Caesar erwacht!
haargenau überein. Wie sollte er also davon erfahren haben, ein zweiter Mann?“, meinte Jean-Luc fragend.
Wir? Jetzt war Bob wieder mal ganz perplex. Ist Madam Jean-Luc etwa bei der Polizei? Er wagte es nicht, diese Frage derzeit zu stellen.
Nicole und Jean-Luc diskutierten gerade über alle möglichen Konstellationen in diesem sonderbaren Fall, der den gesamten westeuropäischen Kontinent in Sorge versetzte. Wann würde diese Mordwelle auf die nächste Hauptstadt überschwappen? Man sah auch Berlin oder Madrid schon in Frauenblut ertrinken. Ein globaler Ripper! Oder ein Netzwerk von Rippern? Sehr zeitgemäß!
Nachdem noch einige Flaschen geleert worden waren und der Zigarettenqualm immer unerträglicher wurde, verabschiedeten sich die Geschwister samt Besuchern voneinander. Nicole führte Bob und Jo durch einen Hinterausgang hinaus. Sie war in Gedanken versunken, nachdem Jean-Luc ihr wenig Hoffnung machen konnte, wenigstens in Paris den Fall zügig aufzuklären. Auf dem Festland war man also genauso ratlos wie auf der Insel.
Jean-Luc Bouvier, Inspector bei Europol, konnte seiner Schwester momentan nicht helfen.
Während Nicole gedanklich mit dem Mord beschäftigt war, sezierte Bob gerade den französischen Mann des Gesetzes.
Ob seine Kollegen wissen, womit er seine Wochenenden verbringt? Ist etwa die französische Lebensart so offen, dass man auch bei der Polizei derartige Ausschweifungen toleriert?
Bob erinnerte sich, wie sein hochdekorierter Kollege von der Armee behandelt worden war, nachdem seine Neigungen an die Öffentlichkeit gelangt waren. Rausschmiss war das Wenigste, was dem armen Kerl danach angetan wurde.
Undercover würde dieser Jean-Luc allerdings ganz besonders gut getarnt arbeiten können. Bei seinem enormen Talent. Nicht mal Playback muss der singen. Eventuell ist das ja des Rätsels Lösung? Bob klammerte sich an diesen Gedanken und gab Jean-Luc noch nicht als vollwertigen Mann auf.
Nicole pfiff ein Taxi heran, welches sie ins Hotel kutschierte. An der Hotelbar nahmen sie gemeinsam einen kleinen Absacker, um das Gespräch von soeben zu verdauen.
An diesem Ort eröffnete Nicole den beiden Männern, dass sie gedachte, nach Südafrika zu fliegen. Schon in den nächsten Tagen. Jo hatte durch seine Recherche im Internet herausgefunden, dass dieser Professor van Tiberius, in Johannesburg ansässig, ein anerkannter Klonforscher war, der seit Anfang der 90er-Jahre mehr oder weniger Erfolge aufweisen konnte. Mit Tieren.
Jo hatte sich komplett kundig gemacht und Nicole zum Thema aufgeklärt. Es wimmelte dabei nur so von Fachbegriffen, wie Eizellen, Reproduktion, Zellbiologie, DNA, Nukleartransfer, Embryonen, Stammzellen, dass ihr ganz schwindelig wurde. Das passte zwar zu Flüssigkeit und Tanks, aber nicht zu Menschen …!
„Bitte Jo, nur das Wesentliche! Geht es oder geht es nicht?“
Menschen wurden noch nie geklont, klärte er sie auf, da sogar bei Primaten das Ergebnis weniger als mangelhaft war. Was um drei Teufels Namen hatte der liebe Gowan nur gesehen? Auf welche Fährte wollte er sie bringen? Der Ripper in einem Tank? Wenn überhaupt, würden geklonte Eizellen in eine Leihmutter eingepflanzt und von ihr ausgetragen werden. Nicht in einem Planschbad wie Fische gezüchtet. So stand es im Internet nachzulesen. Alles sehr ominös!
Gowan, bist du zum ersten Mal auf dem Holzweg?, dachte Nicole. Konnte sich nicht auch ein Seher mal irren? Oder seine Visionen falsch deuten? Es sei denn, die sind tatsächlich schon weiter, als veröffentlicht …
Nicole beließ es an dem Abend erst mal dabei, verabschiedete sich und ging in ihr Zimmer.
Bob war etwas enttäuscht, da sie keinerlei Anstalten machte, noch weiter unter ihnen zu weilen. So begnügte er sich mit dem stets plappernden, jungen Deutschen, der in ihm ein willkommenes Opfer fand.
„Ganz schön spannend, was?“, meinte Jo einleitend.
Bob nickte zustimmend. „Ja, in der Tat.“ Bob war kein Mensch großer Worte oder langer Sätze.
Das regte Jo noch mehr an, ihn zu unterhalten und mit seinen Weisheiten zu erfreuen. „Sie hatten ja laut Nicole ein recht turbulentes Leben. Leider hat sie mir keine Details verraten. Sie meinte, Sie reden lieber selbst über sich oder möchten Sie das nicht? Das könnte ich natürlich verstehen …“, schwafelte Jo munter drauflos, sodass Bob ihn genervt unterbrach.
„Jo, haben Sie eigentlich das Zölibat abgelegt?“, fragte er und riss den jungen Mann damit aus
Weitere Kostenlose Bücher