Caesar erwacht!
denn an?“, lockte sie Sovrano zu einer Aussage.
„Feldherr? Oh, das ist keine der historischen Schlachten, die in den Geschichtsbüchern erwähnt werden. Nur eine von vielen. Diese funktioniert auch ohne größere Führung. Den Feind an mehreren Fronten taktisch angreifen und zermürben.“
„Welcher der historischen Führer hat Ihnen am meisten imponiert?“ Nicole ließ nicht locker.
„Nicht imponiert. Mehr verwundert. Hitler. Aus kleinen Verhältnissen stammend, nutzte er nur durch die Macht der Worte die einmalige Chance, ein unzufriedenes Volk in den Krieg zu führen und den wohl größten Völkermord in Gang zu setzen, der bis dato bekannt ist. Ein Psychopath als Imperator?“ Sovrano lächelte sie an.
Nicole war verwirrt. Sie hatte mehr einen seiner zeitgenössischen Kämpfer vermutet. Maximal ein paar hundert Jahre vor oder nach … ihm. Alexander, Hannibal oder dergleichen. Und überhaupt … Nicole kam nicht zum Zug.
„Auch Napoleon war beeindruckend. Aber wenn Sie mich fragen, sind alle diese Männer letztendlich an ihrem Machthunger zugrunde gegangen. Zum Schluss wollten sie nur noch gottgleich sein.“ Er hob wie gleichgültig sein Fernglas an die Augen und blickte auf die Tiefebene, in der man sein Filmepos gerade abkurbelte.
Und das von einem Mann, der zum Pontifex Maximus erhoben wurde und sich selbst zum Imperator auf Lebenszeit ausrufen ließ? Der mit Cleopatra gottgleich durch Ägypten gewandelt war, wie ein Sohn der Venus und Tochter der Isis? Der in spektakulären Triumphzügen gefeiert wurde? Wo blieb die Erinnerung an seine eigene Göttlichkeit und angestrebte Machtposition? War sie komplett auf dem Holzweg?
Nicoles Unschlüssigkeit nahm immer mehr zu. Während Sovrano sie durch die Studios führte, fiel ihr unter anderem auf, dass sich sein Film-Equipment auf dem höchsten Stand der Technik befand. Sogar einen Hubschrauberlandeplatz konnte sie ausmachen. Bei einem Antiker?
Ich muss ganz neu ansetzen, sprach sie zu sich selbst. Und ich muss meine weisen Männer zu Rate ziehen. Viele Blickwinkel bringen eventuell Licht ins Dunkel. Heute komme ich vermutlich nicht mehr voran. Ich hoffe, er gibt mir weitere Gelegenheiten.
Die sollte sie erhalten.
„Ich würde Ihnen gerne noch mehr von den Aufnahmen zeigen. Wir drehen parallel noch an anderen Orten, weltweit. Haben Sie Interesse?“
Nicole dachte an Jo sowie Jean-Luc und fragte, ob sie Begleiter mitbringen dürfe.
Zuerst war Sovrano etwas irritiert, dann schwenkte er aber um und meinte: „Selbstverständlich. Wen haben Sie denn im Schlepptau?“
„Meinen Bruder und meinen jungen Assistenten! Sie warten im Hotel.“
„Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Ich hätte sie doch mit eingeladen.“
„Was ist mit Ihrem Seher? Bringen Sie ihn auch mit!“ Seine plötzliche Großzügigkeit kannte keine Grenzen.
Da Nicole den Aufenthalt ihres Sehers grundsätzlich jedem verschwieg, auch weil ihre Söhne dort untergebracht waren, sagte sie: „Der wird wohl nicht mitkommen. Er ist auf irgendeinem Druidentreffen in seiner Heimat Schottland!“
Das brachte Sovrano erst einmal auf eine falsche Fährte.
„Schrullig waren … sind diese Burschen ja schon. Mir ist mal einer während einer Schlacht … Filmschlacht nicht von der Seite gewichen und hat mich mit Weissagungen und Wetterkunde bombardiert“, Sovrano lachte lauthals.
Nicole musste etwas süßsauer mitlächeln. Sie wusste immer noch nicht, was sie von ihm halten sollte. Auch nicht von dieser Aussage.
„Ich lasse Sie morgen Vormittag wieder abholen. Dann werden wir uns zu den anderen Filmstätten vorkämpfen“, er entließ sie, nach einem freundlichen Abschiedsgruß und sehr tiefem Blick, in die Obhut seines Fahrers.
Nicole war konfuser als je zuvor. Weder Gowan noch sie hatten sich jemals so geirrt. Der Mann wirkte heute so harmlos, wie ein spleeniger, exzentrischer Filmmensch nur wirken konnte. Ihr war seltsam zumute, als das Fahrzeug die Rückfahrt durch die herrliche Landschaft wieder aufnahm.
Oh ihr Götter Roms! Gebt mir Kraft und Weisheit, Dinge zu erkennen, die sein könnten, aber nicht sein sollten …
Kapitel 14/XIV – Die Offenbarung
Jean-Luc und Jo lauschten gespannt Nicoles Bericht über ihren zweiten Besuch. Besonders Jo war höchst erfreut, als er vernahm, dass er den großen Mann morgen nun doch selbst treffen würde. Daher machte er sich nicht viele Gedanken, ob oder ob nicht. Für ihn war die Sache klar. Sovrano war
Weitere Kostenlose Bücher