Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
hatte, hat keine drei Monate später auf dem Stuhl geschmort.«
»Wow, nur drei Monate später?«, entfuhr es Emma Jan. Sofort täuschte sie Beschämung vor. »Sorry, ausgerechnet von mir wollen Sie das vielleicht nicht hören. Es ist schon irgendwie peinlich zu hören, dass ein Junge meiner … na ja. Tut mir wirklich leid wegen der Mädchen. Vielleicht sollte ich besser rausgehen, während ihr hier weitermacht … ?«
Selten war ich von so glänzenden Schauspielern umgeben gewesen. Ich hätte vor Dankbarkeit weinen mögen. Ehrlich.
»Ach nein«, sagte Loun, von der Verlegenheit einer afroamerikanischen Bundesagentin zu Großzügigkeit motiviert. »Mit Ihnen haben wir kein Problem. Echt klasse, wie Sie sich von Ihren Wurzeln gelöst haben und jetzt für Recht und Ordnung eintreten.«
Oh ja, sicherlich. Thymes traumatische Kindheit in den Slums der Tuxedo Road in Atlanta, wo ihre Familie vis-à-vis der Luxusvilla lebte, die dem ehemaligen Präsidenten der Coca Cola Company gehört hatte. Emma Jan hatte einen siebenstelligen Treuhandfonds zur Verfügung, und dieser Trottel lebte in dem Wahn, sie habe sich von einer Crackhurenmutter und einem ewig abwesenden Gruppenvergewaltiger-Vater emanzipiert. Ich überlegte, welches ihrer Harvard-Diplome ihr wohl am besten dabei half, mit der schrecklichen Last ihres Reichtums klarzukommen.
Manchmal machte ich mir wirklich Sorgen, dass wir die Schurken nicht etwa deswegen missverstanden, weil wir zu clever, sondern weil sie einfach zu blöd waren. Es war eine Sorge, die einen um den Schlaf bringen konnte.
Emma Jan zuckte indes bescheiden die Achseln. »Ich will’s gar nicht verhehlen, es war ein harter Weg.« Na klar. Der Horror, wenn man in Harvard und Yale und Princeton zugelassen wird. Die Scham, weil man den neuesten Lamborghini fährt. Der Schrecken erbarmungsloser Belästigung durch verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen, die auf Spenden hoffen. Ich war nachgerade überrascht, dass Emma Jan diesen Albtraum überlebt hatte.
Loun war nun angesichts ehrerbietiger Gesetzeshüter und einer zerknirschten Negerin äußerst mitteilsam geworden. Negerin! Autsch! Auch so ein Wort, das ich niemals in den Mund nehmen würde.
»Hört mal, wir haben überhaupt nichts gegen euch. Ich erzähl euch jetzt etwas, das mein Dad mir gesagt hat, als ich noch klein war … etwas, das wahr ist und ewig wahr bleiben wird. Ihnen wird’s vielleicht nicht gefallen, Miss, aber es ist nun mal ’ne ewig gültige Wahrheit.«
Jetzt … wurde es spannend. Fast wäre ich vor Aufregung auf der Stelle gehüpft.
»Ein Schwarzer allein ist völlig okay, er kann ein richtig netter Kerl sein. Du gehst mit ihm bowlen, du arbeitest gern mit ihm zusammen, lädst ihn zum Essen ein … Aber … « Er schüttelte einen mahnenden Finger in Richtung Emma Jan. »Aber wenn ein ganzer Haufen von denen zusammenkommt, werden sie zu Niggern. Deshalb ja auch der Begriff Wildling . Wenn sie in Scharen zusammenkommen, können sie nicht anders: Das Wilde, das ihnen angeboren ist, bricht sich Bahn.«
Nicht zum ersten Mal wunderte ich mich über die unterschiedlichen Stilebenen dieses Mannes.
George stand kurz vor einem Lachanfall, und bei Emma Jan sah es nicht besser aus. Ich wollte ihnen keinen Vorwurf machen, fand aber, sie hätten sich vielleicht noch ein wenig länger beherrschen können.
»Das ist einfach toll!«, prustete Emma Jan los. »So lange überlegen wir schon, wie wir uns eigentlich nennen sollen. Das war immer so ein Problem bei der Mitgliederanwerbung für unsere Geheimtreffen. Warten Sie nur ab, bis ich das der Queen erzähle!«
»Mal überlegen … Löwenrudel.« George zählte an den Fingern ab. »Gänseschar. Rinderherde. Krähenschwarm. Negerwildlinge. Ja, sie hat recht. Passt perfekt.«
Loun lächelte unbehaglich, als sei er nicht sicher, ob sie sich über ihn lustig machten oder mit ihm lachten. Es war bezeichnend für das übersteigerte Ego des Mannes, dass er überhaupt glauben konnte , sie würden ihn nicht auslachen.
»Jedenfalls«, hakte Behrman ein, der sichtlich verärgert schien, dass er kaum zu Wort kam, »haben sie damals, als das passierte, beschlossen, eine Gruppe gleichgesinnter Männer, aufrechter Männer, zu gründen. Und so sind die Good Citizens entstanden.«
»Entstanden aus der Tragödie, die Ihre Verwandten vor so vielen Jahren erlitten haben? Wegen der ermordeten Mädchen?« Ich musste mich nun einschalten, da George und Emma Jan noch immer mit ihrem Lachanfall wegen
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