Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
Kopfschmerzen.«
»Nein, davon bekommst nur du Kopfschmerzen, Cadence!«, blaffte George. Ich begriff, dass er wegen der Notaufnahme/Handschellen/Tragbahren-Geschichte immer noch megasauer war. Normalerweise war George aber nicht so nachtragend. Das war auch einer der wenigen Gründe, warum unsere Partnerschaft überhaupt funktionierte. »Und wenn du Kopfschmerzen hast, kommt die gottverdammte Adrienne zum Vorschein und prügelt mir die Scheiße aus’m Leib, und davon krieg ich nun wieder Kopfschmerzen.«
»Stimmt«, nickte Emma Jan. »Ich hab gehört , was mit dir los ist.« Sie blickte mich mit glänzenden schwarzen Augen an, die an einen Sperber gemahnten. Ein Sperber mit einer 45er Single-Action im Holster. »Äh, gibt es da eine Liste von Dingen, die ich besser unterlassen oder nicht sagen sollte, damit diese Verrückte nicht zum Vorschein kommt?«
Ich starrte sie nur an. Diese Verrückte wollte wissen, wie sie meinem Wahnsinn aus dem Weg gehen konnte?
George war mittlerweile in bester Streitlaune. »Machen Sie Witze? Als ob es da eine Liste gäbe? Denken Sie, wir würden sie jemals provozieren, wenn wir wüssten, wie das geht?«
»Früher aber hast du Adrienne doch gemocht«, wandte ich zaghaft ein. Eigentlich fand ich es merkwürdig (und bezeichnend für Georges Wahnsinn), dass er so gern mit Adrienne Egoshooter-Games spielte. Und dass sie ihm gelegentlich Omelettes buk. Manchmal sogar ohne Glas darin.
»Ich mag sie auch immer noch, wenn sie nicht gerade meinen Kopf als Fußball benutzt. Letztes Mal musste ich mir eine Krone neu befestigen lassen!« Er krümmte den Finger, steckte ihn in den Mund und zog seine rechte Wange zurück. »Iieh uh? Af ar ie.«
»Kannst du bitte aufhören, mir deine Zähne zu zeigen?« Widerlich. Übrigens hatte er eine ausgezeichnete zahnärztliche Versorgung, mir war gar nicht klar, worüber er sich beschwerte. Die einzige Behörde, die ihre Angestellten in gesundheitlicher Hinsicht noch besser versorgt, ist das NYPD . »Und wir können auch sofort losfahren. Ich warte nur noch auf ... «
»Hey, meine Hübsche!«
Wir fuhren herum. Ich spürte bereits ein Lächeln in meinem Gesicht aufblühen, das meine miese Laune vertrieb. Patrick Flannery war gekommen, um mich während der Arbeit zu besuchen. Und … er hatte tatsächlich einen Kuchenkarton dabei!
Er raste förmlich auf mich zu. Wie immer war ich überrascht, dass sich dieser große Mann – einsdreiundachtzig, 99 Kilo, kein Gramm Fett – dermaßen flink bewegen konnte. Schon erstaunlich, wenn man bedachte, wie viel er futterte. Kuchenteig war für ihn so etwas wie ein Getränk.
»Na toll.« George warf die Hände hoch. »Es ist die gottverdammte Little Debbie.«
»Pssst«, machte ich, und dann entwich meinen Lungen alle darin befindliche Luft, weil Patrick mich so heftig an sich drückte, dass ich den Bodenkontakt verlor. Gaaaah! »He, stopp, du brichst mir noch die Rippen.«
»Na, hör mal.« Grinsend setzte er mich ab. Und ich erwiderte sein Grinsen wie eine Liebeskranke. Dazu trug vor allem sein extrem gutes Aussehen bei. Patrick hatte dunkelrotes Haar, wie Cherry Coke mit echtem Kirschsaft, und Augen von Schokotrüffelfarbe. (Das war jetzt reichlich viel Essensmetaphorik … ich hätte das Frühstück nicht auslassen sollen.)
Trotz der Dezemberkälte trug er Kaki-Bermudas (seine Lieblingshosen – er besaß mindestens sechs Paar) und ein Denim-Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln, sodass man das dunkelrote Haar auf seinen kräftigen Unterarmen bewundern konnte. (Man sollte nicht glauben, wie gut sich das Bäckerhandwerk auf die Ausbildung einer ordentlichen Oberkörpermuskulatur auswirkt.) Patrick trug ganzjährig Shorts. Ich fand das zwar unpraktisch (unsere strengen Minnesota-Winter!), aber wer war ich denn, dass ich die seltsamen Gewohnheiten anderer beurteilen durfte?
Ich wusste, dass er mich beim Näherkommen argwöhnisch beobachtet hatte: Er musste sich ja zunächst vergewissern, welche von uns momentan in meinem Körper hauste. Doch Patrick war inzwischen richtig gut in der Beurteilung unserer Mimik und Körpersprache. Nach drei Monaten schien er mir sogar schon besser als manche meiner Kollegen, die mich bereits seit Jahren kannten.
Patrick würde jedenfalls nie mehr den Fehler begehen, mich zu umarmen, ohne sich erst überzeugt zu haben, dass ich es war.
»Hey, Cadence. Bleibt’s bei heute Abend?« Er überreichte mir den Karton. Ich musste gar nicht erst nachschauen: Er hatte mir einen
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