Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
Kokosnusscremekuchen gebacken. Ich war im Büro richtig beliebt geworden, seit ich seine Backwerke mitbrachte.
Und Kokosnusscreme war eine sichere Wahl: Ich mochte sie ungeheuer gern, Shiro war ihr auch nicht gänzlich abgeneigt (ihr Lieblingsgebäck ist Baby Turtle Bread aus Kyoto), und Adrienne aß sie nicht, weil ihr Lieblingsdessert Sirloin Steak war … dafür liebte sie es, mit Kokosnusscreme zu werfen . Also war alles in Butter. Nahm ich jedenfalls an.
Es war überaus anstrengend gewesen, die Kokosnusscreme aus meiner Waschmaschine zu entfernen … ich war so tief in Gedanken, dass mir erst jetzt auffiel, dass ich Patrick überhaupt nicht geantwortet hatte. »Eigentlich schon«, gab ich ein vages Versprechen. »Tut mir leid, dass wir in letzter Zeit so wenig Zeit füreinander hatten.« Mir tat es wirklich leid. Solange ich ich war.
Patrick legte einen Finger unter mein Kinn und hob es sanft an. »Du bist das Warten wert. Ihr alle seid es wert.«
Ich fühlte, wie ich dahinschmolz. Es war tatsächlich ein Gefühl, als ob meine Knie zu Gummi würden. Klischees sind wahrscheinlich nicht umsonst Klischees, denn schmelzen war der treffende Begriff, um meinen Zustand zu beschreiben. Ich wurde zu einer beurre blanc! Nein, halt, da ist ja Essig drin … dann vielleicht eine beurre noisette? Ach, sei’s drum, Shiro ist diejenige von uns, die fließend Französisch spricht. Ich kann dafür Spanisch.
Wie dem auch sei, wenn ich weiter so dahinschmolz, würde ich bald nur noch eine Butterpfütze in einem leeren Shirt, einer leeren Jacke und Slacks sein. Eine Pfütze, die man nur noch anhand meines FBI -Ausweises würde identifizieren können. Doch Patrick war noch da, er berührte mich. Und was noch besser war: Auch ich war immer noch da. »Patrick, du bist einfach der Beste.«
Er beugte sich vor. »Das ist wahr. Gott, wie hinreißend du heute aussiehst. Überhaupt immer.«
»Das sagst du immer.«
»Weil es auch immer stimmt.« Sein Mund war nun ganz nahe. Ich war einfach glücklich. Die Welt hatte sich weit entfernt. Es war ein beängstigendes und zugleich belebendes Gefühl.
»Gib’s mir!«, rief George Ich-krieg-jede-Stimmung-kaputt -Pinkman und riss Patrick den Karton aus den Händen. »Oooch, Little Debbie, das wär aber doch nicht nötig gewesen!«
»Wem sagen Sie das?«, erwiderte Debbie grimmig und bedachte meinen Partner mit einem finsteren Blick. Man konnte Patricks Gefühle für George durchaus als Verachtung bezeichnen. Oder als Ekel und Abscheu. George konnte Frauen allzu leicht um den kleinen Finger wickeln (auch weibliche Soziopathen können Männer bezaubern), doch bei einem Mann gelang ihm das so gut wie nie. Und im Falle Patricks ganz sicher nicht, denn er fragte bitter: »Sollten Sie nicht Welpen tottreten, oder was immer Sie tun, wenn Sie nicht gerade meine Freundin quälen?«
George lachte. »Ach, Little Debbie, was sind Sie naiv! Sie haben ja keine Ahnung , was Quälen ist.«
»Hi«, sagte Emma Jan und streckte Patrick die Hand hin. Ich erschrak. Ich hatte ihre Gegenwart völlig vergessen, doch jetzt war ich froh über die Ablenkung, denn die Atmosphäre schien mit Mord geladen. »Ich bin Emma Jan und sammle ungewöhnliche Todesfälle.«
Ein kurzes Schweigen entstand, während Patrick diese Information verdaute. Dann entschied er sich für ein zaghaftes »Freut mich, Sie kennenzulernen!«
»Neue Kollegin«, erklärte George überflüssigerweise.
»Patrick Flannery.« Er schüttelte ihr die Hand. Da mein Freund über BOFFO Bescheid wusste, konnte ich ihm ansehen, dass er jetzt zu erraten versuchte, über welche Superkräfte Emma Jan wohl verfügte. (So pflegte Michaela unsere psychotisch begründeten Talente gelegentlich zu bezeichnen.) »Sie klingen wie Paula Deen.«
»Hab ich schon öfter gehört.«
»Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier. Aber jetzt sollte ich besser gehen. Ihr habt bestimmt noch viele Verbrecher zu schnappen und so.« Er sah mich an. »Bis heute Abend?«
»Yep.«
Er streifte meine Wange mit seinen Lippen.
( Ob Dr. Gallo wohl gut küssen kann? )
Also, wo zum Teufel kam das denn jetzt her? Ich litt wohl unter Schlafentzug.
Patrick strich mir die Ponyfransen aus der Stirn, dann flüsterte er zärtlich: »Gib deinem Arschloch von Partner bloß keinen Krümel davon ab.«
»Ooch. Das hast du aber schön gesagt.«
»Bye!« George umklammerte den Kuchenkarton wie eine Mutterkatze eines ihrer Jungen. Man konnte förmlich hören, wie er Mein Sssssatz zischte. »Nein,
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