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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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voraussichtlich Zeit, die südlichen Gegenden Sibiriens zu erreichen. Dort würde man in irgend einem Flecken die günstige Jahreszeit abwarten, um den Weg nach dem Uralgebirge einzuschlagen.
    Auf diese Weise würden Vermout und Gladiator ohne allzu große Anstrengung die Fahrt durch die Steppe bewältigen können. Die Familie Cascabel würde rechtzeitig eintreffen, um sich im Juli des kommenden Jahres an der Messe von Perm zu beteiligen.
    Und noch immer trieben die Eisschollen unter der Einwirkung der warmen Strömung aus dem Stillen Ocean gegen Norden! Noch immer glitt eine Flottille von Eisbergen zwischen den Ufern der Meerenge dahin, statt ein unbewegliches und festes Eisfeld zu bilden!
    Indessen konstatierte man am dreizehnten Oktober, daß das Eis langsamer trieb. Sehr wahrscheinlich hatte der Stoß sich weiter nordwärts gestaut und hielt die nachdrängenden Schollen auf. In der That erschien am äußersten Horizont eine ununterbrochene Linie von weißen Spitzen, welche auf das vollständige Zufrieren des Polarmeeres schließen ließ. Der fahle Wiederschein der Eisfläche erfüllte den Luftraum, und die völlige Festigung stand nahe bevor.
    Unterdessen fragten Herr Sergius und Jean die Fischer von Port-Clarence um Rat. Schon mehrmals hatten beide geglaubt, daß man den Übergang versuchen könne; aber die Seeleute, die »ihre Meerenge gründlich kannten«, rieten zur Geduld.
    »Übereilen Sie sich nicht,« sagten sie. »Lassen Sie die Kälte ihre Arbeit thun!… Sie ist noch nicht stark genug gewesen, um ein Eisfeld herzustellen!… Und selbst wenn das Meer auf dieser Seite der Meerenge zufröre, so würde doch nichts beweisen, daß es auch drüben so sei, besonders in der Umgebung der Insel Diomedes!«
    Und der Rat war weise.
    »Der Winter ist dieses Jahr nicht voreilig!« bemerkte Herr Sergius eines Tages gegen einen alten Fischer.
    »Ja, er verspätet sich,« antwortet dieser. »Um so mehr Grund, sich nicht hinauszuwagen, bevor Sie der Möglichkeit des Überganges gewiß sind. Überdies ist Ihr Wagen schwerer als ein Fußgänger und bedarf einer festeren Straße. Warten Sie, bis ein tüchtiger Schneefall die Eisschollen gleichmäßig deckt; dann können Sie wie auf einer Landstraße darüber hinfahren. Auf diese Weise werden Sie die verlorene Zeit bald einbringen und sich nicht der Gefahr aussetzen, inmitten der Meerenge stecken zu bleiben.«
    Diesen, von praktischen Leuten kommenden Vernunftgründen mußte man sich gewiß fügen, Herr Sergius bemühte sich denn auch, Herrn Cascabel zu beruhigen, der von der ganzen Truppe am meisten Ungeduld verriet. Das Wichtigste blieb doch immerhin, die Reise und die Reisenden nicht durch allzu große Eile zu gefährden.
    »Hören Sie,« sagte er ihm, »ein wenig Geduld! Ihre Belle-Roulotte ist kein Boot; wenn sie in einen Eisbruch hineingeriete, so würde sie mit Mann und Maus zu Grunde gehen. Die Familie Cascabel hat es nicht nötig, ihren Ruf durch einen Untergang in den Wassern der Beringstraße zu vergrößern!«
    »Und würde er dadurch vergrößert werden?« antwortete der ruhmreiche Cäsar lächelnd.
    Zum Überflusse erhob auch Cornelia Einspruch gegen irgend welche Unbesonnenheit.
    »Ei! wir haben Ihretwegen Eile, Herr Sergius!« rief Herr Cascabel.
    »Wohl, aber ich habe keine Ihrethalben!« antwortete Graf Narkine.
    Trotz der allgemeinen Ungeduld fanden Jean und Kayette die Tage nicht zu lang. Jean fuhr fort, Kayette zu unterrichten. Sie verstand und sprach französisch bereits mit Leichtigkeit. Es fiel ihnen nicht mehr schwer, sich miteinander zu verständigen. Und dann fühlte Kayette sich auch so glücklich inmitten dieser Familie, so glücklich bei Jean, der sie mit so vieler Sorgfalt umgab! Herr und Frau Cascabel hätten geradezu blind sein müssen, um nicht zu erkennen, welches Gefühl sie ihrem Sohne einflößte. Sie begannen auch wirklich, sich zu beunruhigen. Sie wußten, was Herr Sergius war und was Kayette eines Tages sein würde. Sie war nicht mehr die arme Indianerin, die irgend einen Dienst in Sitka suchen ging; sie war die Adoptivtochter des Grafen Narkine. Und Jean ging großem zukünftigen Kummer entgegen!
    »Schließlich,« sagte Herr Cascabel, »hat Herr Sergius seine Augen; er sieht, was da vorgeht. Nun, und wenn er nichts sagt, Cornelia, so haben wir auch nichts zu sagen.«
    Eines Abends fragte Jean das junge Mädchen:
    »Bist du’s zufrieden, kleine Kayette, nach Europa zu gehen?«
    »Nach Europa?… Ja!…« antwortete sie. »Aber es

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