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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hätten!« fiel der andere ein.
    »Jawohl!… jener Tausende von Rubeln, die sich jetzt in Tschu-Tschuks Händen befinden!«
    Also waren die beiden vermeintlichen Matrosen Mitglieder der Karnossschen Bande, deren Missethaten in ganz Westamerika Schrecken verbreitet hatten. Nach ihrem vereitelten Attentat auf Herrn Sergius, dessen Züge sie in der Dunkelheit nicht zu erkennen vermocht, hatten sie ihren Weg nach Port-Clarence genommen. Einige Tage später hatten sie den Versuch gemacht, in einem gestohlenen Boote über die Beringstraße zu setzen. Aber die Strömungen hatten sie mit sich gerissen, bis sie nach unsäglichen Gefahren an der Hauptinsel der Liakhossgruppe scheiterten und von den Eingeborenen gefangen genommen wurden.
VI. Überwinterung.
    So war die Lage des Herrn Sergius und seiner Reisegefährten beschaffen, als man den ersten Januar 1868 schrieb. Schon sehr beunruhigend durch die Gefangenschaft bei den Liakhoff-Insulanern, wurde dieselbe durch die Anwesenheit Ortiks und Kirschefs noch bedenklicher. Wer wußte, ob die beiden Bösewichter nicht den Versuch machen würden, aus dieser unerwarteten Begegnung Nutzen zu ziehen? Zum Glück wußten sie nicht, daß der von ihnen an der alaskischen Grenze Angegriffene Graf Narkine sei, ein politischer Flüchtling, der aus der Festung Jakutsk entwichen war und nun, unter das Personal einer Jahrmarktstruppe gemischt, nach Rußland zurückzukehren suchte. Hätten sie das gewußt, sie würden sicher nicht gezögert haben, sich das Geheimnis zu nutze zu machen, dem Grafen Narkine Geld zu erpressen, ihn sogar gegen eine ihnen zu gewährende Belohnung oder Prämie den moskowitischen Behörden auszuliefern. Aber mußte man nicht fürchten, daß der Zufall das Geheimnis enthüllen könnte, von dem bis jetzt nur die Eheleute Cascabel Kenntnis hatten?«
    Übrigens setzten Ortik und Kirschef ihr abgeschiedenes Leben fort, wenngleich sie fest entschlossen waren, sich im gegebenen Falle den Bemühungen des Herrn Sergius anzuschließen, um ihre Freiheit wieder zu erlangen.
    So viel war klar, während der Winterperiode des Polarjahres konnte man nichts unternehmen. Die Kälte war so außerordentlich geworden, daß der Atem sich in der Luft in Schnee verwandelte Das Thermometer sank zuweilen auf vierzig Grad Celsius unter Null herab. Selbst bei windstillem Wetter wäre es unmöglich gewesen, eine solche Temperatur zu ertragen. Cornelia und Napoleone wagten nicht mehr, die Belle-Roulotte zu verlassen, und übrigens würde man sie auch daran verhindert haben. Wie endlos ihnen diese Tage ohne Sonne, oder vielmehr diese vierundzwanzigstündigen Nächte schienen!
    An das nordamerikanische Klima gewöhnt, scheute Kayette sich nicht, der Kälte draußen Trotz zu bieten. Dasselbe thaten die einheimischen Frauen. Sie gingen ihrer gewohnten Arbeit nach, in ein doppeltes Gewand aus Renntierfell gekleidet, in den Palsk aus Pelzwerk gehüllt, Pelzstrümpfe und Mokassins aus Seehundsleder an den Füßen, eine mit Hundsleder gefütterte Mütze auf dem Kopf. Nicht einmal ihre Nasenspitze war sichtbar – was übrigens nicht bedauerlich erschien.
    Herr Sergius, Herr Cascabel, dessen beide Söhne und Clou-de-Girofle machten, fest in ihre Pelze gewickelt, täglich ihre obligatorische Aufwartung bei Tschu-Tschuk; desgleichen die beiden russischen Matrosen, die man mit warmen Decken versehen hatte.
    Die Bewohner von Neusibirien gehen bei jedem Wetter ins Freie. Sie jagen auf der hartgefrorenen Oberfläche der weiten Ebenen, stillen ihren Durst mit Schnee und nähren sich vom Fleische der unterwegs getöteten Tiere. Ihre sehr leichten, aus Walfisch-Barten, -Rippen und -Kinnbacken angefertigten Schlitten ruhen auf Kufen, die sie kurz vor der Abfahrt durch Anfeuchtung mit einer Eisschicht überziehen. Ihr Gespann besteht aus Renntieren, welche ihnen vorzügliche Dienste leisten. Was die samojedischen Hunde betrifft, so gleichen dieselben Wölfen an Gestalt und Wildheit; sie sind hochbeinig und mit dichtem, schwarzweißem oder gelbbraunem Pelze bedeckt.
    Wenn die Neusibirier zu Fuße reisen, so legen sie den »Ski«, ihren langen Schneeschuh an, mit dem sie schnell über weite Strecken dahinfliegen, am Rande der Kanäle, welche die verschiedenen Inseln von einander trennen, längs der, »Tundras«, Landstreifen, die man häufig vor die arktischen Meeresufer gelagert sieht.
    In der Waffenfabrikation können die Liakhoff-Insulaner sich nicht im entferntesten mit den nordamerikanischen Eskimos messen. Bogen

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