Caesar erwacht!
Schaukämpfe, keine computeranimierten Daten als Actionhintergrund eingearbeitet. Nur durch eine professionelle Vorstellung sollten kriegerische Auseinandersetzungen realistisch wieder zum Leben erweckt werden. Ganze Garnisonen wurden so erschaffen. Kampfgeschrei und das Kreuzen der schweren, echten Klingen waren sofort zu vernehmen, wenn sich die wenigen Eingeweihten in der Nähe seiner Übungsorte aufhalten durften.
Sovrano, dort oft selbst anwesend, leitete energisch seine Actionspektakel. Fast fanatisch beaufsichtigte er die Statisten in ihrer Ausbildung zum Kämpfer. Er ritt sogar eingreifend auf seinem Schimmel, lobte hier oder tadelte dort, oft selbst eine Rüstung tragend, um die Kämpfer zu motivieren. Alles wirkte gefährlich echt! Diese Tatsachen wurden hinter vorgehaltener Hand berichtet. Bisher waren externe Beobachter nicht zugelassen. Wegen geheimer Filmaufnahmen war es für fast jeden tabu, die Stätte der Filmglorie zu betreten. Andere Filme wurden schließlich ebenfalls unter allerstrengsten, fast mystischen Geheimhaltungsbedingungen gedreht. Keiner nahm deshalb Anstoß. Auch für ein Journalistenteam war es unmöglich, an Sovrano heranzukommen. Der menschenscheue Mann wollte nicht interviewt werden. Er riss fast panisch bei jeder Kamera-Attacke die Arme vors Gesicht. Ein brauchbares Foto konnte somit nie in der Öffentlichkeit präsentiert werden. Sovrano erklärte sich selbst zur Persona non grata.
Umso mehr wunderte sich Nicole, dass sie eine persönliche Einladung von ihm erhalten hatte. Vor ihrem Abflug nahm sie noch mal Kontakt mit Gowan auf. Einmal, um sich nach ihren Söhnen zu erkundigen, zum anderen, um ihm das Ziel ihrer Reise mitzuteilen.
Er war sehr beunruhigt. Irgendetwas behagte ihm ganz und gar nicht.
Gowan bat die Jungen nach dem Telefonat, sich im Internet nach Sovrano zu erkundigen. Sie mussten eine Zeit lang suchen, um brauchbare Ergebnisse zu bekommen. Dann wurden sie plötzlich fündig. Ein unscharfes Bild gewann Gowans’ volle Aufmerksamkeit. Es zeigte den italienischen Produzenten auf seinem Pferd, in typisch römisch-antiker Rüstung. Vom Gesicht war wenig zu erkennen, weil er den traditionellen Römerhelm trug, der seitlich durch einen breiten Schutzriemen die Wangen verdeckte. Trotzdem erkannte Gowan ihn sofort. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Endlich hatten seine schon wochenlang anhaltenden Visionen einen Namen: Gaetano Cesare Sovrano. Nicole musste dringend darüber informiert werden, dass es sich bei seiner Vision um diesen Filmschaffenden handelt, den sie jetzt ausgerechnet aufsuchen sollte.
Leider war Nicoles Handy während des Fluges ausgeschaltet. Ungeduldig wartete Gowan, bis der Freiton nach Stunden wieder erklang. Sie meldete sich, als sie und Jo gerade im Taxi zum Hotel im Stau steckten. Die Verbindung war miserabel, und der Krach, den römische Autofahrer durch Hupen und Raserei verursachten, hinderte sie an einem aufklärenden Gespräch. Nicole versprach, sich aus dem Hotel wieder zu melden.
Sehr verzagt legte Gowan seinen Hörer auf. Wieso hatte dieser Mann, der anscheinend in seinen Visionen auftauchte, ausgerechnet Nicole eingeladen? Unruhig lief er in seinem Magiezimmer, wie Bob es getauft hatte, hin und her. Er versuchte, sich zu entspannen, um noch einmal Kontakt aufzunehmen, aber es gelang ihm nicht. Er war viel zu aufgewühlt und in großer Sorge.
Endlich, nach fast zwei Stunden, meldete sich Nicole.
Gowan schrie fast in den Hörer, so sehr hatte ihn das Warten belastet. „Du darfst auf keinen Fall allein zu diesem … Mann! Hörst du?“, beendete er seinen Vortrag.
Nicole reagierte jedoch sehr gelassen. „Ein Filmproduzent, Gowan. Was sollte er Böses von mir wollen?“ Nicole lauschte den weiteren, aufgeregt vorgebrachten Worten von Gowan.
„Nein, ich unterschätze die Situation nicht, und ja, ich nehme Jo mit. Der war bisher auf all meinen Exkursionen dabei und weiß auch Bescheid …“
„Ich wünschte, du hättest Bob bei dir! Jo ist doch kein Bodyguard“, stieß Gowan plötzlich hervor.
„Nanu? Ich hatte die Vermutung, dass du Bob nicht sonderlich passend für mich fandest. Woher auf einmal der Sinneswandel?“
„Er hat Erfahrung mit solchen Dingen. Jo ist ein wankelmütiger Träumer. Wie sollte er dir im Fall der Fälle helfen?“ Fast flehentlich klang Gowans Stimme aus dem Hörer. „Bitte sei vorsichtig!“
„Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Mach dir keine unnötigen Sorgen! Grüß meine
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