Cäsar läßt grüssen
überhaupt.
An einem Datum, an dem gewöhnlich Tollitäten inthronisiert werden, am 11. 11. 43, wahrscheinlich elf Uhr vormittags, wurden Antonius, Lepidus und Octavian vom römischen Volk zu Triumvirn berufen, »triumviri rei publicae constituendae«. Das Datum sollte man sich, wenn noch ein Plätzchen dafür frei ist, merken: es bedeutet das Ende der Demokratie Roms. Die drei Triumvirn waren nichts als Diktatoren, und der, der übrig blieb, wurde »Kaiser«.
*
Es kam, wie Octavian vermutet hatte und wie es ihm sehr lieb war: Antonius riß sofort das Steuer an sich. Welch eine Wandlung nach seiner Niederlage und Verfemung! Er fühlte sich auf dem Gipfel der Macht, Octavian und Lepidus schienen ihm kein Problem.
Seiner aufgespeicherten Wut gegen den Senat, der ihn geächtet hatte, machte er Luft, indem er die Namen derer herauszuschreiben begann, denen es an den Kragen gehen sollte. Das Gerücht einer großen Verhaftungswelle versetzte das Volk in Unruhe und den Senat in Schrecken. So war das doch nicht gedacht, um Himmelswillen! Dies war der Augenblick, als Octavian aufstand und Mäßigung verlangte. Er sprach von Sicherheit und Frieden, Milde und Verzeihung, und dann ging er hin und nannte Antonius noch ein paar Namen mehr für seine Liste. Zum Schluß standen dreihundert Senatoren und zweitausend Equites darauf.
Überstürzt flohen Tausende aus der Stadt, was die Sache für Antonius sehr vereinfachte. Er beschlagnahmte ihren gesamten Besitz, verkaufte ihn und bezahlte damit die Soldaten. Die unblutige Methode befriedigte alle Teile.
Was die drei Machthaber sonst noch trieben, war zunächst nicht welterschütternd. Lepidus mühte sich, überhaupt etwas zu begreifen und war schlechtester Laune; Octavian ging spazieren; Antonius inspizierte achtzehn Städte auf die Möglichkeit, Privatbesitz zu enteignen und die Staatskasse neu aufzufüllen. Die Zeiten schienen wiedergekehrt, wo Rom zum Plündern in die Nachbarschaft ging. Sonst geschah nichts, keine Neuerungen, keine Reformen, kein Schritt vorwärts, kein Schritt rückwärts. Was bedeutete das alles? Die Proskriptionen? Die Todesurteile? Die Enteignungen? Die Entmachtung der Magistrate auch in den Kleinstädten? Die verschlossenen Türen der Gerichte? Die vielen Soldaten? Was war das, was sich da zusammenbraute?
Die Wahrheit, die auch bald sichtbar wurde, war, daß Antonius den Bürgerkrieg kommen sah und sich darauf vorbereitete. Im Osten kochte es. Dorthin (Macédonien) waren Cassius und Marcus Brutus (»tu quoque Brutus«) ausgewandert, von dort aus verfolgten sie die ihnen gänzlich unverständliche schimpfliche Entwicklung in Rom, und dort beschlossen sie, noch einmal den Kampf gegen Antonius aufzunehmen. Längst verfluchten sie, Caesar ermordet zu haben, jene Zeiten schienen ihnen nun wie die goldenen Jahre Roms.
Den römischen Statthalter von Macedonien hatten Brutus und Cassius glatt überspielt. Die beiden Caesarmörder waren schon ein Jahr nach ihrer Verbannung die wahren Befehlshaber der dortigen Legionen. Als Antonius den ersten Versuchsballon startete und zur Ablösung des Statthalters seinen Bruder nach Macedonien schickte, erhielt er eine Antwort, die ihm klarmachte, daß es mit Brutus und Cassius auf Biegen und Brechen gehen würde: Der Antonius-Bruder hatte seinen Fuß kaum an Land gesetzt, da war er schon verhaftet.
Die Jahreszeit war zu weit fortgeschritten, als daß Antonius noch etwas hätte unternehmen können. Auch andere Dinge machten ihm Sorgen. Die Flotte, verstreut über Provinzhäfen, hatte noch keine Miene gemacht, das Triumvirat anzuerkennen; die Admirale im Osten waren sogar offen zu Brutus übergegangen. Auch in Rom selbst stand es nicht gut: die Soldaten zeigten keine Lust, einen Bruderkrieg zu beginnen.
Im Sommer sah die Lawine im Osten so bedrohlich aus, daß Antonius keine Wahl mehr blieb. Durch ungeheure Versprechungen bewog er das Heer mitzumachen, was er wohl dennoch nicht geschafft hätte, wenn es nicht die Mörder ihres Caesar gewesen wären, gegen die es losgehen sollte. Auch Gaius Julius Caesar Octavian sprach zu den Truppen und stellte sich mit Antonius an die Spitze.
Die Überfahrt war nicht einfach, aber sie gelang. Viel schwieriger erwies sich die Bevölkerung und am schwierigsten die Versorgung. Das Land betrachtete die Truppen als Räuber, und sie wurden es notgedrungen. Die Lage war alles andere als rosig. Aber Antonius lavierte sich genau wie Caesar vor sechs Jahren ganz gut durch. Im Herbst kam es zur
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