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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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mich. Kleptomanen. Pyromanen. Agoraphobiker. Hysteriker. Manisch-Depressive. Menschen mit wahnhafter Psychose und Menschen mit paranoider Psychose. Und natürlich Schizophrene. Unsere Arbeit war erstaunlich effektiv – zumindest hatte sich nie jemand beschwert, wenn die Budgetbewilligung gerade anstand. Aber ein großes Problem war natürlich …
    »Shiro?«
    » Was? «
    »Sie wollten etwas sagen … «
    Ich starrte ihn an, als wäre er ein behaarter Käfer, der, obwohl jemand draufstampfte, immer wieder draufloskrabbelt. Diese Bewertung war aber vielleicht nicht ganz fair, denn eigentlich war Dr. Nessman ein gut aussehender Mann. Er hatte schwarzes Haar, einen sauber gestutzten schwarzen Bart, funkelnde schwarze Augen. Haut von der Farbe starken Kaffees mit einem Schuss Sahne. Und eine Stimme wie ein weicher Cabernet – wenn er nicht in die Psychiatrie gegangen wäre, hätte er vielleicht einen tollen Radiosprecher abgegeben – , weich und mit englischem Akzent, der sich gerade erst zu verlieren begann, nachdem der gute Doktor mehr als zehn Jahre lang in Minnesota gelebt und gearbeitet hatte.
    »Ich werde nicht zulassen, dass Sie uns töten.«
    »Vielleicht sind die anderen … «
    »Die denken das Gleiche.«
    Ich stand auf und schritt im Zimmer auf und ab. Nessman war an meine Unruhe gewöhnt und räkelte sich bequem in seinem Stuhl. Sein Sprechzimmer hatte eine Menge Fenster und gewährte einen guten Blick auf das U. S. Bank Building, also eine sehr viel schönere Aussicht als in unserem Stockwerk, wo wir nur die abfallübersäte Gasse zu Gesicht bekamen. Dr. Nessman konnte in seiner Praxis aus naheliegenden Gründen keine Skulpturen aufstellen, deshalb hatte er in Gemälde investiert. Und in Haftnotizen. Und Kritzelblöcke. Und Poster. Auf allen waren Ponys zu sehen. Stehende Ponys. Rennende Ponys. Sowie Ponys, die mit Hunden Karten spielten. Manchmal wollte ich ihn fragen, was diese Sache mit den Ponys zu bedeuten hatte. Doch ich fragte nie. Aus Angst, dass er es mir verraten würde. Und noch mehr Verrücktheit konnte ich in meinem Leben wirklich nicht gebrauchen.
    »Drei. Warum drei? Und warum hier und jetzt? Warum ist er nach Minneapolis gekommen? Immer sind es zwei Männer und eine Frau. Was will er uns damit sagen?«
    »Vielleicht weiß er ja gar nicht, dass er Ihnen etwas sagt«, entgegnete Nessman vernünftig. »Vielleicht ist er sich seines Tuns nicht einmal bewusst.«
    Ich grunzte nur vor Ärger. Der gute Onkel Doktor hätte mich wirklich nicht zu erinnern brauchen. Dreierpack würde verdammt schwer zu fassen sein, so viel war uns allen klar. Die meisten Mordopfer werden von einem Menschen getötet, den sie kennen – oft sogar von einem nahen Verwandten. Die meisten Mörder sind Gewohnheitsmenschen. Aber Serienkiller einzuschätzen ist schwer, schon allein aus dem Grund, weil die Wahl der Opfer so zufällig wirkt.
    Was sie natürlich nicht ist. Es gibt einen ganz bestimmten Opfertyp, auf den der Serienmörder anspricht. Gacy stand auf heranwachsende Jungen, Bundy mochte hübsche junge Frauen mit langem dunklem Haar. Unser Dreierpack wusste vielleicht wirklich nicht, was den Mordreflex in ihm auslöste. Wie Dr. Nessman gerade gesagt hatte, war ihm möglicherweise nicht einmal bewusst, dass er jedes Mal drei Menschen tötete und sie an einen öffentlichen Platz legte, wo sie rasch gefunden wurden. Um auf diese besondere Problemstellung zu reagieren, hat das FBI ViCAP entwickelt, das Violent Criminal Apprehension Program *** , und obwohl ich wahrlich nicht an Gott glaubte (Cadence ist lächerlicherweise auch noch Lutheranerin), wusste ich doch, dass ViCAP für unsere Arbeit von entscheidender Bedeutung war.
    »Im Augenblick haben wir einfach noch nichts in der Hand«, sinnierte ich, während ich immer noch vor Nessmans Schreibtisch auf und ab trabte. »Wir haben Berge von Papieren, zimmerweise Akten und ungefähr tausend Fotos von jedem der Tatorte. Wir haben mit Familien, Freunden, Arbeitgebern und anderen wichtigen Personen gesprochen, sogar mit Parkhauswächtern. Wir haben die Wohnungen und die Arbeitsstätten der Opfer besucht und ihre bevorzugten Kneipen und Wettbüros. Aber wir haben nichts gefunden. Gar nichts.«
    »Netter Versuch, Shiro«, sagte Nessman freundlich, »aber wir sind nicht hier, um Ihren neuesten Fall zu besprechen.«
    »Warum denn nicht? Der ist doch unendlich viel interessanter.«
    »Man kann – jeder kann – nur ein gewisses Stück mit Ihnen – mit Ihnen dreien gehen –

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