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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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für die Reintegrierung der Gesamtpersönlichkeit bedeutet.
    Wenn besagter Widerstand wächst, werden wir neue Wege finden müssen, um (a) mit allen dreien zu kommunizieren, (b) die beiden sozial Unangepassten unter Kontrolle zu halten, und (c) eine Methode zu entwerfen, um zur Reintegrierung zu ermutigen. 216 B war die Erste, die Widerstandsverhalten entwickelte – vielleicht auch dies eine beschützende oder vermittelnde Taktik, um die beiden anderen Persönlichkeiten voneinander getrennt zu halten.
    Viele dieser Untersuchungsergebnisse werden an anderer Stelle der Akte ausführlicher behandelt, doch ihre genaue Untersuchung könnte im Hinblick auf das Protokoll des 26. Juni nützlich sein (siehe Anlage).
    Protokoll: nachbewertung der sitzung mit Patient Jones-216
    01:20, 26. Sept. 2010
    BOFFO REGIONALBÜRO, MINNEAPOLIS
    PSYCHIATER: NESSMAN
    BEMERKUNGEN: Erwartet wurde Agent 216 A. Stattdessen war zu dem entsprechenden Zeitpunkt 216 B dominant. Dies muss als regelwidriges Verhalten gewertet werden, da 216 A Termine im Allgemeinen penibel einhält.
    Beginn der Sitzung 01:20 im BOFFO-Gebäude, Minneapolis, Minnesota
    DR. NESSMAN: Ich möchte keine Zeit mit langen Vorreden verschwenden, Shiro.
    SHIRO: Was für eine Überraschung. Ist auch alles in Ordnung mit Ihnen?
    NESSMAN: Was ist am Tatort geschehen?
    SHIRO: Das wissen Sie doch. Vergeuden Sie nicht meine Zeit.
    NESSMAN: Ich habe es von den anderen gehört. Jetzt würde ich es gern auch noch von Ihnen hören.
    SHIRO: Und was genau?
    NESSMAN: Sie kamen am Tatort an, kurz bevor die BOFFO-Ermittler ihn verließen.
    SHIRO: Ja – und? Ab und zu komme ich zu Tatorten, um Cadence zu unterstützen.
    NESSMAN: Nun, genau darum geht es. Denn es war nicht Cadence, die Sie gebeten hatte zu kommen.

9
    Tja, warum war ich am Tatort erschienen? Nessman mochte ja ein fantasieloser Langweiler im Sears-Anzug sein, mit einem miesen Rasierwasser. Aber die Frage war schon berechtigt.
    Und erwartet. Dieser Mann war so subtil wie ein Ziegelstein auf den Frontallappen. Was überhaupt den Stand der modernen Psychiatrie illustriert.
    »Shiro? Haben Sie gehört, was ich sagte?«
    »Ich bin seit unserer letzten endlosen Sitzung nicht taub geworden. Sie konnte es nicht erkennen. Ich hingegen schon.«
    Er tat, als zeichne er etwas. In Steno. Alter Shrink-Trick. Ich konnte schon mit sechs Jahren Stenografie schreiben und lesen, und im Alter von sechseinhalb konnte ich Steno auf den Kopf gestellt lesen. Cadence konnte das zwar nicht, aber wenn sie zu Nessman musste, dann warf sie von Zeit zu Zeit einen Blick auf seinen Block voller (für sie) bedeutungsloser Schnörkel, und ich entzifferte sie später. Hin und wieder kam mir das vorzügliche fotografische Gedächtnis meiner Schwester sehr gelegen und glich ihre blöden Beschränkungen aus.
    »Etwas am Tatort hat sie beunruhigt. Sie erschreckt.«
    »Was hat sie erschreckt?«
    Ja, was, das war allerdings die Frage.
    »Shiro?«
    »Etwas an der Zahl drei«, murmelte ich und knabberte an meinem Fingerknöchel. Doch ich ließ es schnell wieder bleiben, denn der Knöchel war bereits verschorft und geschwollen. Zweifellos führte meine Schwester wieder etwas im Schilde. Ich fragte mich, ob sie wohl jemanden ermordet hatte. Und warum dachte ich überhaupt an sie?
    »Es sieht aber keiner Ihrer Schwestern ähnlich, so einfach von einem Tatort zu verschwinden«, faselte Dr. Nessman. Er liebte es, mir Fakten mitzuteilen, die ich bereits wusste. Als Nächstes würde er damit rausrücken, dass wir sowohl Wind als auch Temperaturen um die vierundzwanzig Grad bekämen.
    »Cadence ist ein Feigling.«
    »Das sagen Sie «, meinte Nessman trocken. Kühl daraufhin kalkuliert, dass ich meine Ansicht begründen sollte. Da konnte er aber lange warten. Diese Taktik hatte bei mir schon mit neun Jahren nicht mehr funktioniert. »Zum Glück hatte sie ja Sie, die ihr zu Hilfe gerast sind.«
    »Geeilt.«
    »Was?«
    »Die Redensart, die Sie eben benutzt haben, lautet: zu Hilfe eilen .« Ich entzifferte seine auf dem Kopf stehenden Steno-Schnörkel: Patientin zeigt den üblichen Unwillen, sich Therapieprozess zu unterziehen. Wirkt leicht ablenkbar .
    Therapieprozess.
    Therapieprozess.
    Prozess: ein Vorgang, ein Verlauf, eine Entwicklung.
    Patientin zeigt den üblichen Unwillen, sich Therapieprozess zu unterziehen .
    Patientin hält dich für einen Trottel .
    Ehrlich. Immerhin bin ich in Therapie, seit ich drei bin. Und soweit ich es beurteilen kann, ist Therapie niemals einem

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