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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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durchschnittlicher Statur und Größe war (soweit ich schätzen konnte), gab einen Laut von sich, der sowohl ein Kichern als auch ein Bellen sein mochte. Ich schätzte sie auf Ende vierzig, konnte mich aber durchaus irren – vielleicht hatte der durchlittene Stress ihr Gesicht um zehn Jahre altern lassen. »Das können Sie aber laut sagen.«
    »Was dagegen, wenn ich mich setze?«
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr fort, sich die Haare zu raufen, die vermutlich am Morgen noch zu einem sauberen Knoten hochgesteckt gewesen waren. Nun hingen sie in dunklen Strähnen um ihr Gesicht.
    Ich setzte mich im Schneidersitz ihr gegenüber. Meine Pistole bohrte sich in meine Hüfte. Ich schnitt eine Grimasse und verschob das lästige Ding um ein paar Zentimeter.
    »Möchten Sie mir erzählen, was … « Ihnen geschehen ist? Wie sah der Täter aus? Warum haben Sie überlebt? Kannten Sie die beiden Opfer? Erzählen Sie erzählen Sie erzählen Sie mir jedes kleinste Detail.
    Boah. Jetzt komm erst mal wieder runter, Cadence. Ich versuchte, mich zusammenzureißen. Das Letzte , was ich im Augenblick gebrauchen konnte, war eine Shiro, die mich in Gefahr wähnte. Im persönlichen Gespräch war sie nämlich eine absolute Niete. Sie würde diese bedauernswerte Frau nur noch mehr ängstigen.
    Ich atmete tief durch und stellte meine erste Frage. »Können Sie mir sagen, wie Sie heißen?«
    »Tracy. Tracy C-Carr.«
    »Und was hat Sie heute Abend in dieses Restaurant geführt, Ms Carr?«
    »Eine Verabredung zum Essen. Ein Blind Date.« Sie lachte, ein Laut, der beinahe wie splitterndes Glas klang. »Jeder weiß ja, dass Blind Dates nicht gerade der größte Spaß sind, aber ich hätte mir niemals träumen lassen – ich hab nicht erwartet, dass … «
    »Ja, sicher. Wäre vielleicht ein guter Abend gewesen, um im Fernsehen eine Wiederholung zu sehen oder seinen Pay-TV-Account auszureizen … «
    Die Andeutung eines Lächelns. Es verging so rasch, dass ich mich fragte, ob ich es mir nicht vielleicht doch eingebildet hatte.
    »Sie sind also in dieses Restaurant gegangen, weil Sie ein Blind Date hatten … «, nahm ich den Faden wieder auf, brennend daran interessiert zu erfahren, wer sie hergelockt haben mochte, wen sie hatte treffen sollen … eine Spur, die auch ins Nichts führen konnte. Oder ein Volltreffer. Puzzleteile, Puzzleteile …
    Es war großartig, zur Abwechslung einmal ein Opfer zu treffen, das einen Anschlag von Dreierpack überlebt hatte. Ich zog das dem Kennenlernen im Leichenschauhaus eindeutig vor. Wir mussten unbedingt alles über diese Frau erfahren: wie sie hieß, wo sie wohnte. Wo sie arbeitete. Wer ihre Freunde waren, ihre Familie, ihr Arbeitgeber. Mit wem sie hier verabredet gewesen war. Wir wollten erfahren, wer ihr Hausarzt war, ihr Seelsorger, ihr Buchclub. Ihre chemische Reinigung, ihre Autowaschanlage, ihre Werkstatt. Wo sie ihre Lebensmittel kaufte, wohin sie im Urlaub fuhr, welche Haustiere sie besaß. Die alte Geschichte, ich weiß … aber endlich kamen wir einmal voran. Ich wusste es. Und ich glaube, die anderen wussten es auch.
    »Und dann – dann war ich auf einmal hier drin und hab auf meinem Handy die 911 angerufen.«
    Ich blinzelte verwirrt. Bitte nicht noch eine Frau, der ständig Teile ihrer Zeit fehlten! Aber vermutlich war sie traumatisiert und konnte sich deshalb nicht an den Angriff erinnern.
    »Sie haben also den Notruf gewählt … «
    »Und gewartet.« Ihre großen Augen leuchteten, wirkten glasig. Das war natürlich der Schock, der entweder schon da war oder jetzt gerade einsetzte. »Und dann – dann habe ich die Polizei gehört. Und dann haben Sie an die Tür geklopft.«
    Verrückt. Eine Gedächtnislücke von mindestens fünfundvierzig Minuten. Nun ja, vielleicht fanden wir ja etwas auf ihren Kleidern oder unter ihren Nägeln. Etwas, das sich in ihren Haaren verfangen hatte. Etwas in ihrer Handtasche. Auf ihrem iPod. Irgendetwas. Puzzleteile, Puzzleteile …
    »Gut, Ms Carr, ich begleite Sie jetzt zum Krankenhaus. Wir werden Ihr Zimmer rund um die Uhr bewachen lassen, sieben Tage in der Woche.« Ich hasse diese abgedroschene Formulierung zwar, aber es war in diesem Fall die reine Wahrheit. Ms Carr würde sich in den nächsten Tagen nicht einmal die Nase putzen können, ohne dass die Polizei es erfuhr. »Sie werden untersucht, damit wir sicher sein können, dass Ihnen nichts … geschehen ist. Möchten Sie vielleicht jemanden anrufen?«
    »Nein.«
    Schon ganz schön daneben. Sie verlor den

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