Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
du?«
    »Du hast unter Caesar gekämpft. Na ja, ihr beide. Und geblutet. Für euch ist er ein großer Feldherr. Mag sein. Die anderen, Cato und dieses Gesindel, bekämpfen ihn, weil er die Macht will. Die wollen sie aber auch, jeder auf seine Weise.« Er beugte sich vor und klopfte auf den Tisch. »Du, Aurelius, mißbilligst einige von Caesars Handlungen, aber du scheinst zu meinen, da er das gleiche will wie alle anderen, ist daran nichts auszusetzen.«
    Aurelius schob die Unterlippe vor. »Na ja, so nicht. Aber lassen wir es mal so stehen. Und?«
    »Ich dagegen verabscheue sie alle«, sagte Catullus heftig.
    »Wer die Macht will, hat sie nicht verdient. Darf sie nicht bekommen. Erst wenn es keine Macht mehr gibt, wird auch die Ohnmacht enden.«
    Aurelius langte über den Tisch und griff nach Catullus‘ Unterarm. »Deine Hand, großer Anarch! Und wie willst du die Angelegenheiten der Menschen regeln?«
    »Von mir aus durch Würfeln.« Orgetorix bleckte die Zähne. »Oder Untersuchungen des heiligen Kots der Geier, die sich nur von Priesterleichen ernähren. Können wir bitte, ehe ihr alle nur Schwierigkeiten des Erdkreises erörtert, wieder zu Caesars Leben zurückkommen?«
    Aurelius fuhr fort; diesmal schwieg Catullus erstaunlich »Ich glaube übrigens nicht, daß Caesar etwas mit Catalina zu tun hatte. Als Cicero die Todesstrafe für die Verschwörer verlangte, die man in Rom gefaßt hatte, hat Caesar sich dagegen ausgesprochen. Er soll gesagt haben, sie ohne Gerichtsurteil hinzurichten, nur gestützt auf einen politischen Beschluß, verstoße gegen alles Recht. Man solle sie festsetzen, bis Catilinas Heerhaufen besiegt sei; danach könne man jeden einzelnen in Ruhe und ordnungsgemäß aburteilen.«
    Orgetorix wackelte mit dem Kopf. »Spricht dafür, daß er auf ihrer Seite steht, oder sollte er wirklich das Recht so sehr hochhalten?«
    »Wenn er wirklich etwas mit ihnen zu tun gehabt hätte«, sagte Aurelius, »wäre er wohl dafür gewesen, sie schnell hinzurichten, ehe sie ihn verraten können. Aber weiter. Caesar wurde außer Pontifex auch noch Prätor; in der Zeit geschah diese wirre Geschichte mit Clodius, der sich…«
    Orgetorix winkte ab. »Das hat man mir erzählt, als ich bei ihm in der Nähe von Mediolanum war. Der als Mädchen verkleidete Jüngling, der sich angeblich an Caesars Frau heranmachen will, bah. Bleib bei den wichtigen Dingen; was kommt als nächstes? Hispanien?«
    »Und die Annäherung an Crassus.« Von Catullus mit Grimassen und bisweilen rhythmischem Husten begleitet, erzählte Aurelius von Caesars behinderter Abreise in die Provinz Hispanien, die er ein Jahr lang lenken sollte. Er habe gewaltige Schulden gehabt, sagte er, und die Gläubiger wollten ihn nicht abreisen lassen, damit er für sie greifbar bliebe. Der reiche und mächtige Crassus habe sich wohl für seinen Dauerkampf mit Pompeius einiges vom Wohlwollen des aufstrebenden Caesar versprochen, deshalb habe er einen Teil der Schulden beglichen und für den größten Teil des Rests gebürgt.
    »Das alles weiß ich aber nur so, vom Hörensagen«, sagte Aurelius. »Ich bin ja in Hispanien aufgewachsen und war bei den Truppen dort, als er angekommen ist. Er hat zusätzliche Truppen ausgehoben und Krieg gegen iberische Völker begonnen, von denen keine Bedrohung ausging. Danach hat er die Verwaltung und den Umgang zwischen Schuldnern und Gläubigern neu geregelt…«
    Nun mochte Catullus offenbar nicht länger schweigen.
    »Davon versteht er ja auch etwas«, knurrte er. »Aber ich bin schon wieder still. Mach weiter.«
    »Und zwar«, sagte Aurelius, »hat er angeordnet, der Schuldner solle jedes Jahr nicht mehr als zwei Drittel seiner Einkünfte dem Gläubiger überlassen, über den Rest selber verfügen, so lange, bis die Schuld abgelöst ist. Also, die Ziege melken, bis sie meckert, aber nicht schlachten.«
    Catullus meckerte, bis er husten mußte.
    »Ende der Schuldknechtschaft. Eigentlich sehr klug. Und es hat ihm große Beliebtheit eingetragen. Dank der Kriegszüge und, eh, dieser Beliebtheit war er nach dem einen Jahr so reich, daß er seine eigenen Schulden - das, was Crassus nicht übernommen hatte - tilgen konnte. Wir, die Soldaten, haben auch ganz gut Beute gemacht und ihm den Titel Imperator gegeben.«
    Danach, sagte er, habe er alles wieder nur aus der Ferne mitbekommen oder später gehört. Caesar habe für seine Siege in Hispanien einen Triumph gewollt, wollte sich aber auch um das Konsulat bewerben. Der Triumphator

Weitere Kostenlose Bücher