehr zurück, als er sich vom Anleger entfernte und eilig zwischen den Häusern Halburgs verschwand.
Kurz überlegte Malkom, ob dies die Gelegenheit zur Flucht war. Vielleicht konnte er Zahru folgen, bevor jemand ihn aufhielt.
Doch alle Überlegungen waren hinfällig, als sich von weiter flussaufwärts ein Donner erhob, der von Pferdehufen auf dem Kopfsteinpflaster stammte. Fünf Kutschen kamen heran, vor denen die Bürger von Halburg in Seitengassen flohen, um nicht überrannt zu werden. Sie wurden jeweils von vier hellbraunen Hengsten gezogen, die ein halsbrecherisches Tempo vorlegten und von den Magiern auf den Kutschböcken kaum gehalten werden konnten. Schon als sie noch weit von der Jakkura entfernt waren, zerrten sie zähnefletschend die Zügel, und Malkom befürchtete, die Pferde würden geradewegs mit den Kutschen in die Flussmündung rasen. Die Halburger, die mit den Waren am Anlegesteg gewartet hatten, schienen das auch zu befürchten, denn sie eilten davon.
Doch die Pferde hielten in einer Staubwolke am Anlegesteg, ohne auch nur eine Kiste umzustoßen.
»Das schnellste Reisemittel Asugols, das nicht auf Magie zurückgreift«, sagte Cademar, der direkt hinter Malkom und Flana stand. Er hatte den Famulus des Bewahrers nicht herankommen gehört. »Wir werden in Windeseile reisen.«
Cademar ging auf den Anlegesteg und winkte den beiden zu, sie mögen folgen, was sie auch taten. Als die drei auf den Anleger traten, war es wie das unausgesprochene Signal, die leeren Kisten und Fässer vom Schiff zu bringen und die gefüllten zu beladen.
»Ihr steigt in die erste Kutsche. Wir brechen gleich auf«, befahl Cademar ihnen.
Die vier Hengste, die die Kutsche zogen, machten den Eindruck, beim kleinsten Peitschenschlag lospreschen zu wollen, und Malkom hatte kein gutes Gefühl, als er den Messinggriff an der Kutschentür öffnete. Die Kutschen waren aus schwarzem Holz. Sie wirkten stabil und schwer. Ihre Räder waren mit Eisenstreben verstärkt. Er ließ Flana den Vortritt, stieg dann ebenso ein, setzte sich neben sie hin. Das Innere der Kutsche war karg, aber jede der beiden Sitzflächen war so breit, dass vier Männer bequem nebeneinander Platz hatten. Er wollte die Tür zuziehen, doch stieß auf Widerstand. Es war ein Magier, der an die Kutsche getreten war und nun ebenso eintrat, sich schweigend ihnen gegenübersetzte. Es folgten weitere, bald war die Kutsche drängend voll, und Malkom sah, dass eine Vielzahl weiterer Magier vom Schiff geströmt war und sich auf die anderen Kutschen verteilte.
Kurz darauf ertönte ein einzelner Peitschenknall, und ruckartig setzte sich die Kutsche in Bewegung. Malkom und die anderen wurden hin- und hergeworfen, mehrmals knallte sein Kopf fast gegen den von Flana. Draußen zogen die Häuser von Halburg in atemberaubender Geschwindigkeit vorüber, und Malkom erhaschte einen Blick auf die fragenden Gesichter der Bürger. Als sie freies Feld erreichten, wurde der Ritt ruhiger, aber nicht langsamer.
Malkom hob den Kopf und schaute in die ausdruckslosen Gesichter der Magier, doch wagte nicht zu fragen, wohin diese Reise führen sollte.
Er erfuhr es bei einem kurzen Halt viel später am Tage, als er sich zusammennahm und einen der Magier nach dem Ziel fragte.
Sein Herz machte einen Sprung, als er die Antwort hörte: »Die
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