Caesar erwacht!
Mensch war in den letzten Wochen ziemlich zu kurz gekommen. Und hatte dennoch so treu an ihrer Seite gestanden. Es war Zeit, sich mal intensiv um ihn zu kümmern und sich zu revanchieren.
Bob genoss Nicoles komplette Aufmerksamkeit sichtlich. Sie führte ihn wie versprochen ins Land seiner Ahnen: Irland. Er war begeistert. Diese Insel versprühte einen Zauber; die Bewohner begegneten ihm mit ihrem natürlichen Charme und ihrer heiteren Herzlichkeit. Wie Nicole es prophezeit hatte! Sie verlebten zwei wundervolle Wochen auf der Insel und kamen sich dabei sehr nahe. Dann hieß es für Bob erst mal Abschied nehmen. Er wollte seine persönlichen Dinge regeln. Es war ein Abschied, der die gesamte Nacht andauerte. Nicole holte sich von Bob das Versprechen, sich beim ersten Anzeichen von Schwierigkeiten zu melden. Sie würde ihn herausholen, egal, in welcher ausweglosen Situation er stecken würde. Nach einem tränenreichen Nachwinken am Flughafen machte sich Nicole mit Rajesh wieder auf den Heimweg.
Er unterließ heute seinen heiteren, indischen Gesang, angesichts Nicoles Trübsal.
Am Abend wollte Nicole alleine sein und sagte Jo ab. Sie wollte sich über ihre Gefühle zu Bob klar werden. Deshalb konnte sie nicht einschlafen und blätterte lustlos ein wenig in einem internationalen Magazin. Dabei traf sie unvermutet der Schlag: In großen, aufdringlichen Lettern auf Seite drei war zu lesen, dass eine gewisse Nicole Bouvier wieder mal sehr zum Aufklären einer bestimmten Mordserie beitragen würde. Sie war über den Artikel so verärgert, dass sie die Zeitung in die Ecke schleuderte.
Wer war die undichte Stelle? Wer hatte alles ausposaunt und sich wichtig gemacht?
Ohne ihr Einverständnis war dieser Artikel erschienen, mit ihrer fast lebensgroßen Abbildung, wie in einem Teenie-Magazin. Na Prost Mahlzeit! Den Londoner Killer konnte man wirklich nicht deutlicher auf einen attraktiven, weiblichen Ermittler aufmerksam machen.
Und auch ein anderer Leser, von dessen Existenz Nicole in diesem Augenblick nichts ahnte, wurde von dem Artikel geweckt, sehnsüchtig angezogen vom Ebenbild einer göttlichen Pharaonin!
Kapitel 10/X – Römische Kulissen
Sichtlich erzürnt, rief Nicole im Yard an und fragte Fellington, wer den Medien Auskunft gegeben habe. Es war ein übereifriger Kollege, der sich von dem Hinweis etwas erhofft hatte. Was, war ihm im Nachhinein selbst nicht ganz klar. Dass jetzt auch Nicoles Leben bedroht war, tat Fellington leid, aber es war zu spät. Und Bob war nicht mehr da.
Todesdrohungen hatte Nicole schon oft erhalten, wenn sie Tätern auf der Spur war. Aber noch nie kam in ihr so ein ungutes Gefühl auf, was diesen Täter betraf, der gleich fünf Mal auftrat. So konnte man schnell eingekreist werden.
Sie war heilfroh, eine Woche später eine Einladung nach Rom zu erhalten, einer Stadt, in der weder bis dato ein Mord von diesen Hybriden verübt worden war noch Täter ihr nach dem Leben trachteten. Hoffentlich!
Jo flog gerne mit. Endlich war er für Nicole wieder der Mittelpunkt der Welt. Ihr wandelndes Lexikon und ihr Ratgeber, wie auf so vielen Reisen zuvor. Eigentlich war er ein wenig eifersüchtig auf Bob gewesen, hatte er Jo doch in ihrer Gunst auf Platz zwei vertrieben.
Ein Filmproduzent mit eigenen Studios hatte Kontakt aufgenommen. Er wollte Nicole gerne kennenlernen. Nun, ihr Leben war spannend, ergab sicher viel Stoff für einen guten Film, und so nahm sie die Einladung an.
Gutgelaunt bestieg Nicole am Montag mit Jo den Flieger. Die Maschine beförderte die Passagiere innerhalb kurzer Zeit aus einem neblig-trüben Regentag in eine sonnige, heiße Kulisse.
„Kulisse“ war das richtige Wort, für das, was Nicole und Jo erwartete.
Gaetano Sovrano, ein berühmter Filmproduzent und Regisseur, der seit einigen Jahren von sich reden machte, ohne je selbst in der Öffentlichkeit zu erscheinen, ließ bitten. Unter anderem waren Historienkriege sein Metier. Die Kampfszenen seiner Werke wurden als vorbildlich nach den Maßstäben Hollywoods bezeichnet. Es wurde alles perfekt und realistisch inszeniert, und man glaubte, anstatt Filmblut echtes Blut spritzen zu sehen. Von eigens für diese Filme angelegten Übungs-Kampfplätzen wurde berichtet. Die Statisten mussten wie Militär-Rekruten ein hartes Training absolvieren und wurden bis ins kleinste Detail auf die Filmgemetzel vorbereitet. Manchmal monatelang. Und es waren sehr viele an der Zahl. Sovrano wollte echte
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