Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt
Glassplitter in meinen Händen und Handgelenken und vermutete stark, dass ich irgendwo eine noch viel schlimmere Verletzung haben musste, die ich bloß nicht spürte. Ich habe einen Schock , sagte ich mir. Super. Mit siebenundzwanzig von Dobermännern totgebissen. Wie ist das Leben doch schön!
Aber Moment mal … Warum lag ich eigentlich in Patricks Auto statt in einem Krankenwagen? Warum war er überhaupt … ?
»Alles in Ordnung mit dir?« Er drehte sich kurz um und schaute, ob ich wach war. »Mensch, Adrienne. Hättest mir doch sagen können, dass du kotzen musst. Dann hätte ich angehalten.«
Mein Blut gefror. »Adrienne war hier drin?«
»Adrienne war überall.«
»Wie hast du sie … ich meine mich … gefunden?«
»Sie hat mich angerufen. Und mir die Adresse gegeben: 369 Tarragon Way. Ich bin hingefahren, hab ein paar tote Hunde gefunden, hörte dann in einiger Entfernung eine Alarmanlage kreischen, bin dem Geräusch nachgegangen und schließlich auf eine kleine Menschenmenge vor einem Schnapsladen gestoßen.«
Ich schloss die Augen und betete, dass der Tod kommen möge.
»Kein Mensch traute sich reinzugehen. Sie haben geschätzt, dass die Polizei noch gute vierzig oder fünfzig Minuten brauchen würde, da du ja mit Randalieren aufgehört hattest und sonst niemand in unmittelbarer Gefahr war. Ich bin also durch das Fenster rein, das du eingeschlagen hattest, hab dich hinten im Laden bewusstlos in Gesellschaft einer leeren Kiste Bier und einer halb leeren Flasche Wodka gefunden und dich zur Brandschutztür rausgeschleift … was zweifellos den Alarm ausgelöst haben würde, wenn der nicht ohnehin schon wie wahnsinnig gebimmelt hätte. Dann hab ich dich ins Auto gelegt und bin losgefahren. Aber, Cadence … es kann gut sein, dass sich jemand mein Nummernschild notiert hat.«
Gott erhörte meine Gebete wie üblich nicht. »Mach dir deswegen keine Sorgen. Michaela wird sich darum kümmern, dass diese unbedeutende Kleinigkeit unter den Tisch fällt.« Nachdem sie meine linke Brust in Phallusform langgezogen und abgeschnitten hatte! Mein Gott, Adrienne! Einen größeren Schlamassel konntest du mir wohl nicht einbrocken, was? Und ich wette, dass du, nachdem du die Hunde getötet hattest, noch nicht mal ins Haus gegangen bist. Ob das allerdings von Vorteil gewesen wäre?
»Wir müssen zurück«, sagte ich zu Patrick.
»Erst musst du ins Krankenhaus.«
Ich wandte meine Aufmerksamkeit meinen Handgelenken zu und machte mich daran, Glassplitter herauszuziehen. Das tat weh. Außerdem wäre es vermutlich keine schlechte Idee, mich auf Tollwut testen zu lassen. »Na schön. Zuerst ins Krankenhaus. Aber danach müssen wir sofort wieder zu dem Haus.«
»Mm-mm.«
»Danke für die Blumen«, sagte ich, weil es mir gerade einfiel.
Patrick lächelte in den Spiegel. »Adrienne hat sich schon bedankt. Ich hätte gar nicht gedacht, dass sie Lilien mag. Ich meine, im wahrsten Sinne des Wortes mag: Sie isst sie nämlich gern.«
»Nein, sie verwandelt nur gern alles, was ihr in die Finger kommt, in einen Strohhalm, um durch ihn Wodka zu schlürfen. Das mag sie.« Und wie aufs Stichwort kam der Kater, den ich nicht mir selbst zu verdanken hatte.
»Äh, nichts für ungut, Honey … «
Ich wappnete mich.
»Aber wird deine Chefin das alles wirklich vertuschen? Einbruch und widerrechtliches Eindringen, begangen von einer Bundesagentin? Zerstörung von Eigentum, Trunkenheit in der Öffentlichkeit?«
»Doch, das wird sie.« War das etwa … tatsächlich! Ich spuckte ein rotes Lilienblütenblatt aus. »Die Regierung braucht uns.«
»Weil ihr in eurem Job wirklich gut seid?«
»Weil wir das tun, wozu die meisten Menschen nicht fähig sind. Und weil wir es immer wieder tun. Wir lassen nicht locker, wir waten buchstäblich durch Blut und Eingeweide, wir jagen die wirklich Verrückten, die dich mir nichts, dir nichts umbringen.«
»Und euer unglaublich stressiger und gefährlicher Regierungsjob kann euch eben deswegen nicht in den Wahnsinn treiben«, vermutete Patrick, »weil ihr längst schon verrückt seid .«
»Tja. So könnte man sagen.«
Patrick gluckste und beschleunigte. »Das ergibt so viel Sinn wie alles andere, was die Regierung tut, schätze ich.« Er warf mir im Rückspiegel einen zärtlich neckenden Blick zu. »Sicherlich ist es sinnvoller, euch zu engagieren, als zu versuchen, zum millionsten Mal die Steuerordnung umzuarbeiten.«
Ich spuckte ein zweites Blütenblatt aus und lachte – ich konnte nicht
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