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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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seiner Macedonien-Armee, von Gallien herab kam Pompeius mit den Spanien-Legionen, und die Kelten trennten sich abermals von Spartakus. Crassus, das schwache Glied erkennend, heftete sich an ihre Fersen.
    Erste Schlacht an der Lucanischen Küste. Spartakus eilt im letzten Moment herbei und rettet die Kelten. Zweite Schlacht am Silarus-Fluß. Spartakus, wieder zu Hilfe gerufen, kommt zu spät und findet zwölftausend Tote. Er fühlt, das Ende ist nahe und nicht mehr abzuwenden.
    Dritte Schlacht bei Petelia (Calabrien), März 71. Spartakus wird verwundet. Er versucht mit einer kleinen Schar Gladiatoren durch das römische Heer zum Feldherrnzelt des Crassus vorzudringen. Aber zwei Centurien, die das Zelt verteidigen, sind zu viel, Spartakus blutet aus vielen Wunden, wird schwächer und schwächer und stirbt unter einem Hagel von Speeren.
    Der Kampf ist aus. Er hat von einem einzigen Mann gelebt, und der ist tot.
    Fünftausend Sklaven konnten fliehen. Pompeius fing sie in der Toskana ab und vernichtete sie. Sechstausend fielen in Crassus’ Hand. Er ließ sie entlang der Via Appia von Capua bis Rom lebendig ans Kreuz nageln.

»Der Krieg des Spartakus und der Sklaven war der gerechteste, vielleicht der einzig gerechte Krieg der Geschichte.«
Voltaire.

    Spartakus ist nicht identisch mit denen, die ihre utopischen Programme in ihn hineindichten. Spartakus war ein Kämpfer für den humansten, den elementarsten Gedanken einer menschlichen Existenz: das Leben ohne Versklavung. Er hat nicht an »Sozialismus«, nicht an »Klassen«, nicht an »Rechte«, nicht an arm oder reich gedacht, nur an den guten Gott, der nicht gewollt haben kann, daß ein Mensch ein Stück Ware, eine »res« ist; der nicht gewollt haben kann, daß ein Mensch Heimat, Freiheit, Liebe, Hoffnung verliert ohne eine Schuld. Spartakus kann von allen, denen das heilig ist, in Anspruch genommen werden. Auch ich nehme ihn für mich in Anspruch, und mein ganzes Herz ist mit ihm. Ich bin »Spartakist«, stellen Sie sich vor! Ich wäre es damals gewesen und bin es heute. Spartakus kann von allen in Besitz genommen werden, von Weißen und Schwarzen, von Bettlern und Fürsten. Denn wir wollen nicht vergessen, was wahr ist: Unter seinen Sklaven waren auch ehemals Mächtige, ehemals Reiche. Sie alle wurden gleich und werden immer gleich sein auf der Stufe des Sklaven Spartakus.

    *

    Das Kapitel über das »Heiss Eysen« ist beendet.
    An mir können Sie das Wunder beobachten, daß meine Hand unversehrt geblieben ist, und daß ich mir wahrscheinlich dennoch die Finger verbrannt habe.

IM ZEHNTEN KAPITEL

tritt die berühmteste Gestalt der ganzen römischen Geschichte auf, und wir heften uns ihr dicht an die Fersen (außer wenn es schießt), um zu sehen, wie man es macht, Herr eines Weltreichs zu werden.

    Drei Männer waren in den nächsten zwanzig Jahren die Hauptdarsteller der römischen Geschichte. Zwei sind uns bereits begegnet: Crassus, der »Dicke«, und Pompeius, jener aus Spanien heimkehrende junge General, der in der Toskana die Reste der Sklaven vernichtet hatte. Gnaeus Pompeius, damals fünfunddreißig Jahre alt, war Offizier unter Sulla gewesen, weshalb er in der Hälfte aller Geschichtsbücher als hochadlig bezeichnet wird, was nicht stimmt. Das Geschlecht der Pompeier war seit eh und je plebejisch. Gnaeus hatte nicht die bescheidenste Ämterlaufbahn hinter sich und war doch, als Liebling Roms, schon General mit ungewöhnlichen Vollmachten. Er hatte in Spanien den Aufstand des Sertorius (»König«) mit Glück niedergerungen und mit ebensolchem Glück die letzten Spartakuskämpfer abgefangen. Als er in Rom einzog, feierte man nicht Crassus, sondern ihn als Sieger über die Sklaven. Ein Sonntagskind, wie es scheint.
    Er war ein guter Stratege, gebildet, einigermaßen klug, äußerlich das Gegenteil eines harten Soldaten, mit Stupsnase und weichen, fast fraulichen Zügen und vielleicht deshalb — so heißt es jedenfalls — befangen im Umgang mit Menschen. Mommsen nennt ihn einen »nachgemachten großen Mann« — womit man nicht viel anfangen kann. Aufschlußreicher scheint mir, daß er für einen Römer ungewöhnlich verkomplext war und dieses Leiden mit geheimen, in höchste Höhen zielenden Plänen kompensierte.
    Der dritte war einer jener jungen Männer, die auf der Stadtmauer gestanden und zugesehen hatten, wie Spartakus an Rom vorbeizog. Er zählte achtundzwanzig Lenze, hatte den Militärdienst hinter sich und war gerade in das Kollegium der Pontifices

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