Cademar-Günstling der Magie
Dunkelheit vernahm Malkom das Plätschern von Wellen, das bald lauter wurde. Ein kalter Wind blies ihnen entgegen, der bei Malkom Erinnerungen an den Winter weckte, der gerade erst vorüber war.
Sie kamen in einer Grotte an, in der sich ein See befand, von dem sie aufs Meer hinaus konnten, und ein Steg aus schwarzem Holz ragte ins Wasser, an dem einige kleine Segelboote angelegt hatten.
»Schnell«, rief Zahru aus und rannte auf den Anleger und zum vordersten Boot. Malkom und Flana folgten ihm, sprangen in das Boot und lösten die Taue, mit denen es am Anleger festgemacht war, dann nahmen sie die Ruder vom Boden, stießen das Boot vom Anleger, klemmten die Ruder in die Halterungen und tauchten die Paddel ins Wasser.
Während sie zur Öffnung der Grotte ruderten, machte sich Zahru bereit, das Segel zu hissen. In der Höhle wurde das Wasser nur von kleinen Wellen gekräuselt, aber als das Boot die Öffnung durchquerte, schlugen raue Wellen gegen den Bug und drohten, es auf den nahen Felsen zu heben. Mit aller Kraft zog Zahru das Tau, mit dem das Segel gehisst wurde, und augenblicklich blähte sich dieses auf. Das Boot folgte dem Wind, der längsseits an den Felsen entlang blies, trug es den Wellenkamm hinab. Zahru warf sich herum und packte das Ruder, um das Boot aufs Meer hinaus zu lenken. Es gelang ihm. Sie waren außer Gefahr.
Malkom und Flana fuhren die Ruder ein und orientierten sich. Das Festland mit Halburg war fast gerade voraus. Und der Wind stand günstig. Doch Zahrus Miene war sorgenvoll.
»Sollen wir magischen Wind erzeugen?«, rief Malkom ihm zu.
Zahru schaute in den Himmel. »Wir haben genug Wind«, rief der Magier zurück. »Wichtiger ist, dass Senro –«
In diesem Augenblick explodierte der Himmel.
Über der Lichtfeste materialisierten sich Bestien in allen Farben. Fliegende Ungetüme ließen ihren fauligen Atem über das Gebäude streichen, und selbst Malkom wurde übel, obwohl er wusste, dass dies nur eine Illusion war, die Senro erzeugte. Es waren Ungetüme, wie Asugol sie noch nie gesehen hatte, Wesen aus Träumen und Legenden, von denen jeder wusste, dass sie nicht existierten.
Doch sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Auf den Dächern und Wandelgängen erschienen die Magier und versuchten, mit ihrer Material magie auf die umherfliegenden Bestien einzuwirken – natürlich ohne Erfolg.
Das Boot entfernte sich flott von der Lichtfeste. Zahru stieß ein triumphales Lachen aus, das nicht enden zu wollen schien. Malkom stimmte ein, nur Flana nicht. Er verstummte und schaute sie fragend an. Panik wuchs in ihrem Blick. »Er hat uns«, sagte sie leise, und im gleichen Moment fühlte Malkom ein Kribbeln in den Fingerspitzen seiner magischen Hand. Er wendete sich wieder zu Zahru, um ihn zu fragen, was gerade geschah, und der Magier schien es auch zu spüren.
Wie von der Hand eines Riesen gepackt, wurde das Boot aus dem Wasser gehoben. Malkom stürzte, konnte sich gerade noch an der Reling festhalten und knallte mit dem Hinterkopf auf eine der Sitzbänke. Auch Zahru und Flana waren gestürzt, lagen nun in dem Boot. Er rappelte sich hoch, der Wind war stärker geworden, zerzauste sein Haar. Jede Wellenbewegung war verschwunden, das Boot dem Spiel des Meeres entzogen. Malkom schaute über die Reling.
Er sah Tropfen, die von der Unterseite des Bootes hinabfielen und vom Wind davongetragen wurden. Es schwebte durch die Luft, immer höher, und die Lichtfeste kam näher, obwohl der Wind das Segel in die entgegengesetzte Richtung blähte.
Malkom hatte ein flaues Gefühl im Magen. Seine linke Hand war auf die Reling gepresst, mit der rechten hielt er den Mast umklammert. Schon waren sie höher als die meisten Gebäude der Lichtfeste gestiegen und hielten weiter darauf zu. Malkom wagte nicht, sich aufzusetzen, und Flana neben ihm schien es genauso zu ergehen.
Zahru lag zusammengekrümmt auf dem Boden des Bootes. Er wirkte ungeheuer müde und schien sich mit seinen Augen bei Malkom entschuldigen zu wollen.
Der Flug war schnell vorüber.
Hart schlug das Boot auf und kippte zur Seite. Die drei Insassen wurden gegen die Reling geschleudert, und das Segel drehte sich in ihre Richtung, fuhr knapp über Malkoms Kopf, ohne ihn zu treffen.
Das Boot lag still, das Segel pendelte aus. Zahru blutete aus einer Wunde am Kopf und schien benommen. Flana zitterte vor Angst.
Malkom schaute über die Reling des Bootes. Es lag auf dem quadratischen Balkon am Fuß des Bewahrerturms. Der Magier, der sie hierher hatte
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